Sommerkurse der britischen Open University vom 22.7. bis 5.8. an der Universität Jena

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Jena (sh) Am besten erklärt sich das deutsch-englische Verhältnis mit einem TV-Missverständnis: In einer Folge der schwarzhumorigen englischen Serie „Fawlty Towers“ empfängt ein Hoteldirektor – gespielt von John Cleese – deutsche Gäste. Im Vorfeld hatte er seine Angestellten darauf hingewiesen, keine Fehler zu machen und vor allem, den 2. Weltkrieg nicht zu erwähnen: „Don’t mention the war!“. Als der Besuch vom Kontinent eintrifft, tritt Cleese von einem Fettnäpfchen ins nächste und erwähnt den Krieg aus Versehen pausenlos. In England genießt die Episode Kultstatus, weil sie sich scheinbar über die humorlosen Deutschen lustig macht. Vor wenigen Jahren allerdings klärte John Cleese auf, dass er damit vielmehr seinen eigenen Landsleuten einen Spiegel vorhalten wollte. Er kritisiere damit die immer gleichen Vorurteile, mit denen man auf der Insel den Deutschen begegnet.    

Auch die Friedrich-Schiller-Universität Jena trägt dazu bei, das Deutschlandbild der Engländer gerade zu rücken. Vom 23. Juli bis 5. August findet die 14. Residential School der Open University in Jena statt. Das sind Sommerkurse für Germanistikstudenten der britischen Fernuniversität. Diese hatte sich 1998 an deutsche Universitäten gewandt auf der Suche nach einem Ausrichtungsort für solche Studienwochen. Die Entscheidung fiel auf die Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Wir haben einfach das beste Gesamtpaket geliefert“, sagt Dr. Werner Biechele, Organisator der ersten Stunde. „Seitdem kommen jährlich im Sommer etwa 150 bis 200 Gäste aus dem Ausland zu uns, um hier Deutschland kennenzulernen.“ Die meisten seien Briten, aber da die Open University international tätig ist, seien auch Iren, Schweizer oder Spanier dabei. Sie absolvieren hier einen einwöchigen Kurs.

Neben der deutschen Sprache und Literatur stehen sehr praxisnahe Themen auf dem Stundenplan. „Die Briten interessieren sich sehr für soziale Fragen“, informiert der Jenaer Auslandsgermanist. „Deshalb besuchen wir das Jenaer Sozialamt.“ Außerdem wollen die Gäste genaue Informationen über das deutsche Pressewesen, die sie durch den Kurs und einen Besuch bei Jenaer Lokalredaktionen bekommen können. Theorie und Praxis liegen also während der Residential School nah beieinander. Vor allem natürlich der Gebrauch der deutschen Sprache steht dabei im Vordergrund.
Zu Beginn der Kurse absolvieren die Teilnehmer eine Stadtrallye, während der sie Fragen zur Stadt beantworten müssen. Am leichtesten sei es dabei häufig, die Einwohner zu fragen. „Viele sind zum ersten Mal in Deutschland und haben hier erstmals die Gelegenheit, die fremde Sprache anwenden zu können“, sagt Werner Biechele. „Dabei sind sie meist sehr überrascht über die Offenheit der Deutschen – ob auf der Straße oder etwa in der Kneipe.“

Insgesamt seien die Rückmeldungen zum Deutschlandaufenthalt durch und durch positiv. Nicht wenige kommen im darauffolgenden Jahr wieder, denn die Universität Jena hat ihr Angebot für die britischen Gäste ausgebaut: Während die offizielle Residential School nur für Studierende des zweiten Studienjahres vorgesehen ist, haben die Jenaer Auslandsgermanisten inzwischen Kurse für das erste und dritte Studienjahr in Eigenregie organisiert. Auch diese sommerlichen Studienwochen seien sehr gut besucht. „Auch wenn in der Organisation eine Menge Arbeit steckt, macht es doch viel Spaß zu sehen, wie wohl sich unsere Gäste fühlen“, sagt Organisator Biechele. „Nach all den Jahren haben sich intensive Kontakte und sogar Freundschaften nach Großbritannien entwickelt.“ Da würde vor allem miteinander gelacht – nicht übereinander.


Publiziert am: 18.07.2011; 12:46