Wetteraussichten vom Friedenstein

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Viele Menschen klagen über diesen Sommer, der sich so gar nicht den allgemeinen Erwartungen gemäß verhält. Vielleicht ist es ein geringer Trost: Früher war das Wetter auch nicht besser. Bei allen Vorzügen, die Gotha und Schloss Friedenstein zu bieten haben – in den Augen illustrer Gäste zählten das Thüringer Klima und insbesondere das Wetter um den Friedenstein noch nie zu den hervorragenden Attraktionen.

Voltaire, der sich 1753 fünf Wochen als Gast der Herzogin Luise Dorothea auf dem Friedenstein aufhielt, kokettierte in dem Jahrzehnte währenden Briefwechsel mit der Herzogin gern mit seiner Rückkehr nach Gotha. Kaum je vergaß er dabei einen Hinweis auf das frische Klima am Rande des Thüringer Waldes und machte in einem Schreiben vom 12. April 1754 für sein Kommen zur Bedingung, „daß mir erlaubt wäre, in Anbetracht Ihrer schönen Nordlage und Ihres schönen Thüringer Waldes im Juli pelzgefütterte Kleidung zu tragen.“ Der Pelz allein wird es nicht gewesen sein. Voltaire kam nicht wieder.

Goethe war nicht nur wegen der herausragenden Bücherbestände der Bibliothek und seiner engen Bindung an den Gothaer Hof häufig auf dem Friedenstein. Sein Quartier wählte er lieber in der Stadt, nicht zuletzt eingedenk einer Januarnacht des Jahres 1786, als er an Frau von Stein schrieb: „[…] der Wind saußt entsetzlich auf dem Schlosse, und bläst mein ganzes Zimmer durch, so daß ich am Ofen sitze, an der einen Seite brate, an der anderen erstarrt bin.“

Die Liste ließe sich um weitere berühmte Namen erweitern. Bedenklich ist, dass sogar ein erprobter Reisender wie der erfolgreiche Abenteuerschriftsteller Friedrich Gerstäcker über das Wetter klagte. Anfang der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts war er dank einer über den Schriftsteller Gustav Freytag lancierten Einladung des Herzogs nach Gotha gekommen. 1862 war er neben Alfred Brehm Teil der Gesellschaft, die Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha nach Afrika begleitete. Vielleicht lag es an diesen klimatischen Erfahrungen, dass er in Gotha nicht recht warm wurde und bereits Mitte der 60er Jahre seine Zelte in der Residenzstadt wieder abbrach. Am 4. Mai (!) 1864 hatte er in einem Brief dafür plausible Gründ genannt: „Die klimatischen Verhältnisse in Gotha sind so nichtswürdiger Art, dass ich es nicht länger aushalten werde. Wir hatten heute Morgen drei Grad Kälte und einen Sturm, dass Einem Angst und bange wurde.“