Wissenschaftshistoriker der Universität Jena erforschen Lebensweg des Physikers Max Steenbeck

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Der Physiker Max Steenbeck (1904-1981) gehörte zu den herausragenden Wissenschaftlern in der DDR. Obwohl er keine Koryphäe wie Otto Hahn oder Werner Heisenberg war, machte Steenbeck eine steile Karriere im Wissenschaftsbetrieb der DDR. „Steenbeck wurde 1965 Vorsitzender des Forschungsrates und er leitete das wissenschaftlich-technische Büro für Reaktorbau“, sagt Dr. Christian Forstner vom Haeckel-Haus der Universität Jena. Der Physiker und Wissenschaftshistoriker Forstner wird den Wissenschaftler und Funktionär Steenbeck näher erforschen. Das aktuelle Projekt ist betitelt mit „Forschungstechnologien und Wissenschaftspolitik in der Biografie des Physikers Max Steenbeck (1904-1981)“. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Arbeit für drei Jahre mit insgesamt 125.000 Euro.

Steenbeck gehöre zu einer Generation von Wissenschaftlern, die sich einem enormen Strukturwandel zu stellen hatte, konstatiert Forstner. Auslösendes Moment waren die bahnbrechenden Entdeckungen in der Physik zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Insbesondere die Kernphysik veränderte das Weltbild einer ganzen Wissenschaftlergeneration. „Neu waren solche gigantischen Vorhaben wie das Manhattan-Projekt zur Entwicklung der Atombombe“, sagt Forstner. Im Falle Steenbecks kamen die besonderen politischen Bedingungen hinzu: Der Physiker hatte zunächst bei Siemens in Berlin geforscht, dort u. a. das Betatron mitentwickelt, einen Teilchenbeschleuniger, der in der Radiologie eingesetzt wurde. Nach Kriegsende kam Steenbeck in die Sowjetunion, wo er an Entwicklung und Bau einer Gas-Ultra-Zentrifuge zur Urantrennung mitwirkte.

„Wir wollen herausfinden, welche Technologie-Transfers es während des Kalten Krieges gegeben hat“, sagt Christian Forstner. Während die Atomkraftwerke in Westdeutschland mit dem Know-how aus den USA gebaut und betrieben wurden, kam die Technologie der DDR-Kraftwerke aus der Sowjetunion. Welche Netzwerke es dazu im Ostblock gab, das möchte Christian Forstner untersuchen. Neben der Arbeit in Archiven werden der Wissenschaftshistoriker und sein Mitarbeiter Bernd Helmbold einige Zeitzeugen befragen.

Max Steenbeck dient ihnen als Prototyp, der für eine ganze Reihe von Wissenschaftlern steht. Interessant wird dabei auch der politische Weg Steenbecks sein. Denn der Physiker war einer der DDR-Vertreter in der Pugwash-Bewegung. Die „Pugwash Conference on Science and World Affairs“ war ein Zusammenschluss internationaler Wissenschaftler, die in gemeinsamen Konferenzen und Workshops über Fragen der atomaren Bedrohung, bewaffneter Konflikte und Probleme der globalen Sicherheit diskutierten. Anlass dafür war das Russell-Einstein-Manifest von 1955, mit dem eindringlich vor den Folgen eines atomaren Konflikts gewarnt wurde.


Kontakt:
Dr. Christian Forstner
Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik – „Ernst-Haeckel-Haus“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Berggasse 7, 07745 Jena
Tel.: 03641 / 949510
E-Mail: Christian.Forstner@uni-jena.de