Das befürchtete Waldsterben trat nie ein, doch gesund ist der Wald deshalb noch lange nicht!

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60 Experten der Thüringer Landesforstanstalt werden in den nächsten Wochen rund 8472 Probebäume in ganz Thüringen auf ihren Vitalitätszustand hin untersuchen. Durch die okulare Einschätzung von Blatt- und Nadelverlusten in den Kronen von Laub- und Nadelhölzern werden seit 1991 im Freistaat Informationen über den Gesundheitszustand des Waldes erhoben.

Auch wenn das jährlich durchgeführte relativ einfache Diagnoseverfahren mit Fernglas und Schreibbrett seit dieser Zeit unverändert blieb, so hat sich die Interpretation der erhobenen Daten im Lichte neuer Forschungsergebnisse deutlich verbessert. Denn der heimische Wald, so die Experten von ThüringenForst, ist alles andere als gesund, gleichwohl das in den 80er Jahren befürchtete flächige Waldsterben nie eintrat.

Auch wenn die jährlichen und periodischen Schwankungen von Bodenzustand, Wasserversorgung und Sonneneinstrahlung unmittelbaren Einfluss auf die Kronenausbildung der Bäume haben und der vom Menschen verursachte Klimawandel für milde regenreiche Winter und verlängerte Vegetationsperioden sorgt, zeigen die Ergebnisse der Waldzustandserhebungen der vergangenen Jahre einen konstanten Trend.

„Rund 30 % der Bäume in Thüringen sind stark geschädigt“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Umwelt-, insbesondere aber waldbezogene Forschungsprogramme wie das Forstliche Umweltmonitoring lassen auch erkennen woran dies im Wesentlichen liegt: Ein großes Problem für die Vitalität der Wälder in Thüringen ist der seit Jahren hohe Bodenstickstoffeintrag („Überdüngung“), die geringe Basensättigung in den Mittelgebirgslagen („Saurer Boden“) und ein zunehmender Trockenstress speziell für die wertvolle Fichte („Klimawandel“). Mag dies für sich genommen schon problematisch sein, verschärft sich das forstliche Risikomanagement durch komplizierte Wechselwirkungen und Rückkoppelungen, auch mit künftigen, unbekannten Entwicklungen im naturnahesten und damit auch sensibelsten aller Ökosysteme, dem Wald.

Die oft angeführte pauschale Schlussfolgerung, heute ist der Wald krank, früher dagegen gesund, können Forsthistoriker dagegen leicht widerlegen: die durch Waldweide und Streunutzung ausgelaugten Waldböden haben sich im Vergleich zu früheren Jahrhunderten dramatisch verbessert und zeigen heute ein vergleichsweise beachtliches Nährstoffangebot. Die jährliche Beobachtung des Patienten Wald macht also Sinn. Denn damit steigt die Diagnosesicherheit der Waldschutzexperten weiter an und die Therapierung kann immer erfolgreicher werden.

Fliesenstudio Arnold