Niederlage im Jubiläums-Derby

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Viel vorgenommen, wenig umgesetzt, unter diesem Motto stand aus Thüringer Optik das 20. Ost-Derby zwischen den Chemnitz 99ers und Science City Jena.

Die Saalestädter unterlagen den Sachsen vor der Saison-Rekordkulisse von 2329 Zuschauern in der vollbesetzten Richard-Hartmann-Halle am Ende mit 78:85, verpassten es somit, sich für die 63:73-Hinrunden-Pleite zu revanchieren. Wie schon in den letzten Spielzeiten bei Duellen in Chemnitz verschlief Science City die Startphase um sich mit einem 12:30-Rückstand in die erste Viertelpause zu verabschieden. „Wir wollen euch kämpfen sehen“, mussten sich die Spieler der Saalestädter dann auch eine nicht unberechtigte Standpauke der gut 80 mitgereisten Fans in der ersten Viertelpause abholen. „Wir haben den ersten Abschnitt verschlafen, haben keinen guten Rhythmus gefunden, aber keiner der Jungs spielt absichtlich schlecht. Ich finde keine Erklärung dafür, warum die Mannschaft ihre gute Trainingsleistung nicht ins Spiel transportieren kann“, musste ein frustrierter Trainer Georg Eichler nach dem Spiel bilanzieren. In einer Partie, die aufgrund ihrer Entwicklung den Spielverläufen der beiden Niederlagen in Nürnberg und Göttingen fast bis aufs Haar glich, verspielte Science City nicht nur die Möglichkeit, sich für die verlorene Partie der Vorrunde zu rehabilitieren, in Folge eines durchaus möglichen Sieges in der ProA-Tabelle mit den Chemnitzern gleichzuziehen, sondern die mittlerweile fünf Jahre anhaltende Durststrecke in der Hartmann-Halle zu beenden.

Selbst dickste Geschenke der Sachsen schlug das Eichler-Team dabei aus. So hatte sich die Rotation der Mannschaft um Felix Schreier durch die Sperre des zuletzt disqualifizierten Alex Jones unter den Körben erheblich verkleinert, dennoch gaben die Thüringer die Kategorie Rebounds mit schier unglaublichen 25:47 Abprallern aus der Hand. Auch eine anfänglich katastrophale Freiwurfquote der Gastgeber wusste Science City nicht zu nutzen, verfing sich dafür in gezwungenen Einzelaktionen und technischen Fehlern.

Während sich die Thüringer zu Beginn des zweiten Viertels mit einem 21-Punkterückstand (11.Min, 12:33) konfrontiert sahen, präsentierte sich die Mannschaft erst in der Folge mit der nötigen Intensität, die von Anfang an erforderlich gewesen wäre um den Chemnitzern erfolgreich die Stirn zu bieten. Punkt um Punkt verkürzten das Team um Kapitän Christoph Roquette, zeigte nun das eigentliche Leistungspotential und hatte sich nach einen Distanzwurf von Garrett Sim parallel zur Halbzeit-Sirene wieder auf 37:47 herangekämpft.

Nach Wiederanpfiff entwickelte sich das Jubiläums-Derby zunächst zum Duell der verpassten Möglichkeiten. Mehr als drei Minuten beiderseitigen Leerlauf beendete schließlich Jenas Center Aurimas Adomaitis mit einem Freiwurf zum 38:47 (24.). Nachdem sich die Jenaer im Anschluss mit einer Energieleistung wieder bis auf 46:48 (Sim, 25.) auf Schlagdistanz bringen konnten, einen sich anschließenden Bonus-Freiwurf vergaben, kassierte man prompt einen Chemnitzer Lauf. Innerhalb von nur zwei Minuten nutzte der immer stärker auftrumpfenden Chemnitzer Flügel Alexander Rosenthal alle ihm gebotenen Freiheiten, vergrößertem mit seinen Punkten den Vorsprung der Hausherren wieder bis auf 58:50 (28.).

Nachdem sich die Hausherren im finalen Abschnitt einen komfortablen 81:64-Vorsprung erspielt hatten, blieb der Eichler-Team in der verbleibenden Spielzeit lediglich die Möglichkeit zur Ergebniskosmetik. So leuchtete ein am Ende über die Intensität und Überlegenheit des Siegers hinwegtäuschender knapper Spielstand, der sich aus Sicht der Jenaer wesentlich höher anfühlte.

SCJ: Wysocki 19, Barker 16, Jeka 16, Sim 10, Roquette 9, Adomaitis 6, Schwartz 2, Watts, Reyes-Napoles, Krumbeck, Strauß – Peric

Bericht: Tom Prager