Rockets tanzen sich zum 1:0

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Was für ein Samstag! Die „Blaue Hölle“ hat zwar in dieser Spielzeit schon mehrfach gewaltig gebebt, doch so laut wie zum 1. Finalspiel um die ProB-Meisterschaft war’s wohl noch nie. Zu Gast war mit dem SC Rasta Vechta die nach Marko Simics Einschätzung „wohl stärkste Mannschaft der ProB-Nordstaffel“. Hatten sich die Rasta-Men noch am Ostermontag im entscheidenden Halbfinale gegen die UBC Hannover Tigers als starkes Siegerteam präsentiert, so erschöpft schienen sie zum Auftakt der Finalrunde zu sein. So gelang den Oettinger Rockets Gotha ein in dieser Deutlichkeit nicht erwarteter 79:64-Heimsieg – und damit ein großer Schritt in Richtung Meisterschaft.

Zur Spielervorstellung der Gästemannschaft hatte Hallensprecher Jeffrey Hey seine Plattensammlung durchstöbert und den richtigen Song gefunden: „Buffalo Soldier“ von Bob Marley klang durch die Halle – passend zum Vereinsnamen der Truppe aus dem hohen Norden. Das entlockte sowohl den Spielern als auch den mitgereisten Gästefans ein breites Grinsen. Anschließend – kurz vor der Vorstellung der Rockets – hatten die Devilz Cheerleader noch ein Dankeschön für „ihre“ Mannschaft vorbereitet. Trainerin Katrin Gehlich sprach sichtlich das aus, was wohl alle Zuschauer an diesem Abend in der „Blauen Hölle“ empfanden: „Wir sind dankbar, ein Teil des Ganzen zu sein!“ Und überreichte an Head Coach Marko Simic eine selbst gebackene Torte mit Rockets-Schriftzug.

Nach dem üblichen „We Will Rock You“ ging das Spiel dann los. Und zwar richtig! Die Gothaer Raketen starteten voll durch. Aus einer knallharten Defense heraus kamen sie zu zahlreichen gelungenen Offensivaktionen und bauten ihren Vorsprung kontinuierlich aus, sodass bereits nach dem ersten Viertel ein Spielstand von 28:12 zu Buche stand. Im zweiten Durchgang ging’s dann etwas gemütlicher zur Sache – hier gelangen beiden Teams jeweils nur zehn magere Pünktchen. Das war gerade für Rasta Vechta enttäuschend: Lediglich 22 Punkte hatten sie zur Halbzeit auf ihrem Konto stehen – so wenige wie in noch keinem Spiel der laufenden Saison.

Nach der Pause lief für Gotha auch weiterhin alles nach Plan. Der Vorsprung wurde souverän gehalten und schraubte sich zwischenzeitlich auch mal auf mehr als 20 Punkte hoch. Besonders Konstantin Klein mit drei getroffenen Dreiern (bei drei Versuchen) und Marcus Monk mit zwei krachenden Dunks ließen die Rockets-Fans ein ums andere Mal von den Sitzen aufspringen und frenetisch jubeln. Doch wie schon während der gesamten Saison war neben der intensiven Verteidigung die größte Stärke der Rockets das Teamplay. Vier Spieler punkteten wieder zweistellig (Monk 19, Niebuhr 14, Baker 12, Klein 17), insgesamt 13 Assists wurden gezählt (Vechta 5).

Im Schlussviertel setzten die Gästemannschaft noch mal alles auf eine Karte, doch die von Head Coach Pat Elzie angeordnete Ganzfeld-Presse brachte keinen Erfolg. So fuhren die Oettinger Rockets Gotha einen ungefährdeten Sieg ein, der nicht zuletzt aufgrund des emotionalen Rahmenprogramms den Zuschauern in der „Blauen Hölle“ für lange Zeit im Gedächtnis haften bleiben dürfte.

Denn unmittelbar nach dem Schlusspfiff und der Verabschiedung vom Gegner konnte die Party beginnen. Zunächst stimmte Co-Trainer Christoph Nicol die Sieger-Humba an. Head Coach Marko Simic war unterdessen in der Kabine verschwunden und hatte seinen Anzug gegen Sportkleidung getauscht. Grund dafür war ein Versprechen, was er seinen Spielern bereits zu Beginn der Saison gegeben hatte: Im Aufstiegsfalle wolle er „ein Tänzchen wagen“…

Gesagt, getan: Davon Roberts machte den Vortänzer, und dann kam der große Auftritt des Schweizers – eine Breakdance-Einlage vom Feinsten! Das Publikum flippte nun vollends aus und verlangte nach einer Zugabe, die Marko Simic auch gewährte. Zwar nicht mit einem weiteren Tanz, aber mit einer Einzelvorstellung seines gesamten Teams, wobei er das Publikum die Nachnamen rufen ließ. Ganz zum Schluss kam der Publikumsliebling an die Reihe, dessen Vorstellung Simic mit den Worten einläutete: „Wenn ihr ihn auch in der kommenden Saison in Gotha erleben wollt, dann sagt es ihm JETZT! Ich sag Marcus – ihr sagt…“ Und aus 500 Kehlen schrie es „MONK!“

Die Party war jedoch noch lange nicht vorbei. Im BiG-Vereinsheim feierten anschließend rund 300 Fans gemeinsam mit der Mannschaft den Aufstieg in die ProA, wobei ein Highlight das nächste jagte. Denn Marko Simic sollte nicht der einzige Tänzer an diesem Abend bleiben – BiG-Präsident Dirk Kollmar forderte alle Spieler zu einem Tänzchen heraus, wobei er selbst den Anfang machte und überaus locker übers Parkett rockte. Danach gab’s die Gothaer Oscar-Verleihung. Astrid Kollmar ehrte die gesamte Mannschaft sowie das große Team hinter dem Team mit einer goldenen Statue. Und zu guter Letzt kamen auch noch die Heimtrikots der Spieler unter den Hammer, insgesamt 1.085 Euro kamen so für die BiG-Nachwuchsarbeit zusammen. Allerdings konnten die glücklichen Käufer die Trikots noch nicht mit nach Hause nehmen – denn es bleibt noch ein weiterer Schritt zu tun.

Am kommenden Samstag im Rasta-Dome in Vechta haben die Oettinger Rockets Gotha die Chance, den Meistertitel der ProB perfekt zu machen. Die Mannschaft hat gewaltiges Selbstvertrauen und bisher jedes Spiel in den Playoffs gewonnen. Und so soll es bleiben!

2. Bundesliga ProB – Finalrunde, Spiel 1

Oettinger Rockets Gotha – SC Rasta Vechta 79:64 (38:22)

Oettinger Rockets Gotha: M. Monk (19 Punkte / 5 von 6 Freiwürfen), D. Roberts (2 / 2 von 4), T. Jarmusz, K. Schaffartzik (2), D. Watson (5 / 2 von 2 / 1 Dreier), L. Niebuhr (14 / 5 von 7 / 1 Dreier), A. Kuppe (6 / 2 Dreier), D. Kreis (2), T. Baker (12 / 1 von 2 / 1 Dreier), K. Klein (17 / 4 von 4 / 3 Dreier)

Foto: Rockets-Coach Marko Simic bedankte sich nach dem Spiel bei Spielern und Fans mit einer Breakdance-Einlage. Foto: Wolfgang Gleichmar/BiG