Gotha – Gedächtnis der Reformation

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Schautafel informiert über Luthers Spuren in Gotha

Über Martin Luthers Spuren in Gotha informiert ab sofort eine dreiteilige Schautafel an der Augustinerkirche, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Myconiushaus. Oberbürgermeister Knut Kreuch, Initiator der Aufstellung und Autor der Texte, hat Sie heute gemeinsam mit Pastorin Uta Liebe enthüllt. „Ich erachte es als unverzichtbar unseren zahlreichen Besuchern die Bedeutung der Stadt Gotha als ‚Gedächtnis der Reformation‘ mit dieser Informationstafel nahezubringen. Die prägnante Bezeichnung Gothas wurde von Wissenschaftlern geprägt und wer die hier aufgezeichneten Spuren Luthers in Gotha verfolgt, wird begreifen, wie sehr unsere Stadt mit der Reformationsgeschichte verbunden ist“ so Knut Kreuch.

Mit einem Lageplan all jener Orte, an denen die Spuren Martin Luthers und der Reformationsgeschichte in Gotha erlebbar sind und einer umfangreichen Erläuterung, bietet die Schautafel einen Überblick, der Gothas Bedeutung für die Reformation, über das diesjährige Jubiläumsjahr hinaus, unterstreicht. Pastorin Uta Liebe bedankte sich stellvertretend für Superintendent Friedemann Witting bei der Stadtverwaltung nicht nur für die Aufstellung der informativen Schautafel sondern auch für die barrierefreie Pflasterung der Zuwegung für den Eingangsbereich des Myconiushauses.

Martin Luther war am 1. Mai 1515 anlässlich eines Kongregationskapitels zum ersten Mal in Gotha. Am 29. Mai 1516 visitierte er das Gothaer Augustinerkloster, predigte am 8. April 1521 in der Augustinerkirche. Er besuchte vom 25. bis 27. September und vom 9. bis 10. Oktober 1529 Gotha und seinen Freund Friedrich Myconius erneut und predigte dabei zweimal in der Augustinerkirche. Am 27. Februar 1537 musste er in Gotha einkehren und im Gasthof „Zur Löwenburg“ am unteren Hauptmarkt mehrere Tage Krankenlager nehmen. Nierenkoliken plagten ihn so sehr, dass er mit Myconius bereits sein Begräbnis in Gotha besprach. Die gute Pflege und Fürsorge der Gothaer vermochten jedoch eine schnelle Genesung des Reformators herbeizuführen und so konnte er fünf Monate später Friedrich Myconius zur Geburt seines Sohnes mit der Anrede „Bischof der göttlichen Stadt“ gratulieren. Auf seiner Durchreise nach Eisenach besuchte Martin Luther Gotha am 6. Juli 1540 zum siebenten und letzten Mal.

In der Universitäts- und Forschungsbibliothek Gotha werden heute 1.100 Briefe Martin Luthers aufbewahrt, das ist ein Viertel aller seiner Briefe. Darüber hinaus sind 280 Reformationshandschriften mit mehr als 15.800 Einzeldokumenten in ihrem Bestand. Die Stiftung Schloss Friedenstein verfügt über 700 der wertvollsten Flugblätter weltweit, eine der wertvollsten Sammlungen der Reformation.

Weiterführende Informationen über Gotha als „Gedächtnis der Reformation“ bietet die von der Evangelischen Verlagsgesellschaft herausgegebene Publikation „Orte der Reformation – Gotha“, die im Buchhandel und im „Gotha adelt“- Laden zum Preis von 9,90 Euro erhältlich ist.

Luthers Spuren in Gotha (Text der Schautafel):

Luthers Aufenthalte in Gotha
Von 1515-1540 sind sieben Aufenthalte belegt.
Martin Luther predigte, wohnte und arbeitete hier.

Vorreformatorische Schriften
Mutianus Rufus, eine bedeutende Geistesgröße der Hochrenaissance versammelte in Gotha von 1504-1526 Gelehrte und frühe Kritiker der Kirche.

Distriktvikar in Gotha
Die Augustinereremiten wählten Luther am 29. April 1515 zum Distriktvikar.

Wortgewaltige Predigt
Wie eine Sage berichtet, hat Luther am 8. April 1521 in der Augustinerkirche so heftig gepredigt, dass sich Steine aus dem Mauerwerk lösten und zu Boden polterten.

Predigtort der Reformation
Schon 1522 predigte Johann Langenhahn in der Margarethenkirche das Evangelium nach Martin Luther.

Gymnasium Illustre
Am 21. Dezember 1524 gründete Friedrich Myconius im Augustinerkloster die „Nova Schola Gothana“. 1600 als „Gymnasium Illustre“ benannt, trägt sie heute den Namen „Gymnasium Ernestinum“.

Erster Superintendent
1529 hat Martin Luther seinen Vertrauten Friedrich Myconius, seit 1524 Pfarrer im Augustinerkloster zum ersten Superintendenten benannt.

Gothaer Trauzeugin
Barbara Cranach, Tochter des Gothaer Ratsherren Brengebier und Ehefrau des Malers Lucas Cranach, war am 13.Juni 1525 Trauzeugin der Hochzeit von Martin Luther und Katharina von Bora.

Handschriften
In der Universitäts-und Forschungsbibliothek Gotha werden 1100 Briefe und 7000 Tischreden Martin Luthers aufbewahrt. Das ist ein Viertel seiner Korrespondenz.

Erstes Waffenbündnis
Am 27. Februar 1526 verhandelten auf der Burg Grimmenstein Landgraf Phillip von Hessen und Kurfürst Johann von Sachsen den „Gotha-Torgauer Bund“, das erste Waffenbündnis zum Schutz der Reformation.

Gothaer Tafelaltar
Der Flügelaltar mit 160 Bildpredigten wurde 1522 von Heinrich Füllmaurer geschaffen und befindet im Herzoglichen Museum.

Älteste Beschreibung der Reformation
Eine Beschreibung der Reformation aus dem Jahr 1535 wurde 2016 im Staatsarchiv Gotha im PERTHESFORUM entdeckt.

Vermächtnis
Am 27. Januar 1537 diktierte der schwerkranke Martin Luther im „Haus zur Löwenburg“ auf dem Hauptmarkt das Vermächtnis, in Gotha begraben zu werden. Bürgermeister Johann Oßwald ließ ihn Wasser bis er wieder gesundete.

Die göttliche Stadt
In einem Brief an Friedrich Myconius vom 27. Juli 1537 schrieb Luther über Gotha als „civitas divina“. Gotha war für ihn die „göttliche Stadt“.

Myconius Traum
1510 sah Friedrich Myconius in einem Traum die Reformation voraus. Am 21. Februar 1546 hatte er den Traum in einem Brief an Paul Eber festgehalten.

Lucas Cranach
In Gotha befindet sich eine umfangreiche Sammlung von Gemälden und Zeichnungen von Lucas Cranach, dem „Maler der Reformation“.

Prager Manifest
Die radikale Schrift des Bauernführers Thomas Müntzer war die Antwort auf Martin Luthers Thesenanschlag zu Wittenberg. Sie befindet sich heute in der Universitäts- und Forschungsbibliothek in Gotha.

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