Theologen tagen zu einheitlicher Religionslehrerbildung

0
1094

Theologen der Universität Jena veranstalten am 14. November öffentliche Tagung zum „Thüringer Kerncurriculum“ zu einer einheitlichen evangelischen Religionslehrerbildung

„Der Religionsunterricht ist etwas Besonderes, denn er ist von hoher existenzieller Bedeutung für Schüler und Lehrer“, sagt Prof. Dr. Michael Wermke von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Es geht darum zu lernen, die eigene Perspektive auf Mensch, Gott und die Welt kritisch zu hinterfragen und andere Anschauungen anzuerkennen“, erklärt der Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik. Doch noch immer habe die Aus- und Weiterbildung von Religionslehrern eine entscheidende Schwäche: „Es handelt sich um einen Bildungsweg, aber seine drei Phasen – Studium, Referendariat und Weiterbildung – stehen wie Säulen nebeneinander und sind zu wenig miteinander verknüpft“, beklagt Prof. Wermke.

Der Religionsdidaktiker hat daher gemeinsam mit mehreren Kooperationspartnern ein Konzept für einen einheitlichen Studien- und Lehrplan für die evangelische Religionslehrerbildung in Thüringen entwickelt. Das sogenannte „Thüringer Kerncurriculum für die religionspädagogischen Anteile der evangelischen Religionslehrerbildung“ stellen der Jenaer Theologe und seine Kollegen am 14. November erstmals öffentlich vor. Die Tagung im Senatssaal der Universität Jena (Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1) beginnt um 16 Uhr und richtet sich an alle Didaktiker, Lehrer und Fachleiter für Evangelische Religionslehre sowie alle weiteren Interessierten. Neben Michael Wermke und Prof. i. R. Dr. Will Lütgert wird auch der renommierte Religionspädagoge Prof. Dr. Michael Pirner von der Universität Erlangen-Nürnberg referieren. Im Anschluss sind die Teilnehmer eingeladen, das „Thüringer Kerncurriculum“ gemeinsam mit seinen Verfassern zu diskutieren. Anmeldungen zu dem kostenfreien Symposium sind noch bis zum 30. Oktober möglich bei: koehlerm@uni-jena.de.

Das „Thüringer Kerncurriculum“ ist das Ergebnis eines dreijährigen Arbeitsprozesses, bei dem Akteure aller drei Phasen beteiligt waren – darunter die Universitäten Jena und Erfurt, das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanenwicklung und Medien (Thillm) und das Pädagogisch-Theologische Institut (PTI) der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. „Entstanden ist ein Grundsatzpapier, das Empfehlungen für alle Phasen der Lehrerbildung und für alle Schulformen enthält“, erläutert Michael Wermke. „Damit ist es vermutlich bundesweit einmalig“, betont Wermke, der auch Direktor des Zentrums für Religionspädagogische Bildungsforschung an der Universität Jena ist.

Das Curriculum basiert auf den Ausbildungsordnungen und Modulkatalogen der einzelnen Lehrerbildungsphasen sowie den entsprechenden Papieren der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das Hauptanliegen der Religionspädagogen ist die bessere Verzahnung der einzelnen Ausbildungsabschnitte durch die Überwindung des Säulenmodells. „Wir schlagen ein Modell vor, bei dem alle drei Phasen einen jeweils spezifischen Beitrag dazu leisten, dass Fähigkeiten in zentralen Kompetenzbereichen wie ‚Unterrichten‘ und ‚Erziehen‘ auf immer höherem Niveau angebahnt, erworben und weiterentwickelt werden“, erläutert Projektmitarbeiter Dr. Thomas Heller. „Wir folgen so der Idee eines Spiralcurriculums, bei dem alle drei Phasen eng miteinander verknüpft sind und aufeinander aufbauen.“

Die EKD habe bereits Interesse am „Thüringer Kerncurriculum“ signalisiert, sagen die Jenaer Theologen. Nun hoffen sie, dass ihr Konzept einer einheitlichen Religionslehrerbildung auch umgesetzt wird – und es damit buchstäblich wie ein ins Wasser geworfener Stein weitere Kreise zieht.

 

Anmeldungen zur kostenfreien Tagung sind bis zum 30.10.2013 möglich per E-Mail an Maria Köhler unter:koehlerm@uni-jena.de.

 

Mehr Informationen zur Tagung sind zu finden unter:

www.zrb.uni-jena.de/zrbmedia/Symposium+KC+14_11_13.pdf.

 

Foto:

Prof. Dr. Michael Wermke (l.) und Dr. Thomas Heller setzen sich für eine einheitliche evangelische Religionslehrerbildung über alle drei Phasen – Studium, Referendariat und Weiterbildung – in Thüringen ein. (Anne Günther/FSU)