Konkrete Ziele für Klimaschutz auf lokaler Ebene

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Ein auf die regionalen Belange und Besonderheiten abgestimmtes Klimaschutzkonzept kann der Landkreis Gotha nun vorweisen. Das in einjähriger akribischer Detailarbeit erstellte Werk wird in einer für jedermann öffentlichen Abschlussveranstaltung am Montag, 28. Oktober, um 18 Uhr im Gothaer Spohrsaal (Reinhardsbrunner Str. 23) vorgestellt.

Rund 110.000 Euro inklusive einer Bundesförderung von knapp 72.000 Euro ließ sich der Landkreis die Analyse und den darauf basierenden Maßnahmenkatalog kosten. Zielstellung war, auf lokaler Ebene Möglichkeiten zur Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes, zur Senkung des Energieverbrauchs und zur Erhöhung des Anteils erneuerbaren Energien zu identifizieren.

Vorreiter in Mittelthüringen

„Wir sind damit der erste Landkreis in Mittelthüringen, der ein solches Konzept aufzuweisen hat“, sagt der für Kreisentwicklung verantwortliche Erste Beigeordnete Helmut Marx stolz. Er würdigte damit auch die Weitsicht des Kreistages, den Eigenanteil für ein solches Rahmenwerk freizugeben. Schließlich bringt das Papier neben den hehren Zielen bei Einsparung und Verbrauch auch mittelfristig realisierbare Vorteile, etwa bei der Akquise von Fördermitteln. „Wir haben das Konzept natürlich auch auf die Kommunen im Landkreis ausgelegt“, sagt Marx, „dass diese bei der Nutzung von Förderprogrammen, die ein Klimaschutzkonzept voraussetzen, hierauf zurückgreifen können.“

Dem Kriterium Klimaschutz misst Marx eine steigende Relevanz bei: Bereits heute setzen etwa verschiedene Sanierungsrichtlinien mit energetischer Perspektive im Städtebau das Vorliegen eines solchen Plans voraus; bei der Einstellung eines kommunalen Klimaschutzmanagers wäre es ebenso Pflicht.

Passende Ergänzung bisheriger Anstrengungen

„Das Klimaschutzkonzept flankiert unsere bisherigen Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs wie der Emissionen und erweitert die Perspektive“, so Helmut Marx. Er verweist darauf, dass der Landkreis nahezu das komplette Konjunkturprogramm II von 2009-2011 im Wert von rund zehn Millionen Euro dazu nutzte, die Energieeffizienz in Schulen und Verwaltungsgebäuden nachhaltig zu verbessern. Hinzu kämen die Vermietung von Dachflächen kreiseigener Liegenschaften für Photovoltaikanlagen, der konsequente Einsatz von regenerativen Energieträgern bei Neubauten (bspw. Sporthallen Tonna, Kooperative Gesamtschule) sowie der Bezug von grünem Strom, der weder aus fossilen Energieträgern noch aus Atomkraft gewonnen wird.

Lokale Zielvorgaben analog der Landes- und Bundespolitik

Erstellt wurde das Klimaschutzkonzept federführend vom Amt für Bauverwaltung und Kreisentwicklung, der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG, Regionalbüro Weimar (DSK), sowie bei deren Partner, der Energie Vision Franken GmbH Bamberg (EVF). Als Richtschnur nutzten sie die Zielvorgaben des Bundes bzw. des Landes Thüringen, um eigene Arbeitsziele zu definieren. Danach sollen im Jahr 2020 eine Senkung des Energieverbrauchs um ein Fünftel gegenüber 2010, eine Verringerung der CO2-Emissionen um 35 Prozent sowie die Erhöhung alternativer Energieformen am Gesamtmix der Region auf 45 Prozent gesteigert werden.

Um Strategien zu erarbeiten, wie diese ambitionierten Ziele erreicht werden könnten, bedurfte es akribisch Recherchearbeit im Detail. Im Rahmen der Erstellung wurden Daten von Kommunen, Unternehmen und Privathaushalten erhoben. „Damit ähnelt das vorliegende Werk einer Pionierleistung, hat es doch bislang keinen vergleichbar umfassenden Überblick zu Energieverbrauch und Emissionen, aber auch zur Nutzung erneuerbarer Energien in der Summe für unsere Region gegeben“, würdigt Helmut Marx den Aufwand.

Nicht zuletzt erforderte das ehrgeizige Vorhaben eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit. „Es war und ist uns wichtig, dass dieses Kompendium zum Klimaschutz nicht vom grünen Tisch aus, sondern gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den relevanten Akteuren der Region erarbeitet wurde“, sagt Marx. Zahlreiche Workshops mit Experten, bürgeroffene Diskussions­runden sowie eine umfangreiche Erhebung per Fragebogen in den Modellkommunen Gotha, Dachwig, Günthersleben-Wechmar, Leinatal und Ohrdruf sichern ab, dass die gewonnenen Daten und Empfehlungen auf einer breiten Basis ruhen.

Zielgruppengerechte Handlungsempfehlungen

In der Auswertung der erhobenen Datenmengen zeigen die Autoren des Konzepts eine Vielzahl von Handlungsempfehlungen an unterschiedliche Zielgruppen auf. Während die Umstellung von kommunalen Straßenbeleuchtungen und privaten Haushalten in Richtung LED-Technik nun keine überraschende Maßnahme darstellt, sind die empfohlene Überarbeitung des Brachenkatasters unter Klimaschutzaspekten oder die Förderung von Smart-Grid-Initiativen zur Entwicklung von intelligenten wie dezentralen Möglichkeiten zur Stromversorgung vor allem langfristig angelegte Handlungsfelder, die erst in Zukunft Früchte tragen können. Neben allgemein gehaltenen Empfehlungen gibt es auch spezifische Hinweise für einzelne Städte und Gemeinden.

Ab Ende Oktober steht das Konzept im Netz unter: www.klimaschutz-gotha.de