„Sterbende Apfelstädt“ – dramatischer Hilferuf an die Öffentlichkeit

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Gotha (red, 1. Juli). Dietrich Roese (Präsident Landesanglerverband Thüringen – LAVT) und André Pleikies (Geschäftsführer LAVT) haben einen dramatischen Hilferuf namens der Betroffenen an der Apfelstädt gesendet.

„Seit 2019 hat der Landesanglerverband Thüringen e.V. (LAVT) sowie unzählige Anlieger verstärkt auf die akuten Wasserprobleme im Fließgewässer Apfelstädt hingewiesen. Schon damals war kein ernsthafter Wille zur Lösungsfindung zu erkennen. Im Gegenteil, die Kritiken und Hilferufe wurden, so wie heute vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz ignoriert.

Mit der Ertüchtigung der Westringkaskade im Jahr 2018, einem 45 km langen Rohrleitungssystem, das nicht nur in der Sache, sondern auch rechtlich sehr umstritten ist sowie der zusätzlichen Inbetriebnahme von zwei Wasserkraftanlagen in Erfurt und Gotha, wurde der Apfelstädt vom Thüringer Umweltministerium der Todesstoß versetzt.

Bereits im Jahr 2018 und dann verstärkt 2019 kam es so zu mehreren, dramatischen Fischsterben, welche nicht allein mit den geringen Niederschlagsmengen zu erklären sind.

Rechtlich sind für den Gewässer- und Fischartenschutz sowie für die Bergung und das Umsetzen bzw. die Entsorgung tausender toter Fische der Verursacher/Gewässereigentümer verantwortlich.

Da der Freistaat Thüringen und speziell das Thüringer Umweltministerium schon damals nichts unternahmen, hat der Landesanglerverband Thüringen e. V. mit großem personellen und finanziellem Aufwand Notabfischungen auf einer Gewässerstrecke von ca. 20 km durchgeführt, um wenigstens einen Teil der Fische zu retten. Leider mussten tausende tote Fische fachgerecht entsorgt werden. Dabei handelte es sich neben Bachforellen auch um Rote-Listen-Arten, wie Groppe und Bachneunauge sowie um die FFH-Art Äsche. Alle diese Arten sind deutschlandweit, so auch in Thüringen, zum Teil stark gefährdet und werden aktuell in Thüringen allein durch die Fischartenschutzprogramme der organisierten Angelfischerei in ihren Beständen erhalten.

Wenn die Umweltministerin Anja Siegesmund v. a. den Klimawandel für die Wasserprobleme in unseren Flüssen verantwortlich macht, was sicherlich für den Großteil der Gewässer einer der zentralen Gründe ist, dann müsste sie doch erst recht verantwortungsvoll, nachhaltig und klug mit jedem Tropfen Wasser im Interesse des Gewässerschutzes umgehen.

Wieso unterstützt sie, die mit der Aktivierung der Westringkaskade im Zusammenhang stehende Umleitung des für die Apfelstädt lebenswichtigen Wassers, in eine wenig effiziente Wasserkraftanlage, die allein durch ein leistungsstarkes Windrad hätte ersetzt werden können? Ist das die neue, nachhaltige Energiepolitik – Strom um jeden Preis?!

Warum lässt sie mit ihrer Entscheidung als Umweltministerin, die für den Gewässer- und Artenschutz verantwortlich ist, die Zerstörung eines Flusses mit einer Länge von über 34 km zu? Immerhin handelte es sich bis 2017 bei der Apfelstädt, um ein sehr hochwertiges Gewässer-Ökosystem, das Lebensraum für eine artenreiche Flora und Fauna sowie Heimat für tausende Thüringer Bürgerinnen und Bürger war und ist?

Dass sie mit unserem Verband, der oft unbequeme Fragen, insbesondere zum Gewässer- und Fischartenschutz stellt, nicht korrespondieren will, ist die eine Sache, aber dass sie in ihrem Amt auf Schreiben und Hilferufe nicht oder viel zu spät antworten lässt, ist inakzeptabel.

Dass Frau Siegesmund als Umweltministerin keinerlei helfende Maßnahmen eingeleitet hat, wenn zehntausende Fische und andere an das Wasser gebundene Tier- und Pflanzenarten grausam verenden, wie im Jahr 2019 und bei der aktuell kritischen Wassersituation und dem verstärkten Ablassen der Talsperre Wechmar, wiederum stark gefährdet sind, ist mit nichts zu rechtfertigen!

Dies alles, obwohl, die beiden oberen Talsperren, Ohra und Tambach-Dietharz gut mit Wasser gefüllt sind und es kurzfristig möglich wäre, die Situation zu entspannen und der Apfelstädt mehr Wasser über die Talsperren zur Verfügung zu stellen.

Sicherlich werden wir aufgrund der Trockenheit und fehlenden Niederschläge in vielen Gewässern zunehmend Wasserprobleme bekommen, einige Gewässer werden zeitweise oder manche sogar für immer trockenfallen.

Es ist eine Tatsache, der wir uns dieser Situation stellen müssen und nicht immer wird es eine Lösung für die zunehmenden Wasserprobleme geben können. Hier allein eine Behörde verantwortlich machen zu wollen, wäre nicht richtig.

Das Thüringer Umweltministerium versucht mit einer Niedrigwasserstrategie, über die sich durchaus diskutieren lässt, den strategischen Umgang mit langanhaltender Trockenheit und Dürre, deren Auswirkung in Form von Niedrigwasser in den Oberflächengewässern und im Grundwasser sowie die vorgesehenen Maßnahmen bis 2027 darzustellen.

Doch bei der Apfelstädt sind die Wasserprobleme vorrangig das Ergebnis falscher behördlicher Entscheidungen. Kommerz und schwarze Zahlen stehen vor Arten-, Gewässer- und Umweltschutz. Da muss man kein großer Mathematiker sein, die Zerstörung von 34 km Fließgewässer kommt der Allgemeinheit, sprich dem Steuerzahler um ein Vielfaches teurer, als die Einnahmen über die erzielten Stromgroschen.

Auch bindet ein so großes Fließgewässer mit seiner Unterwasser- und Ufervegetation deutlich mehr Kohlendioxid als alle Wasserkraftanlagen der Westringkaskade zusammen.

Darum sind die Erklärungsversuche oder Rechtfertigungen aus dem Umweltministerium unakzeptabel und in keiner Weise hilfreich. Die Hauptursachen für das Trockenfallen der Apfelstädt und die möglichen Lösungen findet man in den Erklärungen des Thüringer Umweltministeriums nicht.

Die Betroffenen vor Ort können die Argumentationen bzw. „fachlichen Aussagen“ nicht mehr ernst nehmen. Wer hier mehr erfahren möchte, kann dies gern auf den Internetseiten www.lebensraum-apfelstaedt.de oder www.lavt.de tun.

Warum ist die Umweltministerin Frau Siegesmund nicht dazu bereit, endlich konstruktiv und lösungsorientiert an der Beendigung dieser Umweltkatastrophe zu arbeiten und warum gibt sie gemachte Fehler in Ihrem Ministerium nicht zu? Das würde Ihr sicherlich bei vielen Bürgerinnen und Bürgern Sympathiepunkte bringen.

Die Menschen, die seit Jahrzehnten an und mit der Apfelstädt leben, sind nicht alle Wasserbauer, Hydrologen, Staumeister oder Biologen. Aber Sie haben ein sehr feines Gefühl dafür, ob die Aussagen und Erklärungsversuche der verantwortlichen Politiker und Behörden stimmen und sie an einer wirklichen Problemlösung interessiert sind. Momentan bestehen daran bei Vielen berechtigte Zweifel und die Menschen fühlen sich nicht mehr mit ihren Problemen ernst genommen.

Margaret Mead (Ethnologin, USA, 1901-1978), sagte einst Folgendes: „Man sollte nie daran zweifeln, dass eine kleine Gruppe kluger, engagierter Bürger die Welt verändern kann.
In der Tat ist das der einzige Weg, der jemals Erfolg hatte.“

1 KOMMENTAR

  1. Warum ist zugelassen worden das Wasser aus der Apfelstädt für das BUGA Projekt Nordpark benutzt wurde?

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