Klangerlebnisse von morgen

0
1160

Klangerlebnisse der Zukunft kann man bereits heute kennen lernen, und zwar im Fraunhofer Institut für digitale Medientechnologie (IDMT) in Ilmenau. Landrat Konrad Gießmann und IHK Vize-Präsident Reimund Lehmann schauten am Dienstag (14. Januar) auf Einladung des Institutsdirektors Prof. Dr.-Ing. Karlheinz Brandenburg zu einem Arbeitsbesuch vorbei.

Der Entwickler des MP3-Datenformats, das die Musikindustrie revolutionierte, führte den Gothaer Gästen die Arbeits- und Forschungsbereiche vor. Rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das IDMT in seinen Standorten Ilmenau, Erfurt und Oldenburg. Inhaltlich dreht sich nahezu alles rund um die Signalverarbeitung von Tönen und Geräuschen. Wenngleich der Forschungsschwerpunkt eher software- als hardwareorientiert angelegt ist, sind die künftigen Einsatzgebiete der hier entworfenen Technologien alles andere als abstrakt: Zur Marktreife entwickelt haben die Spezialisten etwa eine Software zum Erlernen eines akustischen Instruments wie Trompete, Blockflöte oder Gitarre.

Angehende Musiker agieren mit dem Mikrofon vor dem Computer, der die Notenfolgen einblendet oder bei Bedarf auch aus Musikdateien heraus erstellt. Andere Forschungen erstrecken sich auf Raumklangsysteme für die HiFi-Ausstattung von künftigen Automobilgenerationen oder auf Flachlautsprecher, die im Design eines Wandbilds nur wenige Zentimeter Stärke aufweisen und dennoch ein volles Klangbild inklusive satter Bässe für Heimanwendungen bieten.

Für eine naturgetreue Audiowiedergabe in großen Räumen haben die Fraunhofer-Spezialisten das Spatial-Soundwave-Konzept ersonnen, dessen richtungsgerechte Wiedergabe ein räumliches Hörerlebnis unabhängig vom Standort ermöglicht. Bei Konzerten oder Theateraufführungen bedeutet das bspw. eine im gesamten Raum einheitliche Akustik unabhängig vom Sitzplatz des Zuhörers. Eine solche Technologie wäre auch für das Gothaer Ekhof-Theater einsetzbar, selbstredend ohne den historischen Raum durch Boxen- oder Kabelgewirr zu verunstalten.

Vielversprechende Vorgespräche habe es bereits gegeben, teilten die Ilmenauer Akustikexperten mit, diese seien dann aber nicht fortgesetzt worden. Landrat Konrad Gießmann griff das Thema auf und sagte zu, sich dafür einzusetzen, den Kontakt zur Stiftung Schloss Friedenstein wieder herzustellen. „Der Besuch im IDMT war eine kleine Reise in die Zukunft“, resümierte Landrat Konrad Gießmann. Das Forschungsinstitut sei eine Perle des Freistaats Thüringen, die international ausstrahle und mit ihren Entwicklungen neue Märkte und Geschäftsfelder erschließe. Jede Region, die eine solche Einrichtung vorzuweisen hat, könne sich glücklich schätzen.

Foto: Kleines Mikrofon, reflexionsarmer Raum:  Prof. Dr.-Ing Karlheinz Brandenburg (l.) und Dr.-Ing. Daniel Beer (2. v. l.) erklären Landrat Konrad Gießmann und IHK-Vizepräsident Reimund Lehmann (r.), wie im resonanzarmen Raum die Wirkungsweise von Boxen und anderen Schallquellen analysiert werden kann.