GothA4 sorgt für neue Qualität in der Gothaer Wirtschaftsentwicklung

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Gotha Stadtschild

Förderung des Freistaates Thüringen unterstreicht wirtschaftliche Bedeutung Gothas

„Mit der Übergabe eines Fördermittelbescheides in Höhe von 10,8 Millionen Euro am
29. November 2023 durch Thüringens Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft Wolfgang Tiefensee, wird eine neue Epoche in der wirtschaftlichen Entwicklung Gothas eingeleitet”, so der Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch. Durch die klare Festsetzung von Stadt Gotha und Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen, dass am neuen Standort GothA4 nur produzierendes Gewerbe und somit nachhaltige Arbeitsplätze geschaffen werden sollen, strebt die Stadt einen anspruchsvollen Wertekanon für ihre Entwicklung an, der die nächsten Jahrzehnte bestimmen wird. Wie die Gothaer Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahrhunderte verlief, soll nachfolgend dargestellt werden.

Gothas industrielle Frühgeschichte
Gotha ist eine traditionelle Stadt der Arbeit, wo seit Jahrhunderten durch den Fleiß der Schaffenden die städtische Entwicklung bestimmt worden ist. War Gotha durch den Reichtum der Fluren früh ein Zentrum handwerklichen Schaffens, so brachte der Handel mit Korn sowie der Färbepflanze Waid den ersten Wohlstand in die Stadt. Waren es anfangs die Mühlen und andere kleine Unternehmungen einzelner Handwerker, zu denen 1273 mit der Erwähnung eines Hutmachers der erste Beweis erbracht werden kann, so erfolgte im 14. Jahrhundert die Bildung von Zünften. Die Wollweberinnung ist im Jahr 1403 die erste Zunft der Stadt. Die gute Qualität der Böden bot auch die Möglichkeit zur Viehzucht, wobei vorwiegend Schafe und Rinder zur Woll- und Lederproduktion sowie zur Fleischgewinnung gehalten worden sind. Aus der Tradition der Fleischverarbeitung erwuchsen Ende des 18. Jahrhunderts eine florierende Wurstherstellung und ein Wurstexport ins In- und Ausland, der besonders nach dem Wegfall der Zölle für die internationale Bekanntheit Gothaer Wurstwaren sorgte, so dass heute noch in Tschechien „Gothaiski Salami“ verkauft wird. Mit dem Rückgang des Waidhandels im 17. Jahrhundert entwickelte sich die Wollverarbeitung, so dass 1756 eine Wollmanufaktur ins Leben gerufen worden ist, in der 3.000 Beschäftigte arbeiteten – damals der wohl größte Betrieb Thüringens. Gleichzeitig bildete sich 1757 die erste Thüringische Porzellanmanufaktur, die Gebrauchs- und Zierporzellane fertigte, die noch heute bei Sammlern sehr begehrt sind. Gotha wurde Standort in der Schuh- und Absatzproduktion, die teilweise bereits in Manufakturen und von ca. 140 Schuhmachern hergestellt worden ist. Auf ganz besondere Art und Weise hat sich das Handwerk der Steinhauerei und Steinbearbeitung in Gotha erhalten, denn das Unternehmen KMD Natursteine GmbH ist heute das führende Unternehmen in der Veredlung von Steinen.
Gotha hat Tradition in der Industrie
Es war der Kupferschmied Carl Andreas Jusatz, der im Jahr 1810 die erste industrielle Produktion in Gotha mit der Herstellung von Dampfmaschinen und Feuerspritzen begann. Die Tradition dieses Unternehmens wird heute in der Airleben-Gruppe, dem führenden Hersteller für Lüftungssysteme fortgesetzt. Doch es sollte noch einige Zeit dauern, bis in der Stadt die Hochindustrialisierung einsetzte, für die der Anschluss Gothas 1847 an die Thüringer Eisenbahn Voraussetzung war. Entlang der Bahnschiene entstand in der Südstraße der erste Industriekomplex Gothas, wo sich bis heute das Weichenwerk Gotha befindet und ein weiteres Unternehmen die Reparatur von Eisenbahnen durchführt. Auch der Fahrzeug- und Achsenbau begann 1864 in der Südstraße und ist noch heute in Gotha in der Hans-C.-Wirz-Straße zu Hause.

Die zweite sprunghafte Entwicklung der Gothaer Industrie begann 1870 mit dem Bau der Bahnlinie Gotha-Mühlhausen und der Ansiedelung von Unternehmen im Gothaer Norden. Die 1883 gegründete Fabrik von Fritz Bothmann revolutionierte mehrfach industrielle Entwicklungen, zuerst im Karussellbau und ab 1898 im Waggon- und Flugzeugbau. Auch Straßenbahnen mit den Gotha-Wagen, Kühltechnik und Fahrzeuggestelle wurden hier produziert. Heute führen am Standort die Gothaer Fahrzeugtechnik mit dem Bau von Kranen und Gittermasten sowie die Schmitz Cargobull Gotha als führender Anhängerhersteller diese Industrietradition fort.

Das Schweizer Unternehmen Bystronic mit dem Bau von Werkzeugmaschinen und die ZF Friedrichshafen mit der Fertigung von Achsen und Getrieben für Pkws, blicken 2024 auf ihr 100-jähriges Bestehen am Standort Gotha, obwohl der Gründer der ersten Fabrik Carl Grübel schon 1872 mit der Produktion von Maschinen begann. Das Spanplattenwerk Gotha ist ebenfalls in Gotha-Nord zu Hause. Das industrielle Behandeln von Holz hat seit 1887 Tradition in der Stadt und Spanplatten aus Gotha sind heute weltweit begehrt.

Manchmal gründete sich aber auch am Rande der Stadt eine kleine Fabrik, die wesentlich zum Ruhm der Wirtschaft beigetragen hat. So werden seit 1909 in der Nähe des Viadukts in Gotha Waschmaschinen für die Reinigung und Entfettung von Metallteilen, heute PERO AG, hergestellt. Der Möbelbau, besonders die Spezialisierung auf den Metallmöbelbau, begann 1870 und heute sind Produkte von C&P Stahlmöbel GmbH in vielen Bauten weltweit anzutreffen. Auch das kartografische Gewerbe hat die Stadt Gotha seit 1785 nicht verlassen, denn immer noch gibt es mit der Müller & Richert GbR einen kleinen Betrieb der Landkarten aller Art fertigt.

In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts hat sich in der Stadt Gotha ein neuer Wirtschaftsstandort entwickelt und zwar in der Leinastraße. Dort siedelte sich der Obst- und Gemüsegroßhandel sowie 1973 die Brauerei Gotha an. 1991 wurde die Brauerei Gotha Teil der Oettinger Gruppe und im Jahr 2022 Teil der Paulaner Gruppe. Sie ist eine der größten Brauereien Deutschlands und bürgt für Qualität in der Getränkeherstellung. Seit 1310 wird in Gotha gebraut und 1836 begann die industrielle Bierfertigung. Übrigens, wurde in Gotha 1817 die erste Kiste mit Flaschenbieren abgefüllt.

Die Industrie Gothas seit der Deutschen Einheit
Die Wiedervereinigung Deutschlands führte 1990 zum Zusammenbruch der gesamten Industriekultur Gothas und nur wenige Betriebe konnten die nächsten zwei Jahrzehnte überleben. Die starke Konkurrenzfähigkeit mancher Gothaer Unternehmen führte dazu, dass die noch heute zu den Weltmarktführern gehören, dass andere verschwunden sind, aber auch neue Unternehmen dazu kamen. So ist die seit dem 13. Jahrhundert an der „Via regia“ in Gotha angesiedelte Fuhr- und Transportwirtschaft noch heute mit großen Transport- und Logistikunternehmen in der Stadt vertreten.

Es entstanden 1994 das Gewerbegebiet „Luftschiffhafen” und 1997 das Gewerbegebiet „Gotha-Süd” am Ortsrand in Richtung Bundesautobahn BAB 4. Am „Luftschiffhafen” werden heute Förderbänder, aber auch Druckerzeugnisse hergestellt. Der Familienbetrieb für Druckerzeugnisse wurde 1835 gegründet. Eine weitere Großinvestition steht in nächster Zeit in diesem Gewerbegebiet an. Nebenan, in Gotha-Süd, werden heute Fahrzeuganhänger, Heizungsbauteile, Druckerzeugnisse, Metallmöbel, Folien, Büroartikel und Metallbauteile gefertigt.

Der seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Gotha beheimatete Fahrzeugbau erhielt mit der Ansiedelung der Westfalia Mobil GmbH, als führendem Hersteller von Wohnmobilen, 2017 einen bedeutenden Aufschwung, genauso, wie seit 2013 die ENERCON Service Center GmbH in Gotha mit ihren Windkraftanlagen dem alten Betriebsgelände der Gummiherstellung in Gotha eine neue Zukunft gab.

Aber es gibt auch immer wieder kleine Entwicklungen, die für Furore sorgen und Gothas Image in der Wirtschaft stärken. War die Seifenfabrik von Bloedner von 1826 bis 1962 mit ihren Seifen und Kosmetika führend, so versprechen uns seit 2019 zwei junge Unternehmerinnen mit Love Rose Cosmetics rosige Zeiten und greifen damit auf bewährte Traditionslinien zurück.

Zu wünschen wäre, dass sich Unternehmerinnen und Unternehmer finden, die dem Beispiel dieser jungen Frauen folgen und die alte Tradition der Gothaer Spielwarenherstellung aufgreifen, damit Kinder wieder mit Fucker Spielzeug, Plüschtieren, Zinnfiguren, Puppen oder Plastikbausteinen sinnvoll ihre Spielzeit verbringen dürfen.

GothaA4 ist die industrielle Zukunft Gothas
Rund anderthalb Jahrzehnte planerischer Vorarbeiten, Verhandlungen zum Grundstückserwerb, Strategien zur industriellen Entwicklung, zum Arbeitskräftebedarf und zur Energiebereitstellung sind vergangen, wenn jetzt am 29. November 2023 der Zuwendungsbescheid für die Erschließung des rund 50 Hektar großen Industriegebietes GothA4 übergeben wird. Auf den Flächen direkt in Nachbarschaft der Autobahn soll für innovative und nachhaltige Unternehmen Platz sein, wofür von der Bundesstraße eine verbesserte Anbindung erfolgen wird. Der Standort ist so gewählt, dass der Lieferverkehr die Ortslage Gotha wenig beeinträchtigt.

„Neben dieser Entwicklung in GothA4 wird auch die Umgehung von Siebleben in den nächsten sechs Jahren, den Wirtschaftsstandort Gotha-Nord stärken, wo unter anderem große Pharmazieunternehmen zu Hause sind und dort für alle Unternehmen eine verbesserte Anbindung an die Bundesautobahn BAB 71 bringen, so dass man sagen kann: Gothas Wirtschaft ist immer in guter Fahrt” ist sich Oberbürgermeister Knut Kreuch sicher.

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