Lebensweltorientierung in der Sozialen Arbeit in neoliberalen Zeiten

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Am 19. Oktober hält Prof. Dr. Hans Thiersch, Tübingen, um 17.00 Uhr einen Vortrag im Medienstudio der Fachhochschule Jena. Er referiert im Rahmen  der Ringvorlesung des Fachbereichs Sozialwesen „Das Politische im Sozialen“ zum Thema „Lebensweltorientierung in der Sozialen Arbeit in neoliberalen Zeiten.

Das Konzept Lebensweltorientierung der sozialen Arbeit ist in den 1970er/1980er Jahren ausgebildet worden. Inzwischen haben sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Zeichen des neuen Primats der Ökonomie, des Neoliberalismus und Neokonservativismus verändert, soziale Probleme werden entthematisiert, privatisierend moralisiert und technisiert. Ist das Konzept Lebensweltorientierung damit obsolet geworden?

Hans Thiersch sucht die These zu belegen, dass das Konzept auch in den gegenwärtigen Bedingungen ein notwendiger, strukturierender und weiter treibender Beitrag zur Entwicklung einer auf Gerechtigkeit in der Gesellschaft zielenden Sozialen Arbeit ist. Dazu müssen – zum einen – die Grundstrukturen verdeutlichend profiliert werden, zum zweiten muss dies Konzept dezidiert ausgewiesen werden, gegen vielfältige Formen der Missverständnisse, Verkürzungen und vor allem gezielten Umnutzungen und Enteignungen. Schließlich muss es für neue Aufgaben neu ausformuliert werden. So, aber nur so, in einer zugleich selbstkritischen und produktiven Weiterentwicklung, kann  es einen Beitrag zur Identität sozialpädagogischen Denkens leisten.

Hans Thiersch (geboren 1935), lehrte in Kiel und Tübingen und ist seit 2002 emeritierter Professor für Erziehungswissenschaft und Sozialpädagogik. Hans Thiersch hat Ende der 1970er Jahre den Begriff der Lebensweltorientierung in der sozialen Arbeit geprägt. Er ist damit einer der wichtigsten Protagonisten einer sozialpolitisch verankerten Sozialen Arbeit. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Theorie der Sozialpädagogik, alltagsorientierte Sozialpädagogik, welche er begründete, Beratung und Heimerziehung.

Von 1978-82 war er Mitglied des Vorstands und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Er ist Mitglied im Kuratorium des Wissenschaftlichen Beirats des Deutschen Jugendinstituts in München, Mitglied der Sachverständigenkommission des 8. Jugendberichts (1990), Vorsitzender der Jugendhilfeeinrichtung „Tübinger Verein für Sozialtherapie – Martin-Bonhoeffer-Häuser e.V.“ und Vorstandsmitglied der „Drogenhilfe Tübingen e. V.“. Sein Konzept der Lebensweltorientierung wurde besonders in den neunziger Jahren in den Theorien sozialer Arbeit strukturbildend und ist bis heute von immenser Bedeutung.

FH Jena, Haus 5, Etage 3, Raum 05.03.11 (Medienstudio)

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