„Mit Hühnern und Hasen beim Tee“ – Porzellanausstellung

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Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha bewahrt eine Sammlung von fast 3.500 europäischen Porzellanen des 18. bis 20. Jahrhunderts. Der Bestand an Meissener Porzellanen umfasst etwa 600 Stücke und geht zu einem großen Teil auf  die Sammelleidenschaft der Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg zurück.

Forschungen zu dieser Gothaer Herzogin stellen meist  ihre philosophischen und literarischen Interessen wie auch ihre umfangreichen Korrespondenzen mit Voltaire und anderen namhaften Vertretern der Aufklärung in den Mittelpunkt. Weniger bekannt ist jedoch, dass die „schöngeistige“ Fürstin auch einer weiteren Leidenschaft frönte: sie sammelte Porzellan. Als sie am 22. Oktober 1767 im Alter von 57 Jahren verstarb, hinterließ sie eine beachtliche Sammlung von 1.300 Porzellanen.

„Sammler sind glückliche Menschen“ – bemerkte Johann Wolfgang von Goethe, der die Gothaer Herzogin zwar nicht mehr persönlich kennengelernt hat, später jedoch eng mit deren beiden Söhnen Ernst und August befreundet war. Und Luise Dorothea scheint eine sehr glückliche Sammlerin gewesen zu sein, die nicht nur mit, sondern auch in ihrer Porzellansammlung gelebt hat. Aus einem im Thüringischen Staatsarchiv bewahrten Inventar weiß man, dass die Privatgemächer der Herzogin wie auch das Porzellankabinett des Schlosses Friedenstein über und über mit dem weißen Gold aus Meißen, aber auch mit kostbaren chinesischen und japanischen Exportporzellanen ausgestattet waren.

Allein im Porzellankabinett ließ Luise Dorothea etwa 900 Einzelstücke aufstellen. Im Inventar der Frau Herzogin ist auch eine stattliche Reihe der begehrten Kaendler’schen Tierfiguren vermerkt, die Luise Dorothea meist auf den Leipziger Ostermessen erworben hatte. Johann Joachim Kaendler, seit 1730 Hofbildhauer in Dresden und ein Jahr später an die Meissener Manufaktur berufen, gilt als einer der bedeutendsten Porzellanmodelleure des 18. Jahrhunderts.

Bereits in den ersten Jahren seiner Tätigkeit in Meißen machte er mit naturalistisch äußerst präzise gestalteten Tierskulpturen, die August der Starke für sein Japanisches Palais in Auftrag gegeben hatte, Furore. Neben den zum Teil lebensgroßen Figuren von Tauben, Eichelhähern, Krähen, Fasanen, Perlhühnern, Bachstelzen, Papageien und Kakadus, besaß Luise Dorothea laut Inventar auch „Hühner mit Kuggen und Jungen, zugleich Thee Kannen“ und „Indianische Vögel, ebenfalls Thee Kannen“ – alle ausgeformt nach den extravaganten Modellen Johann Joachim Kaendlers.

Obwohl eine Vielzahl der zerbrechlichen Stücke nach dem Tod der Herzogin – und später insbesondere in der Zeit der Nachkriegswirren 1945/46 – zu Bruch ging oder abhanden kam, ist der heute in den Kunstsammlungen der Stiftung Schloss Friedenstein bewahrte Bestand an Meissener Porzellanen noch immer beachtlich und sehr qualitätvoll. Die kostbarsten Stücke werden seit Oktober vergangenen Jahres im neu eröffneten Herzoglichen Museum präsentiert.

Neben den Hennen- und Hahnenkannen, findet man in der Dauerausstellung auch Exemplare in Eichhörnchengestalt und eines in Form einer Affenmutter mit zwei Jungen. Bei seinen Entwürfen für die Hahnenkannen, ließ sich Kaendler von chinesischen Keramiken aus der Sammlung Augusts des Starken inspirieren. Eines der im Herzoglichen Museum ausgestellten Exemplare trägt einen kleinen Hasen auf seinem Rücken, der zugleich den Knauf des Kannendeckels bildet. Hahn und Hase gehören zu den chinesischen Tierkreiszeichen und gelten als Glücksbringer.

Ute Däberitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, spricht in ihrem Vortrag am kommenden Donnerstag, 3. April 2014, 19 Uhr, über die Geschichte der Meissener Porzellansammlung und stellt die schönsten wie auch die kuriosesten Stücke vor.

Führung und Vortrag  – Meissener Porzellane aus der Sammlung Herzogin Luise Dorotheas von Sachsen-Gotha-Altenburg (1710-1767)“
Donnerstag, 3. April 2014, 19 Uhr
Herzogliches Museum Gotha
Ute Däberitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Eintritt: 5,00 Euro, erm. 2,50 Euro

Foto:
Kakadu, Porzellan, Meißen, um 1737
© Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Lutz Ebhardt