Vortrag: Der Luchs – Wildtier des Jahres 2011

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Donnerstag, 25. August 2011, 19 Uhr
Ronald Bellstedt, wissenschaftlicher Mitarbeiter
Museum der Natur Gotha

Einst war der Luchs weit über die Nordhalbkugel verbreitet und wurde im 19. Jahrhundert gebietsweise völlig ausgerottet. Heute steht er unter ganzjährigem Schutz, so dass seine Bestände in manchen Gebieten Europas wieder zunehmen. In Thüringen und Bayern ist dieses Raubtier in Kategorie 1 – „Vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Wiedereinbürgerungsprojekte gibt es in verschiedenen europäischen Staaten, so in Deutschland, Österreich, der Slowakei, Tschechien, der Schweiz und Frankreich. Die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild hat den Luchs zum Wildtier des Jahres 2011 ernannt.

Schon früh verschwand der Luchs aus unseren Wäldern, so etwa wurde der letzte Luchs im Rothaargebirge bereits 1745 erlegt, 1818 im Harz, 1819 im Thüringer Wald, wobei er hier bereits zu Ende des 18. Jahrhunderts als eine seltene Erscheinung galt. In Verkennung seiner Funktion als Regulator einer gesunden Rehpopulation wurde er als „Schädling” unbarmherzig verfolgt und schließlich ausgerottet. Der letzte Luchs des Thüringer Waldes wurde im März 1819 nach wochenlanger Nachstellung im Stutzhäuser Forst am Böhler bei Luisenthal zur Strecke gebracht. Der Luchsstein erinnert noch heute an das denkwürdige Ereignis. Das Wirtshaus, in dem damals der „Jagderfolg“ gefeiert wurde, trägt deshalb den Namen ”Zum Luchs”. Das Hotel an der Straße nach Oberhof ist aber schon etliche Jahre geschlossen. Das Präparat des erlegten Tieres gelangte in die Naturaliensammlung des Gothaer Herzogs. Heute ist er im Museum der Natur Gotha ausgestellt („Tiere im Turm“).

Im Bayrischen Wald erfolgte bereits 1970 der erste Versuch, der allerdings noch auf Proteste stieß. Da aber ringsumher in ganz Europa Ansiedelungsprojekte starteten, bildete sich bis heute doch eine kleine Population heran. Besonders vom Böhmerwald her ist nun der Luchs, teils ohne das Zutun der Menschen, wieder eingewandert und heimisch geworden. Das Gebiet Bayrischer Wald – Böhmerwald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas, also ein ideales Gelände. Aber auch Im Nationalpark Harz wurden zwischen 2000 und 2006 24 Luchse in die Freiheit entlassen (9 Männchen und 15 Weibchen). Der Harz, der Bayerische Wald und der Pfälzer Wald sind damit die drei deutschen Regionen, in denen dem Luchs wieder eine Heimat geboten wird. Im Sommer 2002 gab es den ersten wild geborenen Nachwuchs. Im vergangenen Jahr 2010 haben sich Luchse in Nordhessen, die aus dem Harzer Gebiet stammen, außerhalb der Region angesiedelt und Nachwuchs bekommen.

Am kommenden Donnerstag, 25. August 2011, 19 Uhr berichtet Ronald Bellstedt, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Museum der Natur Gotha, ausführlich von diesem spannenden Tier, dass einst im Thüringer Wald beheimatet war und erläutert, weshalb die Wiederansiedlung des Luchses so wichtig ist.