Tagung in Eisenach zur sozialen Dimension der Reformation und ihren Wirkungen

0
1340

Vom kommenden Freitag bis Sonntag (11.bis 13. November) laden die Evangelische Akademie Thüringen und die Friedrich-Schiller-Universität Jena zur Tagung „Vom Wucher zur internationalen Finanzkrise – Die soziale Dimension der Reformation und ihre Wirkungen“ nach Eisenach ein. Akademie-Direktor Prof. Dr. Michael Haspel wird die Tagung am Freitag in der Nikolaikirche in Eisenach eröffnen (14.30 Uhr).

Den öffentlichen Festvortrag hält am Abend Prof. Dr. Joachim Bauer, Leiter des Universitätsarchivs an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sein Thema: „Die Bedeutung Jakob Strauß‘ in der frühen ernestinischen reformatorischen Bewegung“ (20 Uhr). Zum Abschluss gibt es am Sonntag im Lutherhaus Eisenach das öffentliche Podium „Vom Wucher zum Niedrigzins“ (12 Uhr). Dort sprechen Experten aus Wirtschaft, Finanzwesen und Theologie zur ethischen Dimension des Geldverleihens. Zuvor laden die Veranstalter in die Georgenkirche zum Festgottesdienst (10 Uhr) ein. Anlässlich des Volkstrauertages gibt es anschließend eine gemeinsame Mahnwache.

„In der Reformationszeit spielt die Auseinandersetzung über den Zins und den Wucher eine bedeutsame Rolle“, sagt Akademie-Direktor Prof. Dr. Michael Haspel. „Viele derer, die den Ablass für richtig hielten, hielten auch das Zinsnehmen für erlaubt. Doch gerade diese hohen Zinsen hielten viele Menschen über Generationen hinweg in Abhängigkeit und Armut. Vielleicht haben damals gerade deshalb die Menschen in Eisenach und Mitteldeutschland so enthusiastisch auf die Botschaft der Reformation gehört, weil die geistliche Freiheit auch Befreiung aus weltlichen Zwängen verhieß“.

Hintergrund:
1523 veröffentlichte der Eisenacher Reformator Jakob Strauß, Prediger an der Georgenkirche, 51 Artikel gegen den Wucher. Er wandte sich damit gegen überhöhte Zinsen auf Geld und Land. Viele Bürger waren zu dieser Zeit überschuldet. Strauß‘ Worte richteten sich gegen die geistlichen Herren in Eisenach, die Geld und Land für hohe Zinsen verliehen. Schließlich empfahl Herzog Johann aufgrund eines Gutachten Luthers, die Zinsen zu begrenzen.