Internationales Symposium diskutiert die Umgebung von Krebszellen als Ziel neuer Therapien

0
1203

(UKJ/vdG) Die Forscher des Universitäts-Tumor-Zentrums am Universitätsklinikum Jena (UKJ) sind am 8. und 9. Juni Gastgeber für das internationale Fachsymposium „Tumor-Microenvironment – Bedeutung für Tumorbiologie und Klinik“. Mehr als 70 Wissenschaftler aus Deutschland, Italien, Österreich, der Schweiz und Schweden werden hier ihre Forschungsergebnisse zu Zellprozessen in der unmittelbaren Tumorumgebung diskutieren. Für Versorgung und Ausbreitung ist der Tumor auf den Stoff- und Signalaustausch mit seinen Nachbarzellen angewiesen – die genaue Kenntnis dieser Mechanismen eröffnet neue Möglichkeiten für die Krebsdiagnostik  und –therapie.

Mit der zunehmenden Fülle neuer zellbiologischer und molekularer Daten in der Tumorforschung ist die Sicht auf die Entstehung und das Fortschreiten einer Krebserkrankung einem grundlegendem Wandel unterworfen. „Betrachtete man vor Jahren einen Tumor noch als eine rein autonome Wucherung, so wird heute zunehmend deutlich, dass es sich hierbei um einen geradezu komplexen ‚Organismus’ handelt“, so Prof. Dr. Kerstin Junker, Leiterin des Forschungslabors der Klinik für Urologie am UKJ und eine der Organisatoren. „Die Krebszellen gehen vielfältige Wechselbeziehungen mit den gesunden Zellen der nächsten Umgebung ein.“

Diese Wechselbeziehungen halten zum Beispiel die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Tumors aufrecht, sie ermöglichen durch Änderungen im umliegenden Bindegewebe die Wanderung der Krebszellen und sie regulieren die Abwehrreaktion des Immunsystems. Auf diese Weise haben die Bindegewebszellen, Entzündungszellen, Gefäßzellen und Stammzellen der Tumormikroumgebung einen entscheidenden Einfluss auf die Tumorentwicklung sowie die Effektivität traditioneller und moderner molekularer Tumortherapien. Die genaue Kenntnis dieser Wechselwirkungsmechanismen eröffnet neue Ansätze für die Tumordiagnostik und zielgerichtete Therapien.

Als Beispiel dafür nennt Prof. Dr. Regine Heller ein Schwerpunktthema des Symposiums: „Ab einer bestimmten Größe benötigt der Tumor ein eigenes Blutgefäßsystem, das aus den Gefäßen der Umgebung aufgebaut wird. Für verschiedene Krebsarten sind schon Medikamente zugelassen, die diese Gefäßbildung angreifen um den Tumor auszuhungern. Wir werden weitere Ansätze diskutieren“, so die Medizinerin vom Institut für Molekulare Zellbiologie des UKJ. Weitere Themen sind die Wechselwirkung von Karzinomzellen mit den Bindegewebszellen in der Tumormikroumgebung bei Haut-, Brust-, Prostata-, Pankreas-, Kolon- sowie im Blasenkrebs und die Entwicklung und Optimierung von aussagekräftigen Zellkulturmodellen zur Untersuchung des Einflusses von Zellen der Tumormikroumgebung auf das Tumorwachstum.

Bereits zum dritten Mal ist es den Organisatoren gelungen, ein hochkarätiges Vortrags- und Posterprogramm zusammenzustellen, das sowohl die tumorbiologischen Grundlagen als auch deren klinische Anwendungen umfasst. „Damit wollen wir auch ein Forum schaffen für die weitere Vernetzung der interdisziplinären Forschung auf diesem Gebiet – bis hin zur Anregung von Kooperationsprojekten“, betont Prof. Dr. Alexander Berndt vom Institut für Pathologie.

Terminhinweis:

3. Symposium „Tumor-Microenvironment – Bedeutung für Tumorbiologie und Klinik“
8. und 9. Juni 2012, Rosensäle, Fürstengraben 27, 07743 Jena