267 Menschen wurden kurz vor Kriegsende getötet

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Das Evangelische Augustinerkloster zu Erfurt lädt am kommenden Mittwoch (25. Februar, 18 Uhr) zu einer Gedenkandacht für die Opfer eines Bombenangriffs am 25. Februar 1945 ein. Bei der Bombardierung kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs waren 267 Menschen ums Leben gekommen. Die Andacht mit Augustinerpfarrerin Dr. Irene Mildenberger findet am Ort der Stille im „Haus der Versöhnung“ statt – hier befand sich der Keller der ehemaligen Klosterbibliothek, in dem die Todesopfer Schutz gesucht hatten. An dem Gedenktag 70 Jahre nach dem Bombenangriff soll miteinander um Frieden und Versöhnung gebetet werden. Am 26. Februar (19 Uhr) schließt sich im Augustinerkloster eine Podiumsdiskussion zum Thema „Erinnerungskultur und/oder Geschichtsbewusstsein?“ an. Teilnehmer sind unter anderem der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow und Prof. Volkhard Knigge, Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.

Der 25. Februar 1945 gilt als der schwärzeste Tag des Augustinerklosters – damals hatten engli-sche Bomber zwei Luftminen auf das Kloster geworfen. In dem Keller der Bibliothek hatten 268 Menschen im Alter zwischen 3 Monaten und 83 Jahren Schutz gesucht. Die Wucht der Detonation war so groß, dass das Gebäude zusammenbrach und die Menschen von Gesteinsbrocken lebendig begraben wurden. 267 Menschen starben, ein Mädchen und ein Hund konnten gerettet werden.

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges begannen couragierte Erfurter mit den Aufräumarbeiten. Bereits 1946 starteten die ersten Arbeiten zum Wiederaufbau der Kirche, des stark zerstörten Westflügels, des Laubenganghauses sowie des Gästehauses. Unter großen Mühen und schwierigen politischen Bedingungen wurde das Kloster Stein um Stein wieder aufgebaut. Die historischen Strukturen wurden dabei bewahrt. Bibliothek und Waidhäuser blieben mehr als 60 Jahre lang als Ruinen stehen.

Im Jahr 2002 wurden die Grundmauern der Bibliothek restauriert und teilweise rekonstruiert. Eine Wandscheibe, die vom Einsturz bedroht war, wurde in einer spektakulären Aktion wieder aufgerichtet. Im Sommer 2008 begann der Wiederaufbau mit Kosten von rund 5,1 Millionen Euro. Damit sollte ein Zeichen dafür gesetzt werden, wie wichtig es ist, das Alte zu bewahren und Neues zu schaffen. Am 27. August 2010 wurde die Wiedereinweihung der ehemaligen Bibliothek gefeiert. 2008 ist das Evangelische Augustinerkloster erstes Mitglied der internationalen Nagelkreuz-Gemeinschaft in Thüringen geworden und gilt damit als Teil dieser weltweiten Bewegung für Frieden und Versöhnung.