Werbung für den Basketball

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In einer mitreißenden Partie bezwang Science City Jena am Samstagabend den Tabellenführer aus Göttingen mit 100:97.

Ein Wurf in der Schlusssekunde von Dorenzo Hudson besiegelte die zweite Saison-Niederlage des Roijakker-Teams, setzte zugleich den Schlusspunkt in einem intensiven, auf hohem Niveau stehenden Duells, welches sich bis zur Crunchtime durch etliche Führungswechsel ausgezeichnet am Nervenkostüm der beiden Fanlager gezehrt hatte.

„Wir wussten, dass wir heute ans Limit gehen müssen um das Parkett als Sieger verlassen zu können. Ich habe die Stimmung im Spiel sehr genossen. Das war die großartige Atmosphäre die ich mir vorab erhofft hatte, die dieses Duell verdient hatte, das war Werbung für denBasketball“, sagte Trainer Björn Harmsen nach dem Spiel. Erstmalig vor ausverkauften Haus verliehen 1500 Zuschauer – darunter auch knapp 200 Göttinger – dem Gipfeltreffen in Lobeda-West einen würdigen Rahmen.

„Beim letzten Schuss habe ich an nichts gedacht, wollte einfach nur den Ball im Korb versenken um das Spiel zu beenden und zu gewinnen. Nach dem getroffenen Wurf kam meine Mitspieler auf mich zugerannt, haben mich vor Freude angesprungen. Es war ein riesiges Erlebnis für alle, die an diesem Abend in der Halle anwesend waren, ein großartiger und intensiver Kampf von uns, aber auch von den Göttingern“, attestierte auch Last-Second-Shot-Hero Dorenzo Hudson den Gästen eine starke Leistung. Marco Grimaldis Gesicht nach der Schlusssirene sprach unterdessen Bände.

Die Hände in die Hüfte gestützt, stand der Göttinger Aufbauspieler unter dem eigenen Korb, muss sich wie in einem Deja Vu vorgekommen sein, nachdem Hudsons Wurf in die Schlusssirene durch die BG-Reuse rauschte. Bereits im April war dem BG-Urgestein die Fassungslosigkeit anzusehen, als sein Team im damaligen 4.Playoff-Viertelfinale trotz 7-Punkteführung kurz vor dem Ende noch die Segel streichen musste.

Während die Gäste zunächst besser aus den Startlöchern kamen, sich nach der von Garrett Sim herausgeworfener Jenaer 2:0-Führung schnell auf 2:12 abgesetzt hatte, zog Björn Harmsen in der 3.Minute die taktische Notbremse, Auszeit. Zwar kämpften sich die Thüringer in Folge wieder an den Spitzenreiter heran, dennoch konnten die Gäste bis zum Viertelende einen 25:31-Vorsprung behaupten. In der 14.Minute war es Dennis Tinnon, der Science City wieder mit 39:38 in Front bringen konnte. Angetrieben von den lautstarken Tribünen entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe, in dessen Verlauf sich kein Kontrahent nennenswert absetzen konnte.

Nachdem sich die Saalestädter mit einem 46:54-Rückstand in die Halbzeitkabinen verabschiedet hatten gelang es dem Duo Tinnon und Hudson unmittelbar nach Wiederanpfiff zunächst auf 54:54 (23.) auszugleichen. Im Anschluss war es das Harmsen-Team welches konstant punktend in Führung lag, durch einen Dreier von Billy Rush auf 73:67 enteilte, bevor Göttingen bis zum Viertelende erneut auf 73:73 ausgleichen konnte.

Der finale Abschnitt entwickelte sich zum High Noon in Lobeda-West. Nicht weniger als elf Distanzwürfe verwandelten die Akteure beider Teams. Nachdem Lars Wendt das Schlussviertel mit seinem Distanzwurf zum 76:73 eröffnet hatte, ein weiterer Hudson-Dreier zum 84:75 (33.) die Thüringer auf die vermeintliche Siegesstraße brachte, reagierte BG-Coach Roijakker mit einer Auszeit. Nun waren es wieder die Göttinger, die im Verlauf eines 12:2-Laufes beim 86:87 (37.) in Führung gehen konnten. Wie zwei Schwergewichts-Boxer den jeweils anderen nach 12 kräftezehrenden Runden belauernd, warteten die beiden Kontrahenten auf den richtigen Moment zum Knockout.

Nachdem Garrett Sim mit drei erfolgreichen Distanzwürfen in Serie erfolgreich den drohende K.O. abgewehrt hatte, Science City 70 Sekunden vor dem Ende mit 95:92 in Führung lag, bog dieses unglaublich Duell auf die Ziellinie ein. So war es zunächst Jeramine Mallet, der mit zwei Freiwürfen wieder auf 95:94 verkürzte, bevor Hudson an der Linie nervenstark blieb, 40 Sekunden vor dem Ende wieder auf 97:94 vorlegte. Diesen 3-Punkterückstand konterte im Anschluss Jeramine Mallet trocken aus der linken Ecke, versenkte seinen Dreier zum 97:97 (noch 26,3 Sekunden).

Nun war es Garrett Sim, der den Ball in den Händen hielt, Zeit von der 24-Sekundenuhr nahm. Zunächst an der Mittellinie dribbelnd, zog Jenas Aufbauspieler knapp fünf Sekunden vor Ende in Richtung Gäste-Korb, wurde von drei Gegenspielern abgeräumt. Der Versuch von Johan Roijakkers seinem Team in einer Auszeit eine erfolgreiche Strategie für die verbleibenden 3,1 Sekunden mitzugeben verpuffte. Mallet warf den Ball auf Höhe der Mittellinie über Freund und Feind, erneut Ballbesitz für Jena. Mit der Zwischenstation Daniel Mayr landete das Leder nach dem Einwurf in den Händen von Dorenzo Hudson, der zunächst dribbelte um den Ball rechtzeitig vor der Sirene loszulassen.

Die Stille nach dem Schuss wich einer akkustischen Druckwelle, als Hudsons Wurf durch die Göttinger Reuse fiel und die altehrwürdige Arena in Lobeda-West in ein wahres Tollhaus verwandelte. „Was für ein unglaubliches, was für ein verrücktes Spiel. Die Halle war ausverkauft, extrem laut und für uns Jungs unheimlich motivierend. Ich liebe es, in solchen Begegnungen vor einer solchen Kulisse aufzulaufen, vor allem natürlich wenn sie so ausgehen wie gegen Göttingen“, sagte Hudson nach dem Wimpernschlag-Finish.