„Memories“ und Zukunftsmusik

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Mit einem Präludium von Johann Sebastian Bach, gespielt vom Pianisten Jürgen Hoffmann aus Gotha, auf dem Steinway-Flügel im Rokokosaal des Landhauses Studnitz in Wechmar, begann der Festakt des Wechmarer Heimatvereins anlässlich seines 30jährigen Bestehens. Auf den Gründungstag genau vor dreißig Jahren füllte sich am 2. November 2012 der Festsaal mit Mitgliedern, Freunden, Förderern und Sponsoren. Der Saal konnte gar nicht alle Festgäste fassen, so dass selbst im Levin-Clauß-Saal nebenan, die Ehrengäste dem Programm lauschten.

Vereinsvorsitzender Knut Kreuch begrüßte und freute sich besonders, dass Landrat Konrad Gießmann, der dem Verein seit dem 1.Gesamtdeutschen Bundestrachtenfest 1994 verbunden ist, der Einladung des Vereins gefolgt war. Dr. Hans Hochberg, selbst seit 20 Jahren im Verein,  vertrat die Gemeinde Günthersleben-Wechmar, die die Arbeit der Heimatfreunde mit einer finanziellen Zuwendung förderte.

Am Beginn des Festaktes erklang das Lied „Memory“ und die Gedanken gingen zu Alfred Filler, Werner Herold. Arthur Prauße, Heinz und Marta Armstroff, Karsten Volkenanndt, Lothar Hastolz, Horst Kreuch, Ernst Bernhard und Jutta von Studnitz, Herbert Möller, Helmut Herz, Rüdiger Freiherr von Wechmar, Martina Riede, Hildegard Krause, Horst Rebmann, Resi Heinemann, Dieter Vogel und Willi von Pein, Thekla Herz und Ehrenvorstand Lothar Hartung, die den Verein mit aufbauten und deren Lebensweg sich bereits vollendete.

In einer humoristischen, mit vielen Details aus dem Vereinsleben gespickten Festrede überraschten Natalie Kreuch und ihr Vater die Festgäste.

Die Chronik des Vereins füllt inzwischen dutzende Bände, doch die zwei schafften es, das aktive Vereinsleben unter der Überschrift „Bei uns gibt es kein ICH, hier gibt es kein IHR, bei uns heißt es stets nur gemeinsam WIR; wer das nicht akzeptiert, dies vertraute DU, kehre uns bitte den Rücken, denn der gehört bei uns nicht dazu“ in zwanzig Minuten zu packen. Letztendlich stellte Natalie fest „Papa, wenn Du mal kein Lust mehr hast auf Verein, hier steht Sie, deine Nachfolgerin die Natalie, denn das eine Frau einmal steht an der Spitze in diesem Verein der Tracht, da hat vor 30 Jahren bestimmt noch keiner dran gedacht.“ Somit braucht sich der Verein um Zukunftsperspektiven eigentlich gar keine Sorgen zu machen!

Landrat Konrad Gießmann würdigte die Arbeit des Vereins in zwei Weltsystemen und stellte heraus, dass der Verein zu den exklusiven Aushängeschildern des Landkreises gehört und mit seiner Arbeit ein wahrer Kultur-Botschafter der Region im In- und Ausland ist.

Anlässlich des Geburtstages hatte sich der Wechmarer Heimatverein einen ganz besonderen Wunsch erfüllt. Im August 1995 schenkte Botschafter Rüdiger Freiherr von Wechmar dem Heimatverein das erste Portrait einer langen Ahnengalerie mit Bildern der Freiherren und Freifrauen von Wechmar. Diese einst auf den einzelnen Besitzungen der Familie von Wechmar verwahrten Ahnenportraits waren zuletzt in einer Privatwohnung in Wiesbaden und sollten 1995 nach dem Tode der letzten Besitzerin in der großen Familie verteilt werden. Da sich niemand fand, der alle Bilder wollte, kam Rüdiger Freiherr von Wechmar auf die Idee, die Bilder dem Heimatverein zu schenken, der die Schenkung gern annahm. Im Jahre 1996 transportierte Wilfried Freiherr von Wechmar weitere 14 Bilder in dem Bach-Stammort, die dort mit seiner Unterstützung erstmalig in einer Ausstellung gezeigt werden konnten. Nach der Restaurierung des Landhauses Studnitz kamen die Bilder dort zu einer repräsentativen Aufhängung.

Durch Krieg und ungünstige Lagerung bis 1995 befanden sich die teilweise großformatigen Ölbilder in sehr schlechtem Zustand und mussten dringend restauriert werden. Die Regionalstiftung der Kreissparkasse Gotha und die Tochter des letzten Besitzers, Marieluise Freifrau von Wechmar-Göbel, machten es mit einem fünfstelligen Betrag möglich, dass die Berliner Restauratorin Sieglinde Timm die Bilder restaurieren konnte und sie nun in einer bisher nicht gekannten Schönheit von Bild und Rahmen besichtigt werden können. Ein Bild ihres Vaters Albrecht stiftete Marieluise Freifrau von Wechmar-Göbel noch zusätzlich zu den bereits vorhandenen Bildern.

Mit Hilfe von Susanne von Wechmar, der Witwe Rüdiger Freiherr von Wechmars, ist es im Jahre 2011 gelungen, die fehlenden Portraits zu erhalten und Kopien anzufertigen. Diese Kopien zeichnete in höchster Qualität die Künstlerin und Illustratorin Natali Schmidt aus Gotha und schenkte sie dem Wechmarer Heimatverein. Damit sind jetzt in der Ausstellung „Der Bilderschatz der Freiherren von Wechmar“ siebenundzwanzig Bilder dauerhaft ausgestellt und die Ausstellung wird weiter wachsen.

Höhepunkt des neunzig minütigen Festaktes waren sicherlich die Ehrungen verdienter Mitglieder. Der Thüringer Landestrachtenverband e.V. ließ es sich nicht nehmen seine höchste Auszeichnung an vier Mitglieder zu vergeben. Mit der Thüringer Trachtenmedaille in Gold konnten die Regisseurin der Veit-Bach-Festspiele seit dem Jahre 2000, Antje Körbs, der verdienstvolle Wechmarer Altbürgermeister und Förderer des Vereins, Horst Ehrhardt, die Stifterin Marieluise Freifrau von Wechmar-Göbel und das langjährige Vorstandsmitglied Elisabet Hochberg geehrt werden.

Anlässlich seines Jubiläums hat der Wechmarer Heimatverein eine eigene Auszeichnung mit dem Namen „Hans-Adam-von-Studnitz-Medaille“ gestiftet, die alle fünf Jahre an aktive Mitglieder verliehen werden kann, die sich mindestens seit zwei Jahrzehnten für den Wechmarer Heimatverein engagieren. Welcher Verein kann von sich schon sagen, dass er sechsundzwanzig von 126 Mitgliedern sein eigen nennt, die mehr als zwanzig Jahre aktiv im Verein engagiert sind. Zu den Geehrten zählen die Gründungsmitglieder Hannelore Körbs, Marlis Peters, Wolfgang Herz und Knut Kreuch. Weiterhin Ingeborg Stier, Karl-Heinz Stichling und Renate Schneider seit 29 Jahren, seit achtundzwanzig Jahren sind es Egon Herz und Anita Volkenanndt, Monika Kreuch, Werner Kästner, Gudrun Röder und Grit Schack engagieren sich seit 26 Jahren, Ilse Hartung und Werner Kästrner tun dies seit 23 Jahren, 1990 fanden Ute Bergmannm, Ina Lesch, Gudrun und Irona Stichling den Weg in den richtigen Verein, so wie im Jahre 1991 Sigrid Honauer und Antje Körbs. Und zum ersten großen Trachtenfest vor zwanzig Jahren folgten ihnen Horst Ehrhardt, Elisabet und Dr. Hans Hochberg, Bärbel Kreuch und Adelheid Rebmann.

Das der Wechmarer Heimatverein noch wachsen kann, dass bewiesen gleich drei Neueintritte anlässlich des Jubiläums. Herzlich begrüßt werden konnten Annette Weber, Mario Löffler und der zwölfjährige David Mäder, der damit den Spuren seiner Eltern und seiner Großeltern folgt, die alle seit vielen Jahren aktive Mitglieder des Vereins sind.  

Der Abend durfte nicht zu Ende gehen, ohne das der 2.Vorsitzende Wolfgang Herz noch einmal das Wort ergriff und seinem 1.Vorsitzenden und Freund Knut Kreuch mit einer kleinen Ansprache zu überraschen. „Die 30 Hufeisen und mehr, die wir damals zusammen gesammelt haben für unser erstes Museum, haben unserem Verein Glück gebracht, weil Du sie immer richtig aufgehangen hast…“ waren seine Worte an einen sichtlich gerührten Vereinschef. Zum Dank darf Knut Kreuch mit Frau Bärbel für einen Tag zum Musical nach Berlin entschwinden, um als Dankeschön seines Vereins für 30 gemeinsame Jahre mit neuen Ideen zurück zu kehren.

Auch Eva Kowalewski, die Projektmanagerin des Thüringer Landestrachtenverbandes mit Geschäftssitz im Landhaus Studnitz, erhielt einen lange verdienten blumigen Gruß und kleinen literarischen Dank des Hauseigentümers, da sie besonders für die Mitglieder des Wechmarer Heimatvereins immer ein offenes Ohr und eine helfende Hand besitzt.

Noch einmal spielte Jürgen Hoffmann, dieses Mal das Lied „Hinterm Horizont geht’s weiter“ und für alle im Saal war klar, mit dem Wechmarer Heimatverein kann man auch im nächsten Jahrzehnt rechnen, wenn es gilt mit den Vereinen in Wechmar, mit der großen Thüringer Trachtenfamilie zusammenzustehen um Tradition und Brauchtum im Heimatort und in Thüringen zu wahren.

Den Abschluss eines wunderschönen Tages bildete ein Festschwof im von Anita Volkenanndt mit Blumen, Blüten und Gräsern liebevoll geschmückten Gemeindesaal von Wechmar. Gemeinsam mit 150 Mitgliedern, Freunden und Förderern des Vereins feierten die Heimatfreunde bis tief in Nacht. Vorstandsmitglied Grit Schack und die neue Wechmarer Kirmesgesellschaft versorgten die Gäste mit Getränken aus der Brauerei Gotha, mit der der Verein seit zwei Jahrzehnten eine intensive Partnerschaft pflegt.
Sehenswert an diesem Abend auch eine eindrucksvolle, in stundenlanger Kleinarbeit gebastelte  Bildpräsentation von Siegmar Gleichmar mit Fotos zum Staunen, auf denen man sich selbst kaum wieder erkannte, so hat der Mensch und der Ort sich verändert, in dreißig Jahren Vereinsgeschichte.

Nicht nur das von Schatzmeisterin  Anita Liebezeit organisierte geschmackvolle Buffet der Gothaer Fleischerei Urban, sondern auch ein Geschenk des Thüringer Landestrachtenverbandes überraschte die Festgäste, denn die Wechmarer Mühlenpfeiffer, eine vor vier Jahren gegründete Dudelsackgruppe spielte gemeinsam mit der Arnstädter Musikband „Sunrider“ internationale Titel aus der Rockszene und bei dem Lied „Über sieben Brücken musst du gehen …“ war der Saal nicht mehr zu bremsen, brach in Jubel und Beifall aus. Ein Projekt der Zukunft, was sicherlich ausgebaut werden kann.

„Was unser Wechmarer Heimatverein in all den Jahren vollbracht, daran hat vor 30 Jahren noch keiner gedacht…..“ war das von vielen Mitgliedern und Gästen bestätigte Resümee des Jubiläumstages.