Unterrichtswerk mit kuriosen Darstellungen

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Lehrbuch zum
Versicherungswesen

Gotha. Eine weitere wertvolle Schrift konnte das Deutsche Versicherungsmuseum in Gotha durch die Jubiläumszuwendung der Regionalstiftung der Kreissparkasse Gotha erwerben.
Von dem Leipziger Ernst Albert Masius stammt das Werk „Systematische Darstellung des gesamten Versicherungswesens“, das 1857 in Leipzig gedruckt wurde und als „Handbuch für höhere Unterrichtsanstalten, Handels- und Realschulen und angehende Versicherungsbeamte“ gedacht war. Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften in diesem Wirtschaftszweig gab es bereits damals, der sich in der Einleitung von Masius wie folgt darstellt: „Über viertausend Federn setzen sich täglich in Bewegung, um das Debet und Credit des Versicherungswesens in Deutschland in das große Hauptbuch des öffentlichen Schatzes einzutragen“.

Ein wichtiger Impuls zu diesem Unterrichtswerk kam auch aus Gotha und der 1818 von Ernst Wilhelm Arnoldi gegründeten Handelsschule. Denn „der gegenwärtige Direktor der Handelsschule zu Gotha, Dr. Feller, gab dem Verfasser mehrfache Anregung zur Abfassung eines Lehrbuchs für das Versicherungsfach“, so Masius in seiner Einleitung 1857.

Ein breites Spektrum von Versicherungen wird schon Mitte des 19. Jahrhunderts in diesem Lehrbuch aufgezeigt. Neben den Klassikern See-, Feuer- und Lebensversicherung schildert der Autor auch Einrichtung, Geschäftsbetrieb und Versicherungsbedingungen von Rückversicherungen, Vieh-, Eisenbahn- und Hypothekenversicherungen sowie Waren-, Kredit- und Mobiliarversicherungen.

Aus heutiger Sicht gibt es in dem Unterrichtswerk eine Reihe durchaus kurios anmutender Darstellungen. Wenn beispielsweise jemand eine Lebensversicherung für sich abschließen wollte, ein anderer aber die Prämien dafür bezahlt und als Begünstigter eingesetzt wird, dann folgt unmittelbar auf diesen Sachverhalt in der „Declaration zur Anmeldung bei der Lebensversicherungs-Bank für Deutschland“ die Frage: „Welches Interesse hat in letzterem Fall die Person an der Dauer Ihres Lebens?“ Droht hier etwa schon ein baldiges Lebensende, wie auch immer es zu erwarten sein mag?
Die Schrift von Masius kann im Rahmen einer Sonderöffnung am kommenden Samstag, 27. Juli, 10 bis 16 Uhr besichtigt werden. Dies ist dann auch der letzte Ausstellungstag für die Briefmarkenausstellung „Bertha von Suttner“ im Deutschen Versicherungsmuseum.  

Information:
Letzter Öffnungstag der Sonderausstellung „Bertha von Suttner“ im Deutschen Versicherungsmuseums E.W. Arnoldi, Bahnhofstr. 3a, 99867 Gotha, am Samstag, 27. Juli von 10 bis 16 Uhr.  

H&H Makler