Museum erhält zeitgemäßen Namen

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Im Rahmen der Umstrukturierung der Gothaer Museumslandschaft im Rahmen des Masterplanes „Barockes Universum Gotha“ wird das Museum für Regionalgeschichte und Volkskunde Gotha den neuen Namen Historisches Museum Gotha erhalten.

Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha möchte auf diese Weise die umfangreichen historischen und volkskundlichen Sammlungen mit einem Namen präsentieren, der zeitgemäß und einem weit gereisten Publikum unmittelbar verständlich ist. Das Historische Museum steht in einer Reihe mit dem Museum der Natur, dem Schlossmuseum, dem Ekhof-Theater und dem Herzoglichen Museum mit den Kunstsammlungen. Unter dem Dach der Stiftung werden in Zukunft diese fünf Einrichtungen nach außen stärker in Erscheinung treten.

Das Historische Museum Gotha hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Nachdem es seit 1894 verstärkt Bemühungen gegeben hatte, die Geschichte Gothas und des Gothaer Landes nicht nur zu erforschen, sondern auch in Form von Ausstellungen anschaulich zu präsentieren, wurde schließlich am 15. April 1928 das Heimatmuseum Gotha gegründet. Damals wie heute befanden sich die Ausstellungsräume im Westturm von Schloss Friedenstein. Das spätere Museum für Regionalgeschichte und Volkskunde überstand im Verlaufe seines Bestehens viele Krisen und auch kriegsbedingte Verluste. Es wurde zwischenzeitlich aufgelöst, das Personal entlassen und wieder eingestellt, die Sammlungen einmal dem Herzoglichen Museum, dann wieder dem Naturkundemuseum zugewiesen. Die Gründung der Museen der Stadt Gotha 1968, denen neben dem Heimatmuseum das Schlossmuseum, das Naturkundemuseum sowie die „Gedenkstätte Gothaer Parteitag 1875“ (heute „Tivoli“) angehörten, beruhigte die strukturellen Turbulenzen. Diese Entwicklung setzte sich mit der Gründung des Eigenbetriebes „Gotha-Kultur“ 1995 sowie der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha im Jahre 2004 fort.

1894 gründete sich eine Vereinigung, die anlässlich der in Gotha stattfindenden Tagung des Vereines für Thüringische Geschichte und Altertumskunde im Oktober 1895 eine erste Ausstellung archäologischer Funde im Herzoglichen Museum präsentieren konnte. Als Referenz an den großen Verein nannte man sich „Vereinigung für Gothaische Geschichte und Altertumsforschung“. Die Ziele des Vereins bestanden darin, vor allem Volks- und Landeskunde zu betreiben und die Ergebnisse in einer Publikation zusammenzufassen, die ab 1897 in Jahresbänden auch erschien. Gleichzeitig entstanden umfangreiche Sammlungen zur Heimatgeschichte.

Bedeutende Persönlichkeiten wirkten im Verein mit, die durch ihre Publikationen auch heute noch dem interessierten Heimatfreund geläufig sind: Der Lehrer am Oberlyzeum Louis Schmidt, der Versicherungsbankarzt Prof. Dr. Georg Florschütz, Pfarrer Karl Lerp, Geheimrat Heinrich Heß, die „Thüringer Waldfrau“ Luise Gerbing, Seminarlehrer Max Berbig, Pfarrer Paul Baethcke sowie die Gymnasial-Professoren Dr. Max Schneider und Rudolf Ewald.

Der Erste Weltkrieg brachte zwar alle Bemühungen fast zum Erliegen, regte aber auch eine verstärkte Sammlungspolitik an, um Verluste an Kulturgut zu verhindern. 1924 erging unter dem Oberbürgermeister a. D. Otto Liebetrau ein Aufruf zur Gründung des Heimatmuseums, für das Exponate eingebracht werden sollten. Alle eingehenden Stücke fanden im Westturm des Schlosses Friedenstein Aufstellung, wo sich das Museum auch heute noch befindet. Die offizielle Eröffnung des neuen Museums erfolgte jedoch erst vier Jahre später mit der archäologischen Abteilung unter Prof. Florschütz. Die kulturkundliche Abteilung präsentierte der Verein 1930. Sie basierte auf den Sammlungen des Direktors der Reyher-Schule, Karl Kohlstock (allgemeine Kulturgeschichte) sowie des Waltershäuser Kaufmanns Bruno Kestner (überwiegend Trachten, durch Luise Gerbing bearbeitet). Spenden der Gothaer Bevölkerung bereicherten sie. Besonderes Verdienst erwarben sich Max Berbig (1856-1926) und der Buchbinder Hugo Wolff (1862-1946), die als die ersten Betreuer dieses Sammlungszweiges gelten können. Das Museum sollte „… in erster Linie der Belehrung, der Bildung der Wissenschaft und der historischen Wahrheit dienen, zugleich aber sollen die Gegenstände in ästhetischen, anschaulichen und abgerun deten Bildern dem Beschauer vor Augen geführt werden“.

Das Heimatmuseum, ab 1969 Museum für Regionalgeschichte und Volkskunde, vergrößerte sich stets. Das betrifft nicht nur die Sammlungen, sondern auch die Zuweisung des Ekhof-Theaters 1952 und ab 1985 das Kartographische Museum, dessen Sammlungen es heute noch verwahrt.

Zu allen Zeiten haben sich engagierte Museumsmitarbeiter und -direktoren um die Weiterentwicklung und Präsentation der ab 1895 angelegten regionalgeschichtlichen Sammlungen bemüht, deren Spektrum von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Gegenwart reicht. Der Umfang und die Bedeutung der Sammlungen machen das Museum heute zu einem der wichtigsten seiner Art in Mitteldeutschland. Den ethischen Grundsätzen aus seiner Gründungszeit ist es heute noch verpflichtet.

Foto: Der Westturm von Schloss Friedenstein © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha

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