Achim Rabus ist neuer Slawistik-Professor der Friedrich-Schiller-Universität Jena

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Die Sprache steht in Wechselwirkung mit dem Denken und beeinflusst die Identität des Menschen. „Sprache ist ein entscheidender Bestandteil der menschlichen Existenz“, betont auch Prof. Dr. Achim Rabus von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der neue Slawistik-Professor erlebt diesen Identitätskonflikt nicht nur bei vielen seiner Studierenden, die in Deutschland aufgewachsen, aber slawische Wurzeln haben.

Der Aleksander-Brückner-Professor für Slawistische Sprachwissenschaft hat auch in seinen Forschungen erfahren, wie Sprachenpolitik und -vorgaben die Sprecher beeinflussen – aktuell wie historisch. So hat der gebürtige Filderstädter etwa 2008 in seiner Dissertation über die Sprache ostslawischer Gesänge u. a. analysiert, wie Kirchenslawisch eingesetzt wurde, um religiöse Ziele zu erreichen. Die traditionelle slawische Liturgiesprache ist schwer verständlich und abhängig von verschiedenen Faktoren wurden unterschiedliche Varianten verwendet.

Prof. Rabus schätzt solche Analysen, denn „ich finde auch die Grammatik ästhetisch“, sagt der 35-jährige Neu-Jenaer, der bereits mit seiner Frau und den drei Söhnen an die Saale gezogen ist. Hier an der Friedrich-Schiller-Universität will der musische Wissenschaftler am liebsten „Europäer ausbilden, die auf dem östlichen Auge nicht blind sind“, nennt er ein Ziel, für das er an der Universität zahlreiche Partner findet.

Aber dem „überzeugten Humboldtianer“ ist auch bewusst, dass er „nicht nur Grammatik machen kann“, sondern die Slawistik – trotz seines Schwerpunkts auf dem Polnischen – vollständig anbieten muss. Dass er selber über die russische Literatur zur Slawistik gekommen ist und „auch die Sprachen liebt“, vereinfacht dies. Ebenso wie die Tatsache, dass er als Jenaer Vertreter des Aleksander-Brückner-Zentrums für Polenstudien, das die Unis in Halle und Jena gemeinsam betreiben, nun den Aufbau des Zentrums vorantreiben kann.

„Es ist eine große Chance, weil das Zentrum einzigartig ist in Deutschland“, betont er. „Sprachwissenschaft und Geschichte sind ebenso Thema wie Politik- und Kulturwissenschaft“, beschreibt Rabus den umfassenden Ansatz – eine Breite, die ihm den Wechsel aus Freiburg/Brsg. an die Jenaer Universität und ihre breit aufgestellte Slawistik besonders schmackhaft gemacht hat.

Hier wird er nun über slawische Sozio- und Kontaktlinguistik ebenso forschen wie über Slawistik und elektronische Medien sowie Minderheitensprachen in Polen und anderen Ländern. „Denn es gibt nicht das eine Polnisch, sondern eine Vielzahl von Sprachformen“, weiß Prof. Rabus. Und wie diese Sprachvarianten aussehen und was sie für die Menschen bedeuten, das analysiert der Jenaer Slawist intensiv – und vermittelt es seinen Studierenden mit Hilfe neuester Medien ebenso wie im persönlichen Gespräch.