Kein „ZU VIEL“ an kultureller Bildung in Thüringen

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Erfurt, 3. Juni 2012: Anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums veranstaltete die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) Thüringen e.V. am 1. und 2. Juni die Fachtagung „Von Schwarzmalerei und Zukunftsmusik“.

Prof. Dr. Roland Mertens, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, begrüßte die Tagungsteilnehmer aus Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Thüringen mit den Worten „Bildung und Kultur gehören zusammen!“. Anschließend resümierte er „Die LKJ Thüringen e.V. ist ein wichtiger Partner der Landesregierung geworden, wenn es um die Erhaltung und Weiterentwicklung der kulturellen Bildung in Thüringen geht. Als Jubiläumsgeschenk überreichte er der Vorstandsvorsitzenden Monika Bohne einen Lottomittelbescheid über 2.500 Euro für eine deutsch-französische Jugendbegegnung.

Bezug nehmend auf die öffentliche Debatte um den „Kulturinfarkt. Von Allem zu viel und überall das Gleiche.“ eröffnete Andreas Duscha die Diskussion über „Kulturelle Bildung – Gestern, Heute und Morgen“ mit der Frage „Gibt es zu viel kulturelle Bildung?“.
Institutionell betrachtet, bejahte Tobias J. Knoblich, Erfurter Kulturdirektor, diese Prophezeiung „In den letzten Jahren entstanden immer mehr neue, ähnliche Institutionen, die sich mit Bedeutung aufpumpen, dabei aber nur sich selbst und nicht die Menschen im Blick haben.“ Hier sind neue, offenere  Hierarchien zu schaffen, um Impulse und Kooperationen mit Projekten aus der freien Szene zu fördern.  
Prof. Dr. Coelen vertrat dagegen die Perspektive der Kinder und Jugendlichen für die es nie „zu viel“ Angebote geben kann. Allerdings stellte er drei Anforderungen an kulturelle Bildungsangebote. „Sie  müssen eine Aneignungskomponente haben und geistige Eigentätigkeit hervorrufen, um schon Vorgefundenes überschreite zu können. Außerdem sollten sie Widerstand hervorrufen  – Widerstand in Auseinandersetzung mit Materialien, mit sich selbst oder der Rezeption von Kultur.“

Großes Interesse zeigte das Publikum auch am Werdegang junger Kulturschaffender, die ihre ersten Erfahrungen in einem Freiwilligen Sozialen Jahr in Thüringer Kultureinrichtungen, wie dem Deutschen Nationaltheater in Weimar oder der Jenaer Philharmonie, sammelten.
Alle Befragten arbeiteten in dieser Zeit als Kulturvermittler mit Kindern und Jugendlichen und waren von der „Freude, die zurückkommt“, „der Kreativität der Kinder, wenn man sie nur tun lässt“ oder „den Gemeinschaftssinn den Kunst stiften kann“ begeistert. Viele haben jedoch auch erfahren, dass besonders die „etablierten Häuser sehr starr und bürokratisch funktionieren“ und Projektarbeit eine alternative Arbeitsform sein kann.

Auch am zweiten Tag wurden drei Workshops veranstaltet. Andy Schulze übte mit seiner Gruppe ganz praktisch und  mit viel Spaß den „Mut zum Scheitern“ und die Künstlerin Anke Hannemann forderte ihre Teilnehmer mit Kreide, Bilderrahmen und Kabelbinder zu Interaktionen in der Erfurter Altstadt heraus.

Wir danken dem Thüringer Folklore Ensemble Erfurt e.V. und Radio F.R.E.I. für  die gute Zusammenarbeit und die Nutzung ihrer Räume.
Die Tagung wurde gefördert vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.