Workshop zu den Schriftrollen von Qumran

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In einfachen Felsenhöhlen am Rande des Toten Meeres entdeckten Archäologen 1947 2.000 Jahre alte Schriftrollen – eine Sensation. Denn auf den 850 Rollen stehen u. a. 200 Texte, die bis heute die ältesten bekannten Bibelhandschriften darstellen. Sie stammen aus der Zeit von 250 v. Chr. bis 40 n. Chr. Verbunden ist der Fund vor allem mit dem Namen einer nahe gelegenen antiken Siedlung: Qumran.

Ein Workshop an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena widmet sich am 29. Juni den inzwischen genauestens untersuchten Dokumenten. „Ende in Sicht? Wie Texte in Qumran überliefert wurden“ heißt die Veranstaltung, die von Qumran-Experte Dr. Peter Porzig von der Universität Göttingen geleitet wird und zu der etwa 30 Theologen aus Mitteldeutschland an der Universität Jena erwartet werden.

„Die Qumran-Rollen sind inzwischen vollständig ediert und publiziert“, erklärt der Organisator des Workshops Prof. Dr. Hannes Bezzel von der Universität Jena. „Ihren wissenschaftlichen Wert haben sie aber auch nach mehr als 60 Jahren nicht eingebüßt.“ Welche Bedeutung sie etwa für die Forschung rund um das Alte Testament haben, kristallisiere sich erst seit Kurzem heraus – vor allem was die Textüberlieferung angehe. So gäbe es Bibelfassungen in Hebräisch und Altgriechisch, die sich mitunter erheblich unterschieden. „In Qumran haben wir aber hebräische Texte vorliegen, die der altgriechischen Version sehr ähnlich sind“, erklärt der Jenaer Juniorprofessor für Altes Testament.

Außerdem vermitteln die Schriften wichtige Eindrücke, wie die bis dahin existierende Heilige Schrift damals gelesen wurde. Viele Texte sind mit Kommentaren versehen. Aus ihnen ließe sich entnehmen, dass die Leser die geschilderten Ereignisse viel mehr auf die nahe Zukunft oder sogar auf die Gegenwart bezogen. „Die Menschen dieser Zeit gingen etwa davon aus, dass Vorhersagen des Propheten Habakuk, der seinem Buch nach gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. gelebt hat, so zu verstehen seien, dass sie direkt für ihre eigene Zeit offenbart wurden“, erklärt Bezzel. Die Bibelschriften wurden damals nicht in unserem heutigen Sinne als historisches Dokument wahrgenommen.

Gemeinsam mit Peter Porzig wollen die Workshop-Teilnehmer Texte genauer anschauen und beispielsweise verschiedene Handschriften unterscheiden lernen. Außerdem werden sie sie inhaltlich mit dem vergleichen, was tatsächlich in der uns überlieferten Bibel steht.

Workshop zu den Schriftrollen von Qumran am 29. Juni an der Universität Jena

Publiziert am 28. Juni 2011, 11:13 Uhr