Ohne Glück im Overtime-Krimi

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Es bleibt dabei: Die Rockets und die Gothaer Basketball-Gemeinde müssen weiterhin auf den zweiten Heimsieg in der Blauen Hölle warten. Und dabei waren sie so nah dran! Am gestrigen Freitagabend unterlagen die Oettinger Rockets Gotha in einem wahren Basketball-Krimi mit 93:98 erst nach Verlängerung gegen die MLP Academics Heidelberg (Die Gothaer Internetzeitung berichtete).

Den besseren Start in die Partie erwischten dabei die Gäste aus Baden-Württemberg, die zunächst vor allem aus der Distanz zu überzeugen wussten. Allein im ersten Viertel gelangen den Heidelbergern sieben (!) erfolgreiche Dreipunktewürfe – kein einziger Schuss ging daneben. Die Gastgeber taten sich schwer damit, die starken Heidelberger Schützen unter Kontrolle zu halten – obwohl Head Coach Marko Simic besonders vor Clint Sargent und Oliver Komarek gewarnt hatte. So liefen die Rockets von Beginn an einem Rückstand hinterher. Zum Ende des ersten Viertels (25:33) waren’s bereits acht Zähler, die erstmal aufgeholt sein wollten.

Die Gäste punkteten auch im zweiten Durchgang munter weiter und ließen in der Defense keine leichten Punkte zu, sodass die Rockets fast das gesamte zweite Viertel brauchten, um mit dem 44:44 den Spielstand wieder zu egalisieren. Um jeden Ball wurde gekämpft, sich jeder Punkt hart erarbeitet. Angetrieben von über 1.100 Zuschauern in der Blauen Hölle, bewiesen die Simic-Boys in dieser Spielphase hohe Moral und starken Einsatzwillen.

Nach überstandener Bänderdehnung gab jetzt auch Chase Griffin sein Comeback im Trikot der Rockets, und bewies mit zwei Dreiern, dass er’s noch kann. Mit einer knappen Pausenführung für die Gäste (47:49) gingen beide Mannschaften in die Kabinen.

In der Halbzeitpause schienen sich die Rockets viel vorgenommen zu haben, starteten sie doch nun eine regelrechte Offensiv-Attacke. Besonders Leo Niebuhr und Jan Lipke wussten in dieser Phase zu überzeugen und schossen die Rockets in Front. Nach einem Lipke-Dunk legte auch das Publikum nochmals einen Zahn zu – die Blaue Hölle bebte lauter als je zuvor. Doch nach dem Hoch kam das Tief. Die Rockets konnten die Gunst der Stunde nicht nutzen und gaben bis zum Viertel-Ende die Führung wieder ab (64:70).

Im Schlussabschnitt lieferten sich beide Teams dann ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit mehreren Führungswechseln, aus dem noch immer keine Mannschaft als Sieger hervorgehen sollte. Zwar hatten die Rockets in ihrem letzten Angriff die Chance, beim Spielstand von 83:83 mit einem Treffer den Sack zuzumachen, doch der Wurf von Torvoris Baker verfehlte sein Ziel. Und die Blaue Hölle erlebte ihre erste Verlängerung in ihrer ersten ProA-Saison.

Und auch jetzt waren es wieder die Academics aus Heidelberg, die besser aus den Startlöchern kamen. Mit gesundem Selbstvertrauen nahmen sie die Overtime in Angriff – einem Selbstvertrauen, dass den Gastgebern zu diesem Zeitpunkt fehlte. Einige unter Zeitdruck erzwungene Einzelaktionen führten nicht zum Ziel, und auch das nötige Wurfglück wollte sich nicht einstellen. Das hatte gestern wohl die Gästemannschaft für sich gepachtet. Trefferquoten von 48 % bei Dreiern und 82 % bei Freiwürfen sprechen eine klare Sprache. Und so fanden auch die letzten Bälle der Heidelberger ihren Weg durch den Gothaer Korb – bis zum Endstand von 93:98.

„Eine bittere Niederlage,“ sagte Rockets-Coach Marko Simic nach dem Spiel. „ Heidelberg hat heute mit sehr viel Charakter gespielt. Für uns war es sehr schwer, so lange einer Mannschaft hinterherzulaufen, sie so voller Selbstvertrauen steckt. Zwar haben wir uns sehr gut wieder ins Spiel zurückgekämpft, doch im Gegenzug war die Anzahl unserer Ballverluste mit 18 wieder viel zu hoch. Wir schauen aber jetzt nicht mehr zurück, sondern nur noch nach vorn – auf unser Auswärtsspiel gegen Jena, um die Woche mit einer positiven Bilanz abschließen zu können.“

Heidelbergs Trainer Tony Garbelotto sagte: „Machen wir uns nichts vor: Ihr habt hier ein ‚great shooting gym’ (eine großartige Halle für Schützen). Wir haben uns in der Halle sehr wohl gefühlt. Ich bin sehr froh darüber, dass wir hier gewinnen konnten. Ich glaube nicht, dass das vielen Mannschaften gelingen wird.“ Und schob ein wenig philosophierend noch ein Zitat von Düsseldorfs Trainer Murat Didin hinterher: „Die Saison ist lang. Am Ende werden diejenigen Teams erfolgreich sein, die sich vom ersten bis zum letzten Spieltag immer wieder verbessern und steigern können…“

Diesen Worten schließen wir uns vorbehaltlos an.

Oettinger Rockets Gotha – MLP Academics Heidelberg 93:98 n.V. (47:49)

Viertel: 25:33 / 22:16 / 17:21 / 19:13 / 10:15


Oettinger Rockets Gotha: Smith (11 Punkte), Griffin (6 / 2 Dreier), Watson (3 / 1), Jackson, Niebuhr (20), Kreis (1), Lathan (8), Baker (18 / 2), Selvig (5 / 1), Lipke (18), Kuppe (3 / 1)

MLP Academics Heidelberg: von Fintel, Barth (15), Heindel (3), Sargent (24 / 6 Dreier), Blackwood (6 / 2), Komarek (24 / 4), White (13), Rohde, Kuhn (8)

Zweier Gotha: 26 von 43 (60 %) Zweier Heidelberg: 22 von 39 (56 %)

Dreier Gotha: 8 von 21 (38 %) Dreier Heidelberg: 12 von 25 (48 %)

Freiwürfe Gotha: 17 von 22 (77 %) Freiwürfe Heidelberg: 18 von 22 (82 %)

Rebounds Gotha: 33 (7 Offense / 26  Defense) Rebounds Heidelberg: 31 (5 / 26)

Assists Gotha: 13 Assists Heidelberg: 11

Turnover Gotha: 18 Turnover Heidelberg: 14

Zuschauer: 1.116

Einer der stärksten Gothaer war am Samstag Jan Lipke, der insgesamt 18 Punkte markierte.
Foto: BiG / Jacob Schröter