Umfangreiche Sanierung auf Friedenstein

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Alle Bereiche des Schlosses Friedenstein werden künftig über den sanierten Eingang betreten. Für gehbehinderte Menschen und Eltern mit Kinderwagen wird der neue Aufzug eine große Erleichterung beim Betreten der Ausstellung sein.

”Der Empfang über das herzogliche Treppenhaus war die höchste Ehre, die der Herr des Hauses seinen Gästen erweisen konnte. Ich freue mich, dass die Herzogstreppe nun wieder zu ihrer ursprünglichen Funktion zurückgefunden hat”, so der Direktor der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Dr. Helmut-Eberhard Paulus.

Alle Bereiche des Schlosses können zukünftig vom neuen Eingangsbereich aus betreten werden. Besonders anspruchsvoll und aufwändig war hierbei der Einbau eines Aufzuges. Baureferentin Silvia Wagner hatte mit klimatischen und bauphysikalischen Herausforderungen zu kämpfen. Umfangreiche statische, restauratorische und gestalterische Eingriffe waren notwendig. Dr. Paulus erläuterte die Kontroverse, die sich ergibt, wenn Mensch und Denkmal aufeinandertreffen: „Es gilt, nicht mehr kaputt als gut zu machen. Einen Aufzugsschacht in eine alte Substanz einbringen bedeutet das Arbeiten mit Intuition, sich auf den Gegenstand einlassen. Aber wertvollste Arbeit wird in den Köpfen geleistet. Die Schlösserverwaltung musste unlösbare Probleme lösen. Ein Aufzug ist denkmalbezogen nicht wünschenswert, aber menschenbezogen notwendig.“

Zwischen 2010 und 2012 wurden für insgesamt 2,7 Millionen Euro der historische Treppenaufgang restauriert und die Räume dank Aufzug weitestgehend barrierefrei erschlossen. Mit Unterstützung des Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE), Landes- und Bundesmitteln wurden auch die Brandschutz- und Sicherheitssysteme grundlegend erneuert und der Hausschwamm beseitigt.

Die Herzogstreppe befindet sich im Winkel zwischen Nord- und Ostflügel. Der repräsentative Bereich des Treppenhauses bis zur Beletage wurde ab 1894 grundlegend verändert. Auslöser war eine Fürstenhochzeit in Coburg, das 1826 neben Gotha Residenz des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha wurde. Anlässlich der Hochzeit von Victoria Melita von Sachsen-Coburg-Gotha und Großherzog Emst-Ludwig von Hessen-Darmstadt, zu der illustre Gäste wie die englische Königin und der russische Zar geladen waren, hatte man das Treppenhaus von Schloss Ehrenburg Coburg Aufwand neu gestalten lassen. Unmittelbar danach übertrug man dieses auch auf das Haupttreppenhaus von Schloss Friedenstein Gotha. Vergleichbar günstige 180.000 Goldmark gab man einst für die Stuckierung der Gewölbe und die Marmorierung aus.

In den ersten beiden Stockwerken des Treppenhauses sanierten Fachleute das Erscheinungsbild des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Im dritten Stockwerk ist nun das barocke Erscheinungsbild des Treppenhauses in der Zeit nach 1680 zu sehen.

Im Zuge der Bauarbeiten wurden einige archäologische Fundstücke entdeckt: ein mit einer Inschrift versehener Stein, der an den Baubeginn für einen Turm der Burg Grimmenstein, dem Vorgängerbau von Schloss Friedenstein, im Jahr 1397 erinnere, sowie Keramikreste und Münzen.

Für Kultusstaatssekretär Thomas Deufel ist der barrierefreie Zugang ein wichtiger Schritt, um die Museen im Freistaat für alle Gäste zu erschließen, denn „Thüringens reiche Schätze kommen nur wirklich zu Geltung, wenn sie für alle zugänglich sind“, erläutert er weiter. Dr. Paul Brockhausen (Beauftragter für Menschen mit Behinderungen beim Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit) und der Vorsitzende des Gothaer Kreisverbandes der Behinderten Michael Schneider weihten als erste Gäste den Aufzug ein. Für Schneider, der kürzlich das Bundesverdienstkreuz erhielt, ein besonderer Augenblick, denn er erreichte nach 13 Jahren erstmalig wieder den Festsaal des Schlosses.

Mit Beginn der Gesangbuchausstellung „Mit Lust und Liebe singen“ am 5. Mai werden das Treppenhaus und der Aufzug öffentlich zugänglich sein.


Bildergalerie von der Eröffnungsveranstaltung:

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Text und Fotos: Livia Zimmermann



H&H Makler