Neue Kabinettausstellung im Herzogliches Museum

0
1225

Was heute die WhatsApp-Nachricht ist, war früher der Fächer. Auch in Anwesenheit anderer lässt es sich damit ganz prima kommunizieren, ohne dass alle gleich etwas mitbekommen. Einzige Voraussetzung: Das Gegenüber spricht die Fächersprache und weiß, was die Dame meint, wenn sie eine bestimmte Anzahl von Stäben zeigt. Sind es beispielsweise vier, heißt das: Wir treffen uns um vier Uhr.

Sehr gut für diese Art der Kommunikation eignet sich der Briséfächer. Er besitzt im Gegensatz zum Faltfächer kein gefälteltes Blatt, sondern besteht ausschließlich aus Stäben, die unten, am sogenannten Fächerkopf, mit einem Dorn und am oberen Rand von einem Band – meist aus Seide – zusammengehalten werden. 32 dieser Briséfächer zeigt nun die aktuelle Kabinettausstellung im Herzoglichen Museum.

Unter dem Titel „Zerbrechliche Schönheiten am seidenen Band“ präsentiert die Ausstellung noch bis Ende Januar ostasiatische und europäische Briséfächer des 17. bis 20. Jahrhunderts. Sie stammen aus der Sammlung Herzog Augusts von Sachsen-Gotha-Altenburg  und der Stiftung Ute Michaels.

Elfenbein so filigran wie Klöppelspitze

Die Fächer sind aus ganz verschiedenen Materialien gefertigt: von barocken Elfenbeinarbeiten über Schildpatt, Horn, Silberfiligran und Holz bis hin zu Kunststoffen des frühen 20. Jahrhunderts. Auch Materialkombinationen – beispielsweise von Elfenbein oder Holz mit Seide und Papier – findet man bei Briséfächern aller Stilepochen.

Die Fächermacher haben die Stäbe auf ganz unterschiedliche Art und Weise bearbeitet und verziert: Feinste Deckfarbenmalereien auf Elfenbein wurden zur besseren Haltbarkeit mit Lack überzogen und sollten zudem die begehrten ostasiatischen Lackarbeiten imitieren. „Mit Hilfe von speziellen Säge- und Stanzwerkzeugen entstanden filigrane Durchbruchmuster, die Elfenbein, Schildpatt oder Horn wie zarte Klöppelspitzen erscheinen ließen“, erzählt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Ute Däberitz, die die Ausstellung konzipiert hat.

In der Zeit der Französischen Revolution produzierte man preiswerte, auch für die breite Masse erschwingliche Fächer, deren Dekore auch auf aktuelle politische Ereignisse wie den Sturm auf die Bastille Bezug nahmen. Aus den 1920er Jahren stammt der jüngste der gezeigten Briséfächer: Die höchst effektvolle Materialkombination von Kunststoff und flamingofarbenem Organza wird gemeinsam mit einem schwarzen Abendkleid aus der Kostümsammlung des Historischen Museums der Stiftung Schloss Friedenstein präsentiert.

Führungen an drei Sonntagen

Letztlich sind die Fächer nur ein kleiner Teil der Sammlung, die Stiftung Schloss Friedenstein bewahrt. Sie zählt zu den bedeutendsten musealen Fächersammlungen Deutschlands. Bereits im frühen 19. Jahrhundert unter Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg (geb. 1775, reg.1804–1822) angelegt und später noch geringfügig erweitert, umfasst sie heute annähernd 300 Fächer europäischer und ostasiatischer Provenienz des 16. bis 20. Jahrhunderts sowie einige ethnographische Exemplare des 19. Jahrhunderts aus dem Orient, aus Südostasien und aus Amerika. Im Jahr 2011 wurde die Sammlung durch eine großzügige Dauerleihgabe der Münchner Stiftung Ute Michaels um 479 Fächer aus vier Jahrhunderten erweitert.

Aus konservatorischen Gründen können die empfindlichen Stücke allerdings nicht permanent, sondern nur in zeitlich begrenzten Wechselausstellungen gezeigt werden. Im Herzoglichen Museum wurde eigens dafür ein kleiner Sonderausstellungsraum, das so genannte Fächerkabinett eingerichtet.

Hier führt Ute Däberitz an drei Sonntagen interessierte Besucher durch die Ausstellung: am 8. November, 13. Dezember sowie am 31. Januar 2016. Die Führung beginnt jeweils um 15 Uhr.

Informationen zur Kabinettausstellung:

Zerbrechliche Schönheiten am seidenen Band – Briséfächer aus China und Europa
Ab sofort bis zum 31. Januar 2016

An drei Sonntagen – jeweils ab 15 Uhr – führt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Ute Däberitz interessierte Besucher durch die Ausstellung: am 8.11. und 13.12. 2015 sowie am 31.01.2016.

Herzogliches Museum Gotha
Parkallee 15
99867 Gotha
Telefon (03621) 82 34 – 0 · Fax (03621) 82 34 – 57
service@stiftung-friedenstein.de
www.stiftung-friedenstein.de

Eintritt
5,00 Euro (erm. 2,50 Euro)

Öffnungszeiten
täglich 10 –17 Uhr,
(ab 1. November: 10 – 16 Uhr, an Feiertagen geöffnet)
Café im Museum: Di bis So, 10.30 bis 16.30 Uhr
(ab 1. November: 10.30 – 15.30 Uhr)

(Beitragsbild: Rankender Wein: Der Holzfächer stammt aus China und wurde mit Schwarzlack und zweifarbiger Goldlackmalerei verziert. Sein Hauptornament sind rankende Weinreben, das zentrale Ovalmedaillon wurde mit den Initialien „AE“ versehen. Der Fächer gelangte als Geschenk der russischen Zarin in den Besitz Herzog Augusts von Sachsen-Gotha-Altenburg. © Stiftung Schloss Friedenstein)