Nachdenken über den Krieg

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„Gewonnen war die grimme Schlacht, Die Waffen ruhen. Es sinkt die Nacht./Bei Metz im großen Leidenszelt, Liegt sterbenswund ein deutscher Held“, so beginnt Ludwig Ganghofers Gedicht „Das letzte Wort“. Geschrieben 1914, als das große Sterben des Ersten Weltkriegs seinen Anfang nahm.

Für Prof. Dr. Michael Dreyer von der Universität Jena ist Ganghofers Gedicht willkommener Anlass, über Krieg und Politik nachzudenken. Im April wird der Politikwissenschaftler jeden Werktag ein Gedicht an seine Bürotür heften, um seinen Gästen und Besuchern des Instituts einen nicht alltäglichen Zugang zur politischen Meinungsbildung zu bieten. Die Gedichte werden zudem auf der Homepage des Instituts zu finden sein: www.powi.uni-jena.de/.

Michael Dreyer lässt sich inspirieren vom „National Poetry Month“, der in den USA seit 1996 zelebriert wird. Täglich ein Gedicht heißt das Motto. Eine Anregung, die bereits seit 1999 von Kanada und seit 2000 von Großbritannien aufgegriffen wurde. Mit Blick auf 1914 und den Beginn des Ersten Weltkriegs wurde das Thema Krieg gewählt. Doch nicht nur die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, wie der Erste Weltkrieg genannt wurde, sondern auch andere Kriege sollen thematisiert werden.

„Die Gedichte werden in vielerlei Gestalt daherkommen: kurz und lang, alt und modern, in Deutsch oder der Poesie anderer Sprachen“, sagt Michael Dreyer. In jedem Fall behandeln und kommentieren sie den Krieg mit den Mitteln der Lyrik. Das reiche von jubelnder Unterstützung einer Kriegspartei bis zu pazifistischer Ablehnung jeglicher Gewalt. Deutsche und englische Gedichte werden in Originalsprache wiedergegeben, alle anderen Gedichte kommen als Original und in Übersetzung dazu. Manche Werke werden zudem kommentiert werden.

Ganghofers Gedicht endet übrigens mit den Zeilen: „Wer ihn gebar? Wen er verließ? Und wer er war? Und wie er hieß?/Wer’s wissen will, muß suchen gehen, Wo namenlose Gräber stehen.“