Wenn Bastian Sick kommt, macht Deutsch wieder Spaß.

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Bastian Sick hatte zur Doppelstunde Deutsch in die Alte Oper geladen und die Erfurter waren scharenweise herbeigeströmt um dem Retter des Genitiv, weit nach Schulschluss, zu lauschen.

Zunächst laufen auf der großen Leinwand die aktuellsten Nachrichten von Geni TV. Dann  geht es los, Deutschlands beliebtester Deutschlehrer, Bastian Sick ,, betritt die Bühne und live und in Farbe besticht er von der ersten Minute an mit seiner tiefer gelegten Grammatik. „Schließlich werden auch die Ansprüche für Doktorarbeiten tiefer gelegt.“ Tiefer gelegt ist das Niveau des aktuellen Programms „Aus Jux und Tolleranz“ von Bastian Sick ganz und gar nicht. Humorvoller kann man Deutsch kaum vermitteln. Dabei interessiert Sick nicht nur, was in Deutschland mit der Sprache passiert, nein er schaut auch über den Tellerrand hinaus.

Zum Beispiel in die Schweiz. Dort soll es künftig keine geschlechtsspezifischen Worte in der Amtssprache mehr geben. Das bedeutet, alle Worte die mit -er enden werden ersetzt. Aus Führerschein wird nun Fahrausweis. Kein Wunder, dass Bastian Sick da Parallelen zu Deutschland entdeckt. Manch einer, der seinen Führerschein abgeben muss, hat kurz darauf schließlich einen Fahrausweis. Des weiteren, so lernen wir, sei nach Meinung der Schweizer auch Vater und Mutter zu geschlechtsspezifisch. Vielmehr seien es Eltern. Oder Elternteile.

Doch wie sieht es in Deutschland mit den geschlechtsspezifischen Worten aus? Da hat man sich lange angewöhnt von SteuerzahlerInnen und BürgerInnen zu sprechen. Kurioser weise aber, bemerkt Sick, redet man nie von SchwarzfahrerInnen und SteuerhinterzieherInnen. Und es hat sich noch nie darüber jemand echauffiert, dass man es hier nur bei der männlichen Bezeichnung lässt. „Erinnern Sie sich noch nach Eduard Zimmermann?“ fragt Sick. „Der hatte doch diese Sendung Nepper, Schlepper, Bauernfänger. Die hätte doch eigentlich NepperInnen, SchlepperInnen und BäuerinnenfängerInnen heißen müssen.“

Neben solchen Spitzfindigkeiten bringt Bastian Sick natürlich auch 2012 wieder Fotomaterial als Beweismittel für das Kuriositätenkabinett von Verballhornungen der deutschen Sprache mit. Da wird zum Beispiel in einer Kleinanzeige eine KrankenschwesterIn gesucht. Im Zoo Senftenburg erklärt ein Schild „Aufgrund Ihres hohen Alters ist unsere Leopardin leider gestorben.“ – Ja, es ist schon verwirrend, wenn man nicht nur die Personalpronomen groß schreibt.

Gleichsam erinnert er mit Mireille Matthieu daran, dass Gott einst in Frankreich lebte. Immerhin trällerte die Französin doch einst „Gott lebt in Frankreich, denn Frankreich ist schön“. Sicher ist Frankreich schön, aber Gott ist umgezogen, resümiert Sick. Denn nun ist aus dem Rendezvou ein Date geworden. Man lernt nichts mehr peu á peu, sondern nur noch step by step. Als Gott noch in Frankreich wohnte da war man en vogue, doch nun da er in Amerika lebt, da ist man trendy.

All diese Informationen und Spitzfindigkeiten werden so charmant und pfiffig aufgedeckt, dass es eine Freude ist, ihm zu folgen. Noch nie hat Deutschunterricht so viel Spaß gemacht wie mit Bastian Sick, dem Mann für ALLE Fälle.

Text & Fotos: Holger John / VIADATA


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