Gotha (red/wm, 14. Februar). 0:2 nach Sätzen lagen die Blue Volleys Gotha bereits beim TSV Mühldorf zurück, ehe sie ins Spiel fanden. Nach großem Kampf siegten sie am Ende aber noch mit 3:2 (-17; -21; 10; 21; 12).
Sechs Spiele haben die Gothaer 2. Bundesliga-Volleyballer in dieser Saison bisher bestritten, vier davon wurden erst im Tie-Break entschieden – so auch das Spiel am Sonntagnachmittag in Mühldorf am Inn.
Die Gothaer legten dabei einen desaströsen Start hin. Nichts schien den Gästen in den ersten beiden Sätzen zu gelingen. In fast allen Belangen zeigten sich die Hausherren zunächst besser.
Ob es an der langen fünfstündigen Anreise, an der niedrigen Halle in Mühldorf oder am Fehlen des bisherigen Diagonalangreifers Spencer Fredrick lag, wird sich kaum klären lassen. Der US-Amerikaner Fredrick hatte zu Wochenbeginn den Verein aus privaten Gründen um Vertragsauflösung gebeten. Der VC Gotha kam diesem Wunsch nach.
Seine Position nahm deshalb zu Beginn Matthew Bowers ein. Doch der Kanadier, der im Pokalspiel gegen die Berlin Recycling Volleys nach seiner Einwechslung noch überzeugte, spielte diesmal auf der Diagonale glücklos. Aber auch seine Nebenleute hatte große Probleme mit der schnellen Spielweise der Bayern und deren starken Aufschlägen. Gothas Block agierte ohne Zugriff und kam im 1.Abschnitt zu keinem einzigen Punktgewinn. Die Gothaer Angriffe verteidigte die bekannt gute Feldabwehr des TSV meistens gut weg. Entsprechend deutlich endete der Anfangssatz mit 25:17 für die Gastgeber.
Gothas Trainer Jonas Kronseder reagierte schon frühzeitig mit einem Wechsel auf der Diagonale, wo Kapitän Robert Werner für Bowers kam und etwas später mit der Einwechslung von Hannes Maisch für Hannes Krochmann im Zuspiel.
Mit Werner ging es auch in den 2.Satz weiter. Daneben standen jetzt Krochmann, Christoph Aßmann und Antoni Piotrowski auf Außen/Annahme, Felix Lesche und Tomasz Gorski im Mittelblock und Libero Max Stückrad auf dem Spielfeld. Doch das Spiel der Thüringer wurde nicht viel besser. Die Innstädter hatten fast an jedem Ball der Gothaer noch ihre Hände dran und waren selbst im Angriff immer gefährlich. Zudem kamen Probleme in der Annahme der Blue Volleys hinzu, was den eigenen Spielaufbau behinderte. Auch ein erneuter zwischenzeitlicher Wechsel im Zuspiel brachte keine Änderung. Beim Stand von 12:18 schienen die Blue Volleys auf dem Weg in eine komplette Pleite zu sein. Doch in der Schlussphase des Satzes steigerten sich die Gäste nochmal etwas und konnten so den Satzverlust mit 21:25 noch einigermaßen erträglich gestalten.
Danach hatten die Gastgeber eine zehnminütige Pause angesetzt. Was dann nach dieser Pause geschah, gehört zu den Mysterien der Sportart Volleyball. Kronseder hatte in der Pause die richtigen und wohl auch deutlichen Worte gefunden und zudem Glück mit zwei Spielerwechseln. Für Aßmann, in den letzten Wochen immer einer der besten Gothaer, diesmal aber ohne Fortune, kam jetzt Bowers auf Außen zurück und für Lesche kam Elias Götze auf die zweite Mittelposition.
Schon nach wenigen Spielzügen zeigte sich, dass nun eine ganz andere Gothaer Mannschaft auf dem Feld stand. Mit aggressiven Angriffen verschaffte man sich jetzt Respekt. Eine Aufschlagserie von Bowers tat ihr übriges und die Hausherren wirkten verunsichert. Deren bis dahin nahezu fehlerloses Spiel wurde jetzt immer zerfahrener. Wie im Rausch bestimmten jetzt die Blue Volleys das Geschehen. Götze, der wohl sein bisher bestes Spiel im Trikot des VC Gotha machte, brachte jeden seiner Angriffe unter und war zudem auch im Block mehrfach erfolgreich. Jetzt wurde auch die Klasse von Zuspieler Krochmann immer deutlicher, der das Gothaer Spiel jetzt wesentlich schneller und variabler gestaltete. Über die Stationen 12:2, 16:5 und 20:6 strebten die Blue Volleys einem souveränen Satzgewinn entgegen. Mühldorf hatte am Ende noch Glück, dass es nicht zu einem einstelligen Ergebnis kam, sondern man sich zu einem 10:25 rettete.
Im Lager der Gastgeber hatte man die Hoffnung, dass es sich bei diesem Satzverlust um einen einmaligen Ausrutscher handeln würde. Doch die Gothaer waren jetzt im Flow. Bowers, der sich an diesem Nachmittag im Außenangriff deutlich wohler fühlte, setzte sich immer wieder durch. Auch Gothas Block war wesentlich präsenter und so lagen die Blue Volleys zur 2. Technischen Auszeit wieder mit 16:10 deutlich vorn. Auf Mühldorfer Seite wurde nun viel gewechselt, jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. Gotha hatte jetzt die Kontrolle über die Begegnung und auch das Spielglück, das anfangs völlig fehlte. Den letzten Punkt des Satzes besorgte dann Gorski.
Zum vierten Mal in dieser Spielzeit musste für die Gothaer wieder der Tie-Break die Entscheidung bringen.
Der wurde dann zum spielerischen Höhepunkt des Matches. Gleich zu Beginn gab es tolle, lange Ballwechsel, in denen beide Abwehrreihen eigentlich kaum zu verteidigende Bälle holten. Beim Stand von 8:7 für die Blue Volleys wurden ein letztes Mal die Seiten gewechselt. Kurz darauf holten diese sich auch den längsten Ballwechsel des gesamten Spiels und gingen mit einer 9:8-Führung in die Crunchtime.
Als sie dann mit 11:9 führten, schien die Vorentscheidung gefallen. Aber zwei Chancen den zwölften Punkt zu machen, wurden nicht genutzt und Mühldorf verkürzte. Dann aber unterliefen den Gastgebern beim Aufschlag und im Angriff Fehler und Gotha lag 13 :10 und wenig später 14:11 vorn. Einen Matchball wehrte der TSV noch ab, ehe eine erneuter Aufschlagfehler die endgültige Entscheidung brachte.
Die Blue Volleys hatten einen 0:2-Satzrückstand noch umgebogen, nachdem ihnen in der Vergangenheit gegen Dresden und Kriftel nach eigener 2:0-Führung das Gegenteil passiert war. Umso größer der Jubel im Gothaer Lager über diesen wichtigen Erfolg, mit dem man sich auf den 8. Tabellenplatz verbesserte.
Auch Trainer Kronseder war im anschließenden Livestream-Interview erleichtert: „Ich musste in der Pause nach dem 2. Satz in der Kabine einige deutliche Worte sagen. In den beiden ersten Sätzen hat uns Mühldorf mit starken Aufschlägen unter Druck gesetzt und selbst wenig Fehler gemacht. Nach der Pause haben wir im Angriff mehr variiert und hatten damit Erfolg. Die Jungs haben das dann richtig gut gemacht. Besonders Elias Götze hat neue Impulse gesetzt und auch der Wechsel von Matthew Bowers von der Diagonale auf die Außen/Annahme hat gefruchtet.“
Bowers wurde deshalb auch für seine gute Leistung als MVP auf Gothaer Seite gewählt. Bei den Mühldorfern wurde deren junger Libero Felix Schinko MVP.
Die Blue Volleys Gotha haben nun am kommenden Sonnabend zu Hause die Gelegenheit, sich mit einem Sieg über den SV Schwaig sich im oberen Mittelfeld zu etablieren.
Blue Volleys Gotha mit: Werner, Krochmann, Piotrowski, Aßmann, Stückrad, Bowers, Lesche, Gorski, Götze und Maisch