Pleiten, Pech und Lichtblicke

0
1209

Für das Ende der sechsten Kalenderwoche hatten sich die Oettinger Rockets Gotha fest vorgenommen, eine neue Serie zu starten. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen fand eine  Pechsträhne ihre Fortsetzung, die allerspätestens jetzt beängstigende Ausmaße angenommen hat.

Am Donnerstag knickte Center Leo Niebuhr im Training um – Diagnose: Bänderriss. Prognose: mindestens drei Wochen Pause. Gestern verletzte sich zu allem Übel auch noch Derek Selvig. Der zweite Big Man der Rockets knickte ebenfalls um, so dass nunmehr insgesamt fünf Spieler auf der Verletztenliste stehen.

Die ganze Misere gipfelte am 8.2.2014 in einer Niederlage bei rent4office Nürnberg. Ihrem bisherigen Tabellennachbarn mussten sich die Gothaer nach großem Kampf mit 83:94 (31:44) geschlagen geben. Während den Mittelfranken mit dem dritten Sieg in Serie der Sprung auf einen Playoff-Platz gelang, dürfen die Thüringer nach wie vor mit Rang zehn vorlieb nehmen.

„Das ist Sport, aber was sollen wir tun? Ich kann nicht spielen, wir können auch niemanden mehr holen – also müssen wir hart arbeiten und mit den Spielern, die wir haben, das Bestmögliche rausholen“, sagte Rockets-Coach Chris Ensminger nach der Begegnung und hielt in erster Linie das Positive fest. „Wir haben stark gekämpft, aber das hat leider nicht gereicht. Nürnberg war heute besser und hat verdient gewonnen.“

Ungeachtet aller personellen Probleme stand Chris Ensmingers Mannschaft in Nürnberg keineswegs auf verlorenem Posten. Deutlich wurde das vor allem bei den Offensiv-Rebounds – zuletzt alles andere als die Paradedisziplin der Rockets: Hier konnte das „geschrumpfte“ Team nun ausgerechnet gegen die größte Mannschaft der Liga (Durchschnittsgröße: 2,00 Meter) über sich hinauswachsen und dieses Duell knapp gewinnen (15:14). Allerdings änderte das letztlich nichts daran, dass es erneut mangelnde Konstanz war, die den Ausschlag für eine Niederlage gab – sprich: Den Rockets wurde eine schwache Phase im zweiten Viertel zum Verhängnis.

Das war auch Nürnbergs Head Coach Benjamin Travnizek keineswegs verborgen geblieben: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, denke aber, dass das nicht unser bestes Spiel war. Speziell in der Anfangsphase hat uns Gotha mit sehr viel Intensität das Leben schwer gemacht…“

Denn zu Beginn hielten die Gäste die Partie lange Zeit offen. Wegweisend dafür waren die gute Defense und ein stark aufspielender Kapitän Torvoris Baker, der in den Anfangsminuten 6 Zähler markierte. Nachdem der Punktestand in der Folge einige Male ausgeglichen war (12:12 / 17:17) gingen die Gothaer in der zwölften Minute das erste – und auch einzige – Mal in Führung: Travis Warech versenkte einen Dreier zum 20:19, den Assist bekam er von Neuzugang Marvin Boadu.

Doch die Freude über diesen Mini-Vorsprung währte bei den vielen mitgereisten Rockets-Fans nur kurz: In den folgenden knapp drei Minuten legten die Nürnberger einen 13:0-Lauf hin und zogen auf 32:20 (15.) davon. Letztlich entschieden die Hausherren den zweiten Durchgang mit 29:19 für sich. Dem daraus resultierenden Rückstand rannten die Rockets bis zur letzten Sekunde hinterher – vergeblich.

Maßgeblichen Anteil daran hatte der Mann des Abends: Ahmad Smith. Der Guard zeigte gegen sein ehemaliges Team eine herausragende Leistung, die sich unterm Strich in einem Effektivitätswert von 44 widerspiegelte – somit stellte der 29-Jährige die bisherige ProA-Saison-Bestmarke von Chemnitz’ Brandon Robinson ein. Letztlich schrammte Smith mit 24 Punkten, 14 Assists und 8 Rebounds nur knapp an einem erneuten Triple-Double gegen die Rockets vorbei. Dabei versenkte der US-Amerikaner auch 4 von 4 Dreiern – und somit exakt so viele Dreier in einem einzigen Spiel wie in seiner gesamten Gothaer Zeit in 12 Partien (4 von 28).

Derweil sorgte Gothas nach wie vor bester ProA-Spieler für ein Novum: Chase Griffin erzielte seine ersten Punkte erst nach dem Seitenwechsel (47:60 / 27.). In der verbleibenden Spielzeit ließ er jedoch noch 20 Zähler folgen, so dass er erneut Top-Scorer der Rockets war.

Dass Gothas „Mister Zuverlässig“ so lange auf seine ersten Punkte warten musste, hatte zwei Gründe: Einerseits hatte er zu Beginn der Begegnung überhaupt kein Wurfglück. Andererseits lief es für Lee Reilly viel besser. Der flinke Schotte kam im zweiten Viertel für Chase Griffin und machte ein starkes Spiel. Er erzielte 14 Punkte, versenkte 100 Prozent seiner Würfe und war mit einem Wert von 14 effektivster Spieler der Gothaer an diesem Abend. Deshalb gab ihm das Gothaer Trainer-Gespann auch mehr Spielzeit und ein Lob als Zugabe: „Lee hat heute sehr gut gespielt – er hat sich seine Einsatzzeit mit einer starken Leistung redlich verdient.“

Lee Reillys Leistung war folglich wegweisend für die bevorstehenden Aufgaben. Denn nun steht den Rockets der zweite Doppel-Spieltag der Hauptrunde bevor. Bereits am Freitag empfangen sie die BV Chemnitz 99 zum Mitteldeutschen Derby in der „Blauen Hölle“ (Tip-Off: 20 Uhr), am Sonntag geht es dann zum Tabellenführer BG Göttingen (Tip-Off: 17 Uhr).

rent4office Nürnberg – Oettinger Rockets Gotha 94:83 (44:31)

Viertel: : 15:12 / 29:19 (44:31) / 21:24 (65:55) / 29:28 (94:83)

rent4office Nürnberg: Smith (24 Punkte / 4 von 6 Freiwürfen / 4 Dreier), Thompson (14 / 2 von 2), Wolf (5 / 1 von 2), Reile (10), Chavis (3 / – / 1), Fleischmann (13 / – / 3), Schröder (2 / 2 von 2), Lewandowski (nicht eingesetzt), Adler (13 / 1 von 3 / 2), Wyczisk (nicht eingesetzt), Merriex (10 / 2 von 5 / 2)

Oettinger Rockets Gotha: Boadu (2), Johnson, Griffin (22 / 6 von 6 / 2), Reilly (14 / 1 von 1 / 3), Kreis (2 / 2 von 2), Fraser (19 / 5 von 7), Heberlein, Warech (8 / 3 von 4 / 1), Baker (16 / 4 von 4 / 2)

Zweier Nürnberg: 23 von 34 (68 Prozent)
Zweier Gotha: 19 von 45 (42 Prozent)

Dreier Nürnberg: 12 von 24 (50 Prozent)
Dreier Gotha: 8 von 24 (33 Prozent)

Freiwürfe Nürnberg: 12 von 20 (60 Prozent)
Freiwürfe Gotha: 21 von 24 (88 Prozent)

Rebounds Nürnberg: 38 (14 Offense / 24 Defense)
Rebounds Gotha: 29 (15 / 14)

Assists Nürnberg: 17
Assists Gotha: 8

Ballverluste Nürnberg: 10
Ballverluste Gotha: 8

Ballgewinne Nürnberg: 7
Ballgewinne Gotha: 2

Zuschauer: 1094