Trauer in Gotha um Egon Bahr

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In einem Kondolenzschreiben hat Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch der Witwe die tiefe Anteilnahme der Stadt und der Bürger Gothas zum Tod von Prof. Egon Bahr ausgesprochen. Egon Bahr war der Stadt und insbesondere auch Oberbürgereister Knut Kreuch sehr verbunden.

Der gebürtige Thüringer kam 1990 mit Willy Brandt erstmalig nach Gotha, um am 27. Januar dessen großer Rede auf dem Gothaer Hauptmarkt beizuwohnen. Im Rahmen einer Buchreise in der Gothaer Habel-Buchhandlung am Hauptmarkt kam der „Vater der Ostverträge“ am 7. Februar 1997 nach Gotha und trug sich mit den Worten „Mit Respekt und etwas Wehmut vor der großen Tradition dieser Stadt“ bei Oberbürgereister Volker Doenitz ins Goldene Buch der Stadt ein.

„Es war eine Sternstunde meines politischen Lebens“ so umschreibt Oberbürgereister Knut Kreuch seine Begegnung mit Prof. Egon Bahr, der am 4. Juni 2010 nach Gotha kam, um die Auszeichnung mit dem Preis „Der rote Bock“, die höchste Ehrung für soziales und demokratischen Engagement im Osten, entgegen zu nehmen. Über eine Stunde erzählte Egon Bahr damals aus dem Stehgreif von seinem Erlebnissen im Jahr 1960 an der Seite des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, über die Schicksale der Menschen Berlins beim Bau der Mauer. Eine Geschichtssequenz, die ein ehemaliger DDR-Bürger so noch nie gesehen hatte.

Einen letzten Dienst für Gotha erwies Prof. Egon Bahr der Stadt durch seine Mitwirkung an dem Buch „Die gute Zeit die kommt“, das am 27. Januar 2015 in Erinnerung an die historische Rede Willy Brandts in Gotha der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte. Dort hat er uns seine letzte Lebensbotschaft mit auf den Weg gegeben:

„Der Rückblick nach 25 Jahren ist nicht ungetrübt. Ansehen, Gewicht und Wohlstand des vereinten Deutschlands sind gewachsen, von außen bewundert und beneidet. Die Leistungen unseres Volkes sind grandios. Dennoch: Der machtvolle Ruf ‚wir sind das Volk’ hat nicht vermocht, dass wir noch immer von Ossis und Wessis sprechen. Die innere Einheit mit dem verfassungsmäßigen Ziel der gleichen Lebenschancen ist noch nicht vollendet“.

Die Menschen in Thüringen, im Osten Deutschlands, haben Prof. Egon Bahr viel zu verdanken. Die Gothaer wissen dies ewig zu schätzen.

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