mdr: Themenwoche über „Jüdisches Leben in Mitteldeutschland“

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Auch vor dem Gerichtsgebäude in Magdeburg wird der Todesopfer des Attentats gedacht. Foto: MDR/Marie-Kristin Landes

Leipzig (red/mdr, 1. Oktober). Der Anschlag am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hat Halle, Deutschland und das Leben der jüdischen Gemeinden erschüttert.

Jetzt erinnert der MDR an die Ereignisse von 2019 und berichtet vom 5. bis 11. Oktober im Rahmen einer trimedialen Themenwoche über „Jüdisches Leben in Mitteldeutschland“ in Vergangenheit und Gegenwart. Am 9. Oktober übertragen Das Erste und MDR zudem die zentrale Gedenkfeier live aus Halle. Alle Angebote sind in der ARD-Mediathek und unter mdr.de/juedisches-leben abrufbar.

Was heißt es heute, jüdisch zu leben und zu glauben? Etwa 5.000 Menschen bekennen sich aktuell in Mitteldeutschland zum jüdischen Glauben. Doch der Terroranschlag von Halle hat in vielen jüdischen Gemeinden in ganz Deutschland tiefe Spuren hinterlassen. Am 9. Oktober gedenken Stadt, Land und die jüdische Gemeinde in Halle der Opfer gemeinsam mit den Hinterbliebenen. Das Erste und MDR übertragen live ab 17.00 Uhr (Das Erste ab 17.08 Uhr) die zentrale Gedenkfeier aus der Ulrichskirche. Erwartet werden u.a. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sowie der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff.

Um die Ereignisse von 2019 geht es auch in der Dokumentation „Das Leben danach – Das Attentat von Halle“ in der Reihe „Exakt – Die Story“, am 7. Oktober 20.45 im MDR-Fernsehen, die Betroffene von damals zu Wort kommen lässt. „Wir haben gesehen, wie er Granaten und Molotow-Cocktails geworfen hat, wie er geschossen hat auf die Tür“, sagt Gemeindevorsteher Max Privorozki. Die Tür zur Synagoge hielt den Schüssen stand. Das zersplitterte Holz wurde zum Symbol für den Tag des Anschlages. Die Doku fragt nach den Spätfolgen, die die Betroffenen aushalten müssen und begleitet auch das aktuelle Gerichtsverfahren.

Den Tathergang und die Folgen thematisiert das Feature von MDR KULTUR „Halle, 9. Oktober – ein Jahr danach“ am 7.Oktober, 22.00 Uhr im Radio und in der ARD Audiothek. Zwölf Monate nach dem Anschlag sucht die Sendung Antworten bei der jüdischen Gemeinde und deren Nachbarn und zeichnet das Bild einer Stadt, in der nach diesem Anschlag vieles anders sein müsste.

„MDR um 4“ startet am 5. Oktober die Wochenserie „Halle – 1 Jahr nach dem Anschlag“ und schickt dafür die Reporterin Tanja Ries gleich vier Mal in die Saalestadt. Dort spricht sie u.a. mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde, der Initiative „Halle gegen rechts“, mit Zeugen des Anschlags am KIEZ-Döner und mit Verantwortlichen der benachbarten Pauluskirchengemeinde darüber, wie sich die Stadt Halle im vergangenen Jahr verändert hat.

Um jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart geht es im Film „Schocken – Das legendäre Kaufhaus in Chemnitz“ am 6. Oktober, 21.00 Uhr im MDR-Fernsehen. „Ach, Sie meinen das Schocken?“ Bis heute kennen die Chemnitzer unter diesem Namen das geschwungene Gebäude mit den langen Fensterreihen in der Brückenstraße. Die Brüder Simon und Salman Schocken beauftragen 1927 den Stararchitekten Erich Mendelsohn mit dem Entwurf einer weiteren Filiale ihrer Warenhauskette in Chemnitz. Das Bauwerk wird zu einer Sensation, gilt als Ikone der Moderne und bringt einen Hauch von Weltstadt nach Chemnitz. Doch mit der Machtergreifung der Nazis kommt der Niedergang. Bis 1945 firmiert das Kaufhaus als „Merkur“ Verkaufsstätte, nach dem Krieg als „HO“ und später als „Centrum Warenhaus“ bis 1991 Kaufhof das legendäre Haus übernimmt. 2014 zieht das Staatliche Museum für Archäologie ins ehemalige „Schocken“.

Jüdische Alltagsgeschichten „Was heißt hier koscher? Jüdisch leben bei uns“ sind Thema bei „Nah dran – Das Magazin für Lebensfragen“ am 8. Oktober, um 22.40 Uhr im MDR-Fernsehen. Im Anschluss zeigt das MDR-Fernsehen um 23.10 Uhr die Doku „Vorwärts und nicht vergessen – Der Komponist Hanns Eisler“. Der Leipziger Komponist war Jude, Komponist und Sozialist und wollte den Soundtrack der Weltrevolution schreiben. Nach der Musik-Doku ist ab 23.40 Uhr der streitbare Publizist Michel Friedman zu Gast bei „Fröhlich lesen“. Spannend ist auch die Lebensgeschichte von Lutz Balzer, den „Glaubwürdig“ am 10. Oktober, 18.45 im MDR-Fernsehen porträtiert. Mitte der 80er-Jahre reiste Balzer per Anhalter durch die Ostblockstaaten und fotografierte jüdische Friedhöfe und Synagogen. Heute ist Lutz Balzer so etwas wie ein Botschafter jüdischer Kultur in Erfurt.

Zudem bündelt der MDR in der ARD Mediathek und unter mdr.de/juedisches-leben seine Angebote. Ab 6. Oktober sind in der Mediathek bereits viele Inhalte online first abrufbar. Auch der Spielfilm „Anderswo“ (2014) ist hier beispielsweide zu sehen. Tagesaktuell berichten zudem die Hörfunkangebote des MDR sowie die drei MDR-Landesfunkhäuser in Dresden, Magdeburg und Erfurt.

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