Waldbesucher sollten Herbst- und Winterruhe der Wildtiere respektieren

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Für die Winterzeit haben Waldtiere, die nicht wie viele Vögel in den warmen Süden ziehen können, nur ein Ziel: Überleben. Und dafür entwickelten Hirsch, Fuchs, Siebenschläfer & Co raffinierte Strategien: Sie sammeln Vorräte, fressen sich Fettpolster an, ruhen, schlafen oder fallen in eine monatelange Starre. Nur der Mensch macht oft genug die beste Strategie zunichte: Er schreckt die Tiere unnötig auf, stört sie an Fütterungen oder sammelt sie womöglich ein: Viele Igel haben dies schon mit dem Leben bezahlt.

„Derzeit beginnen die Waldtiere, sich Fettvorräte anzufressen oder Futtervorräte zu schaffen, um die kommenden Kältemonate und die Nahrungsknappheit zu überstehen“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Mit über 200.000 ha ist die Landesforstanstalt größter Waldbesitzer im Freistaat und im Waldnaturschutz aktiv. Und Thüringens Förster wissen: Wildtiere fühlen sich durch den Menschen immer bedroht, was speziell in den Wintermonaten für zusätzlichen Stress sorgt. Hirsche etwa verkleinern in den Wintermonaten ihren Pansen, nehmen fast 60 % weniger Nahrung auf, fahren ihren Stoffwechsel auf „Sparflamme“ und verharren oft bewegungslos auf der Stelle. Ein Skilangläufer, der sich abseits regulärer Loipen bewegt, löst unweigerlich die Fluchtreaktion der Tiere aus, wodurch diese viel Energie verbrauchen. Gebhardt empfiehlt deshalb Wintersportlern, die ausgewiesenen Loipen aus Tierschutzgründen nicht zu verlassen. Biber, Dachs und Waschbär halten dagegen Winterruhe, senken ihre Herzschlagfrequenz deutlich herab, lassen aber ihre Körpertemperatur unverändert. Vorteil: Die Tiere können während des Winters aufwachen um Vorräte zu sammeln. Klassische Winterschläfer sind hingegen Igel, Haselmaus, Siebenschläfer oder manche Fledermäuse. Sie verharren vier bis sieben Monate in einem schlafähnlichen Zustand bei herabgesetzter Körpertemperatur, der selten unterbrochen wird. Wenn Waldspaziergängern zur kalten Jahreszeit etwa ein Igel über den Weg läuft, so kann dieser schlicht aufgewacht und auf Nahrungssuche sein. Ihn mit nach Hause zu nehmen und mit Milch und Obst durchzufüttern, bedeutet in den meisten Fällen der sichere Tod des Tieres.

Auch Fledermäuse sollten in ihrem Winterquartier nicht unnötig aufgeschreckt werden. Frösche, Insekten und manche Schlangen verfallen schließlich in die Winterstarre. Herzschlag und Atemfrequenz werden durch die Außentemperaturen abgesenkt, der Körper bildet eine Art Frostschutzmittel. Steigen die Außentemperaturen im Frühjahr wieder an, werden die Tiere wieder rege. Säugetieren droht bei längeren Kältewellen hingegen der Erfrierungstod. Ihnen hilft es nur, sich einen wärmeren Platz im Wald, etwa eine Höhle, zu suchen. Übrigens: Einige Waldschädlinge lassen sich durch Kältewellen nicht beeindrucken: Der gefährliche Fichtenborkenkäfer etwa überlebt in tieferen Bodenschichten auch Temperaturen unter minus 20 Grad. Und dort lässt er sich auch durch den Mensch nicht stören.

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