Vortrag zum Abschluss der Sonderausstellung „Der Liebe leichte Schwingen“

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„In ihrer Hand hielt sie den mächtgen Zauberstab, dem Fischbein und Papier, und Been sein Leben gab.“ So beschreibt Johann Josef Eberle 1765 in seinem komischen Heldengedicht „Das Strumpfband“ den Fächer.

Fächer assoziieren eine Welt der Liebe, der heimlichen Treffen an verschwiegenen Orten, der rauschenden Bälle und Feste – Schauplätze amouröser Begegnungen. Die herausragend bemalten Fächerblätter mit ihren Gestellen aus Perlmutt, Elfenbein oder Schildpatt zeigen Liebespaare aus Mythologie, Dichtung und Religion, aber auf den Hochzeitsfächern auch reale Liebespaare. Die Szenerien sind umgeben von erotischen Symbolen, mit denen sich anspielungsreich symbolische Konversation („Konversationsfächer“) betreiben ließ, da mit dem Fächer auch seine bildliche Gestaltung je nach Lust und Laune geöffnet und geschlossen werden kann.

Seit dem 17. Jahrhundert zählen Fächer zu einem weit verbreiteten Modeaccessoire sowie Kommunikationsmittel und besitzen einen hohen Wert als Statussymbol. Das Hofzeremoniell des Barock bringt dann einen bis dahin nie da gewesenen Bedarf an kostbaren Fächern, die meist zu bestimmten Anlässen, wie Hochzeiten, Hoffesten, für Theater- und Opernbesuchen entstehen. Vor allem idyllische, ländliche Szenen oder Schäferspiele sind auf den Fächern zu finden.

Ein erotischer Unterton, der die Liebes- oder Picknickszenen flirtender Paare begleitet, ist dabei allgegenwärtig. Infolgedessen zeigen die idealisierenden Sujets auf den Fächern den Wunsch vom Ausbrechen aus den gesellschaftlichen Konventionen oder geheime Sehnsüchte. Ikonographie der Bilder und einzelne Symbole sind aber auch mit konkreten Aussagen verknüpft. So erscheinen Schäferszenen als Sinnbild der ungebändigten Liebe in freier, unzivilisierter Natur und Liebesgärten stehen als Metapher für die galante Liebe. Der geschlossene Vogelkäfig symbolisiert z. B. das Gefangensein in der Liebe, der geöffnete dementsprechend die freie Liebe.

Was die Damen mit einem solchen Zauberstab im 18. Jahrhundert bei der Männerwelt so alles bewirken konnten und welche pikanten Anspielungen sich oft in den scheinbar harmlosen Bildern verbergen, erläutert die Leipziger Textilspezialistin Babette Küster am kommenden Sonntag, 12. Januar 2014, in ihrem Vortrag.

Anschließend erhalten die Gäste um 15 Uhr zum letzten Mal die Gelegenheit einer Führung durch die Sonderausstellung in der Ausstellungshalle des Schlosses Friedenstein.