Silvio Herklotz erobert sich Gelbes Trikot

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Silvio Herklotz hat sich am vierten Tag der Thüringen Rundfahrt das Gelbe Trikot erobert: Der Berliner, auf der ersten Etappe knapp vom Polen Wisniowski geschlagen und gestern als Siebter über den Zielstrich gerauscht, dominierte die Königsetappe nach Neuhaus am Rennweg. Auch wenn er den Etappensieg knapp verpasste, übernahm Herklotz die Führung im Gesamtklassement.

Robbie Williams` „Let me entertain you“ dröhnte durch die Lautsprecher im Ziel in Neuhaus, als Silvio Herklotz zusammen mit dem Russen Alexander Foliforow das erste Mal den Zielstrich passierte. Das Duo hatte sich 25 Kilometer zuvor aus dem Feld gelöst und einen Vorsprung von 1:45 Minuten herausgefahren. Doch was Herklotz auf der 35 Kilometer langen Schlussrunde rund um Neuhaus ablieferte, das war mehr als gute Unterhaltung, das war knallharter Spitzensport eines jungen, ehrgeizigen und in diesem Jahr überaus erfolgreichen Athleten.

Gerade einmal 19 Jahre alt, gewann der Berliner vor zwei Wochen die Deutsche Straßenmeisterschaft der U23 und trägt nun das Gelbe Trikot der Thüringen Rundfahrt. „Das ist ein kleiner Trost für mich“, sagte Herklotz im Ziel. „Eigentlich wollte ich gewinnen, habe mich unglaublich gut gefühlt. Schade, dass ich auf den letzten drei Kilometern eingebrochen bin. Aber es war ein sehr hartes Rennen.“

Mit fünf Bergwertungen forderte diese dritte Etappe der Thüringen Rundfahrt die ganze Kraft der Fahrer, die von Beginn an mit einem Höllentempo durch den Thüringer Wald jagten. Ausreißversuche wurden im Keim erstickt, erst nach 90 Kilometern, beim Anstieg zur dritten Bergwertung nach Neumannsgrund, schafften es der Deutsche Meister Silvio Herklotz und der russische Nationalfahrer Alexander Foliforow, sich aus dem Feld zu verabschieden.

Und während eine Verfolgergruppe sofort wieder gestellt wurde, konnte das Spitzenduo seinen Vorsprung ausbauen. Doch für Herklotz war Foliforow nicht schnell genug, der Berliner ließ den Russen beim Anstieg zur letzten Bergwertung in Katzhütte stehen und rauschte allein dem Ziel entgegen. 30 Sekunden betrug sein Vorsprung noch an der 5000 Meter-Marke.

Doch die Verfolger wurden immer schneller, stellten den mutigen Berliner auf der Zielgeraden und Julian Alaphilippe holte den zweiten Etappensieg für sein Team Etixx-Ined. Ein schöneres Geburtstagsgeschenk hätte sich der Franzose, der heute 21 Jahre alt wurde, nicht machen können. Etixx-Ined ist die Nachwuchsmannschaft des erfolgreichen belgischen Rennstalls Omega Pharma Quickstep, für das auch Tony Martin fährt.

Hinter Simon Yates aus Großbritannien kam Silvio Herklotz als Dritter ins Ziel. Da der Berliner im Gesamtklassement nur zwei Sekunden Rückstand auf den australischen Spitzenreiter Damien Howson hatte, dieser aber als 31. des Tages 30 Sekunden auf Herklotz verlor, musste er das Gelbe Trikot an Herklotz abgeben. „Wir haben viel gearbeitet, um die Ausreißer zurückzuholen, darum reichte am Schluss die Kraft leider nicht mehr“, sagte Howson in Neuhaus.

Für das Thüringer Energie Team war es ein schwarzer Tag. Jasha Sütterlin, aussichtsreichster Mann fürs Gesamtklassement, der im Zeitfahren sogar die Chance auf Gelb gehabt hätte, verlor als 47. 4:37 Minuten auf den Etappensieger und damit alle Hoffnungen auf einen Podiumsplatz. „Es war heute unglaublich hart, und ich bin sehr enttäuscht, dass andere Teams nach der Attacke von Herklotz nicht eingestiegen sind“, sagrte Sütterlin, der am letzten Berg den Anschluss verlor. „Das war heute enttäuschend für uns, aber das müssen wir jetzt wegstecken und nach vorn schauen. Ein Etappenerfolg im Zeitfahren ist noch möglich“, sagte Teamchef Jörg Werner. Tagesbester Thüringer auf der Königsetappe war Maximilian Schachmann als 28.

Die morgige Etappe führt die Thüringen Rundfahrt in den Kreis Ilmenau nach Langewiesen, wo der vierte Abschnitt um 13.10 Uhr gestartet wird. Spannung garantiert vor allem die 22 Kilometer lange Schlussrunde über Ilmendau, Gräfinau und Gehren, wo sicher kräftig attackiert wird. Große Verschiebungen im Gesamtklassement wird es einen Tag vor dem entscheidenden Einzelzeitfahren in Streufdorf (28,4 Kilometer) aber vermutlich nicht geben. Eine Sprintentscheidung ist sogar sehr wahrscheinlich.

H&H Makler