Politikwissenschaftler der Universität Jena erarbeitet neues Handbuch „Politics and Technology“

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Jena (US) Wer heute einen Computer oder ein Handy kauft, findet auf dem Gerät in aller Regel den Aufdruck „Made in China“ oder „Made in Taiwan“. Während noch vor wenigen Jahren Computerchips ausschließlich an hochspezialisierten Standorten etwa im kalifornischen Silicon Valley produziert wurden, die den gesamten Weltmarkt abdeckten, stammen sie heute meist aus Südostasien. Und das zu einem Bruchteil der Herstellungskosten. „Grund für diese Verlagerung sind jedoch nicht allein Wettbewerbsvorteile durch Kostensenkungen“, macht Prof. Dr. Ulrich Hilpert von der Friedrich-Schiller-Universität Jena deutlich. „Ohne einen enormen wirtschaftlichen Umbruch der Region, der spezialisierte Fachkräfte angezogen hat und damit das technologische Know-how wäre dieser Aufstieg nicht möglich gewesen“, so der Inhaber des Lehrstuhls für Vergleichende Regierungslehre.

Ob technologische Innovationen wie im IT-Sektor in einer Region gedeihen und sich in deren wirtschaftlicher Entwicklung niederschlagen können, hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab, wie der Jenaer Politikwissenschaftler betont. „Dabei kommt der Politik eine Schlüsselrolle zu.“ Wie politische Entscheidungen und das Handeln der politischen Akteure solche Entwicklungen steuern, das will Prof. Hilpert jetzt in einer umfassenden Publikation zusammentragen. Der renommierte Routledge Verlag mit Sitz in London und New York hat den Politikwissenschaftler mit der Herausgabe des „Handbook on Politics and Technology“ beauftragt.

„Dies wird die erste ausführliche Publikation zu diesem komplexen Thema überhaupt sein“, freut sich Hilpert, der diese Aufgabe als Wertschätzung und Anerkennung seiner bisherigen wissenschaftlichen Arbeit sieht. Neben einem systematischen Überblick über die Rolle von Politik für Innovation und technologische Entwicklung, wird die neue Publikation das politische Handeln in verschiedenen Ländern und Regionen vergleichen. „Aufgabe der Politik ist es, Wissenschaft und Technik zu fördern, bevor sie für die Wirtschaft interessant sind“, erläutert Prof. Hilpert. Dies sei jedoch keineswegs allein auf Forschungsförderung an Universitäten oder anderen Forschungseinrichtungen beschränkt. „Es geht auch um das Bildungssystem, um Infrastruktur bis hin zu Wirtschaftsförderung und Pflege einer Gründungskultur.“

Bei seinem Buchprojekt wird der Jenaer Forscher, der 2010 als erster Wissenschaftler aus Deutschland in die renommierte britische „Academy of Social Sciences“ (AcSS) gewählt worden ist, von der Hans-Böckler-Stiftung mit 51.000 Euro unterstützt. Diese sollen in erster Linie in die Ausgestaltung von zwei Workshops fließen, deren Ziel es ist, Autoren für die Publikation zu gewinnen. „Im Sommer und im Herbst dieses Jahres werden wir in Berlin und Washington DC Wissenschaftler einladen, die sich als Autoren an dem neuen Band beteiligen wollen“, erläutert Hilpert sein Konzept. Bereits jetzt stehen renommierte Wissenschaftler aus verschiedenen Fachdisziplinen als Autoren fest. Neben diesen gestandenen Experten möchte Herausgeber Hilpert vor allem Nachwuchsforscher ermutigen, sich mit ihren Beiträgen zu beteiligen.

Inhaltlich verfolgt das neue Handbuch einen fachübergreifenden Ansatz, der neben der Politikwissenschaft auch Disziplinen wie Ökonomie, Soziologie und Geographie einschließt. „Wir wollen die Politikwissenschaft als interdisziplinäres Fach zeigen“, unterstreicht Hilpert, für den die Publikation eine Chance ist, die eigenen Forschungsstränge zu verbinden und bestehende Netzwerke weiter auszubauen – so etwa innerhalb der seit 1987 bestehenden und 2006 erneut bestätigten Standing Group „Politics and Technology“ des renommierten European Consortium for Political Research (ECPR), die an Hilperts Lehrstuhl angesiedelt ist.


Kontakt:
Prof. Dr. Ulrich Hilpert
Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Str. 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945440
E-Mail: ulrich.hilpert@uni-jena.de