Winterquartier für Igel – wilde Inseln sind der beste Schutz

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Igel im Laub. Foto: NABU Thüringen

Erfurt/Gotha (red/fp, 1. November). Es wird herbstlich in Thüringen und viele machen sich nun Gedanken, wie ihre tierischen Nachbarn die kalte Zeit am besten überstehen. „Für Wildtiere wie den Igel beginnt jetzt der Endspurt auf der Suche nach Nahrung und einem passenden Winterquartier. Schon eine Wilde Insel, wie zum Beispiel ein Totholz- oder Laubhaufen, lässt einen Garten igelfreundlicher werden“, rät Friedhelm Petzke, der für den NABU Thüringen das Projekt „Wilde Inseln“ koordiniert.

Auf der Suche nach Leckerbissen
Die dämmerungs- und nachtaktiven Stacheltiere fühlen sich in naturnah gestalteten Gärten wohl, wo sie unter Hecken, Büschen und Bäumen nach Nahrung suchen und sich verstecken können. Manchmal hört man sie in der Nacht sogar dort laut Schmatzen. „Auf ihrem Speiseplan stehen Käfer, Spinnen, Regenwürmer, Schnecken, Tausendfüßer und andere Kleintiere. Laub-, Reisig- und Totholzhaufen sind der ideale Platz als Unterschlupf“, weiß der Biologe Friedhelm Petzke zu berichten. „Solche Haufen wirken meist unordentlich und mancher Nachbarin oder Nachbarn sind sie ein Dorn im Auge. Aus diesem Grund zeichnet der NABU Thüringen die Mutigen, die diese Haufen liegen lassen, mit einer Plakette für Wilde Inseln aus“. Auch eine Trockensteinmauer mit Höhlungen im hinteren Teil und ausreichend großen Zugängen kann als Quartier dienen. Gekaufte Igelkuppeln oder selbst gebaute Igelhäuschen sind ebenso willkommen. Einmal da – bleiben Igel meist ein Leben lang ihrem Lebensraum treu.

In Ruhe schlafen
„Ab Oktober oder November wird es nachts am Boden dauerhaft frostig. Igel suchen bei dieser Kälte ihre Winterquartiere auf. Erst gehen die Männchen, dann die Weibchen und zuletzt die Jungigel in den Winterschlaf. Letztere sind am längsten auf Nahrungssuche unterwegs, um an Gewicht zuzulegen“, erklärt Friedhelm Petzke. „Wichtig sind jetzt störungsfreie Rückzugsräume. Wer seinen Garten winterfest macht und ein paar Wilde Inseln stehen lässt, kann dem Igel etwas Gutes tun.“ Ein gutes Schlafzimmer für Igel ist schnell gestaltet. Laub sowie Grün-, Baum und Heckenschnitt in einer Gartenecke, unter Hecken und Bäumen, als Wilde Insel liegen lassen oder aufhäufeln. Eine Umrandung aus Feldsteinen hält das Material zusammen. Petzke führt aus: „Ihre Nester bauen Igel auch gerne in Komposthaufen. Tote Pflanzenreste nützen ebenso den Regenwürmern, die das Laub zersetzen und dem Igel wiederum als Nahrung dienen. Die Tiere sollten in der kalten Jahreszeit am besten gar nicht gestört werden. Beim Umsetzen des Komposthaufens im Frühjahr muss man ebenfalls vorsichtig sein und auf versteckte Tiere achten und diese in Ruhe lassen.“

Übertriebene Ordnung schadet
Um Igel vor Verletzungen und Vergiftungen zu schützen, sind Gifte und Mähroboter sowie Laubsauger im Garten tabu. „Mit dem Laub werden darin lebende Würmer, Spinnen oder Asseln eingesaugt, gehäckselt und getötet. Dies beeinträchtigt die Bodenbiologie beträchtlich. Kleinsäuger, wie Igel finden deshalb weniger Nahrung und kleine Igel können sogar von Mährobotern verletzt oder getötet werden. Besser ist es auf Mähroboter zu verzichten. Laub sollte mit einem Besen und Rechen zudem nur auf unbelebten Wegen, Bürgersteigen, Parkplätzen und Lagerflächen zusammengefegt werden.

Anschließend das Laub auf einen Haufen geben, damit es dort verrotten kann und Kleinstlebewesen sich weiterhin darin verstecken können“, rät der Biologe. Das Laub kann auch als Frostschutz für die Blumenbeete genutzt werden.

Igel drehen auf ihrer nächtlichen Nahrungssuche häufig große Runden – damit sie keine kräftezehrenden Umwege machen müssen, ist es sinnvoll unter Zäunen ein Durchschlupf für die stachligen Gartenbesucher zu belassen. Petzke warnt vor steilen Teichufern, Lichtschächten und Treppenaufgängen. Diese können für Igel, Kröten, Salamander und andere Tiere zur tödlichen Falle werden und sollten immer mit einer Ausstiegshilfe gesichert sein.

Mehr Tipps für igelfreundliche Gärten unter www.NABU-Thueringen.de

 

Hintergrundinformationen zum Projekt Wilde Inseln

Das Projekt „Wilde Inseln“ will für die Akzeptanz natürlicher Entwicklungen in Gärten und Grünflächen werben. Mit diesem Vorhaben möchte der NABU Thüringen Menschen dazu anregen, ein kleines Fleckchen Erde sich selbst zu überlassen. Das kann eine kleine Ecke im eigenen Garten sein, ein Totholzhaufen hinter der Firma oder Schule, auch Brachflächen von Gemeinden kommen in Frage. Das Projekt möchte nicht nur Privatpersonen ansprechen, es richtet sich an Unternehmen, Behörden und Kommunen.

Natürlich kann eine Wilde Insel so manchem Mitbürger störend ins Auge fallen. Dafür gibt es jetzt eine Plakette mit der Aufschrift „Verwildern ausdrücklich erwünscht – Biodiversität willkommen“. Sie soll dafür sorgen, dass solche Flächen öffentlich akzeptiert und nicht als unordentlich wahrgenommen werden.

 

Das Projekt „Wilde Inseln“ wird gefördert durch die Deutsche Postcode-Lotterie.

Nähere Infos unter: www.Wilde-Inseln.de

###Ende Pressemitteilung###

 

 

Für Rückfragen: Friedhelm Petzke, Tel.: 03641/605704, E-Mail: Friedhelm.Petzke@NABU-Thueringen.de

 

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