Mit insgesamt 104.000 Euro fördert der Landkreis Gotha im Jahr 2011 die Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstelle in Trägerschaft des Thüringer Arbeitslosenverbands. Landrat Konrad Gießmann hat heute den symbolischen Zuwendungsbescheid an die Leiterin der Einrichtung, Ursula Wehner, übergeben.
Der Betrag dient zur Finanzierung von Lohn- und Sachkosten, damit die Einrichtung ihre Tätigkeit fortsetzen kann. Wie wichtig diese ist, zeigt die Entwicklung: Die Beratungsstelle in der Kreisstadt hat 2010 insgesamt 1.047 Klienten betreut, die ihren Verbindlichkeiten kaum oder nicht mehr nachkommen konnten.
Trotz spürbaren Wirtschaftsaufschwungs waren das 22 Fälle mehr als noch im Krisenjahr 2009. Auch die Zahl der Schuldner, die mehr als 20 Gläubiger aufweisen, ist gegenüber dem Vorjahr um 22 auf 126 Betroffene gestiegen.
In 586 Fällen bezog sich die Arbeit der Einrichtung auf tatsächliche Insolvenzberatungen (2009: 558). Bei weiteren 461 Klienten leisteten die Mitarbeiterinnen allgemeine Schuldnerberatung (2009: 467). Dabei ist 2010 der Anteil der Insolvenzberatungen am Gesamtaufkommen von 54,4 Prozent auf 55,97 Prozent weiter angestiegen. Doch wo Schatten, da auch Licht: 2010 konnten mithilfe der Beratungsstelle 44 Familien das Kapitel Schuldendienst gänzlich hinter sich lassen; weitere 30 Familien erzielten eine erfolgreiche Teilregulierung.
Für den anhaltenden Trend sehen die Beraterinnen ein Ursachengeflecht, bei dem geringes Einkommen, Arbeitslosigkeit Wissens- und Erfahrungsdefizite sowie Konsumverhalten im Zusammenhang stehen. Häufig wird der Einstieg in die Überschuldung durch persönliche Probleme ausgelöst. Als stetig zunehmendes Risiko sehen die Beraterinnen um Ursula Wehner den allzu sorglosen Umgang mit verlockenden und teilweise unseriösen kostenpflichtigen Internetangeboten an.
Obwohl 2010 mehr Klienten eine reguläre Beschäftigung finden konnten als in den Vorjahren, trug das nur wenig zur Entspannung der jeweiligen persönlichen Situation bei: In der Regel erzielten die Schuldner als Leiharbeiter derart geringe Einkommen, so dass sich die Chancen auf Rückzahlung nicht verbessert haben.
„Jeder kann einmal – egal ob mit oder ohne eigenes Zutun – in die Schuldenklemme geraten. Umso wichtiger ist es, dann auf kompetente und unabhängige Hilfe zählen und diese auch kostenlos in Anspruch nehmen zu können“, so Landrat Konrad Gießmann. Seit 1992 finden ver- oder überschuldete Haushalte und Einzelpersonen in der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstelle des Thüringer Arbeitslosenverbands e. V. einen Anlaufpunkt, der kostenfreie und neutrale Hilfe bietet.
Die Mitarbeiterinnen sind inzwischen in neuen Räumen in der August-Creuzburg-Str. 17 sowie telefonisch unter der 03621 403208 oder 404507 erreichbar. Zum offenen Sprechtag kann jedermann – außer am ersten Donnerstag im Monat – donnerstags von 9 bis 11 und 13 bis 15 Uhr ohne vorherige Anmeldung erscheinen; bei anderen Terminwünschen bitten die Beraterinnen um vorherige Vereinbarung.
Publiziert: 2. Mai 2011, 19.02 Uhr