Bewerberzahlen sinken, mehr Ausbildungsplätze als Bewerber

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Bewerberzahlen sinken weiterhin
„Seit Jahren gehen die Bewerberzahlen für betriebliche Ausbildungen zurück. Das liegt hauptsächlich an der demografischen Entwicklung. Zusätzlich bewirkt der Trend zu höheren Schulabschlüssen, dass viele Jugendliche zunächst eine weiterführende Schule besuchen und damit dem Ausbildungsmarkt gar nicht oder erst später zur Verfügung stehen“, erläutert Beatrice Ströhl, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Erfurt. 1.581 Bewerber waren im März zur Halbzeit des Berufsberatungsjahres 2014/15 in Mittelthüringen – Erfurt, Weimar, Weimarer Land, Ilm-Kreis und Landkreis Sömmerda – auf Ausbildungssuche. Das sind 209 weniger als im vergangenen Jahr (-12 Prozent). „Es kommt noch eine weitere Entwicklung hinzu. Durch die besseren Marktchancen reduziert sich auch die Zahl der Bewerber, die bereits vor einigen Jahren die Schule abgeschlossen haben, jedoch bislang keine Ausbildungsperspektive gefunden haben“, sagt Ströhl. Hatten vor vier Jahren noch 44 Prozent der Bewerber ihren Schulabschluss in den Vorjahren absolviert, so sank die Zahl der Altbewerber auf derzeit 37 Prozent. Absolut sank die Zahl der Altbewerber von 886 im Jahr 2012 auf derzeit 579.

1.581 Bewerber (-12 Prozent)
2.469 betriebliche Ausbildungsstellen (+3 Prozent)
Auf 100 Bewerber kommen 156 Ausbildungsplätze

Unternehmen suchen verstärkt Nachwuchs
Unternehmen meldeten 2.469 betriebliche Ausbildungsstellen. Das waren 81 Ausbildungsplätze mehr als vor einem Jahr. Unternehmen melden ihre Ausbildungsstellen immer früher. Im letzten Jahr waren im März zur Halbjahresbilanz bereits 84 Prozent aller Ausbildungsstellen des gesamten Angebotes gemeldet. Vor fünf Jahren waren es im Halbjahr 68 Prozent.

Aktuell kommen rein rechnerisch auf 100 Jugendliche 156 Ausbildungsplätze. Vor fünf Jahren waren es noch 100 zu 107. Im Einzelnen schwanken die Stellen-Bewerber-Relationen enorm: Während in Metallbau-, Werkzeug- und Energietechnik vier Stellen pro Bewerber gemeldet sind, in Lebensmittelberufen und bei Köchen fünf, im Hoch- und Tiefbau ebenfalls fünf Ausbildungsplätze einem Bewerber gegenüber stehen, haben Jugendliche, die Florist, Tierpfleger, technischer Mediengestalter oder Veranstaltungskaufmann werden wollen, deutliche schlechtere Chancen. In diesen Berufen gibt es regional weniger Ausbildungsstellen als Bewerber.

Erfurt: Beste Stellen-Bewerber-Relation in Mittelthüringen
In der Landeshauptstadt Erfurt sank die Zahl der Ausbildungsbewerber deutlich. Im März waren 559 Jugendliche auf Ausbildungssuche. Das sind 123 Bewerber weniger als vor einem Jahr (-18 Prozent). „Der Rückgang der Bewerberzahlen liegt in den rückläufigen Schulabgängerzahlen begründet. Gleichzeitig finden viele Bewerber, die in früheren Schuljahren die Schule absolviert haben, durch die bessere Marktsituation einen Einstieg in den Ausbildungsmarkt“, erläutert Beatrice Ströhl, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Erfurt. 45 Prozent der Ausbildungsbewerber sind keine aktuellen Schulabgänger. Vor fünf Jahren lag der Anteil bei 52 Prozent. Auch führe der Trend zu höheren Schulabschlüssen dazu, dass viele Jugendliche gar nicht oder später eine Ausbildungsstelle suchen würden. In Erfurt lag der Anteil von 29 Prozent von Ausbildungsbewerbern mit  (Fach-)Hochschulreife schon immer höher als im Mittelthüringen Durchschnitt (23 Prozent). Viele weiterführende Schulen werben für einen höheren Schulabschluss.

Unternehmen meldeten 1.049 Ausbildungsstellen, 54 mehr als 2014 (+5 Prozent). Damit stehen rein rechnerisch 100 Bewerbern 188 Ausbildungsplätze gegenüber. Das ist in Mittelthüringen rechnerisch die beste Stellen-Bewerber-Relation. Dennoch sind die Chancen je nach Ausbildungsberuf sehr unterschiedlich. Für Ausbildungsbewerber in der Tierpflege, Floristik, Holzverarbeitung, technischen Mediengestaltung, im Chemielabor, in der Immobilienwirtschaft gibt es deutlich weniger Stellen als Bewerber. Deutlich bessere Chancen haben Jugendliche, die eine Ausbildung in der Ver- und Entsorgung (19 Stellen pro Bewerber), im Tiefbau (18), im Metallbau (10), im Verkauf von Lebensmitteln (10) und in der Energietechnik (7) suchen.

Top ten der Ausbildungsstellen
1.Kaufmann/-frau im Einzelhandel, 2. Fachkraft – Lagerlogistik, 3. Elektroniker/in für Betriebstechnik, 4. Koch/Köchin, 5. Verkäufer/in, 6. Kaufmann/-frau – Büromanagement, 7. Bankkaufmann/-frau, 8. Mechatroniker/in, 9. Kaufmann – Groß-/Außenhandel, 10. Hotelfachmann/-frau

Landkreis Sömmerda: Bewerber- und Stellenrückgang
Im Landkreis Sömmerda waren 220 Bewerber auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Das sind 58 weniger als vor einem Jahr (-21 Prozent). Vor allem die Zahl der sogenannten Altbewerber sank deutlich. Das sind Jugendliche, die bereits in den Vorjahren ihren Schulabschluss absolviert haben. Ihre Zahl sank von 116 und einem Anteil von 39 Prozent vor fünf Jahren auf derzeit 59 bzw. 27 Prozent.

Im Landkreis meldeten Unternehmen 227 Ausbildungsplätze. Das sind 27 weniger als vor einem Jahr. „Die Zahl der Ausbildungsstellen ist erneut gesunken. Viele Unternehmen würden gern mehr ausbilden, finden jedoch zu wenig interessierte oder geeignete Bewerber“, erläutert Heiko Thiem, Leiter der Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit in Sömmerda. So kommen derzeit auf 100 Bewerber 103 Ausbildungsstellen. Die Ausbildungsmarktchancen variieren je nach gewünschtem Ausbildungsberuf stark. So haben Bewerber mit Ausbildungsinteresse in der Landwirtschaft, Fahrzeug- und Elektrotechnik, Tourismus und Sport, in Büro und Sekretariat, Verwaltung und in der Raumausstattung schlechtere Chancen, da es im Landkreis weniger Ausbildungsplätze als Bewerber gibt. Jugendliche, die sich für eine Ausbildung im Verkauf von Lebensmitteln (13 Ausbildungsstellen pro Bewerber), in der Energietechnik (9), in der Heizungs- und Klimatechnik (5) oder  Werkzeugtechnik (4) interessieren, haben sehr gute Chancen im Landkreis.

Top ten der Ausbildungsstellen im Landkreis
1.Werkzeugmechaniker/in, 2. Fertigungsmechaniker/in, 3. Bäcker/in,
4. Fachkraft – Lagerlogistik, 5. Fachverkäuf.-Lebensm.handwerk – Bäckerei, 6. Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik 7. Mechatroniker/in,
8. Kaufmann/-frau im Einzelhandel, 9. Industriemechaniker/in,
10. Industriekaufmann/-frau

Ilm-Kreis: Deutlicher Bewerberrückgang, Leichtes Stellenplus
Im Ilm-Kreis suchen 327 Jugendliche eine Ausbildungsstelle, das sind 62 weniger als vor einem Jahr. Vor allem bei den Schulabgängern früherer Schuljahre sank die Zahl der Ausbildungsbewerber. „Es ist ein positives Signal, dass junge Menschen, die nach ihrem Schulabschluss vor einem oder mehreren Jahren nun aufgrund der besseren Chancen auf dem Ausbildungsmarkt einen Einstieg in die Berufsausbildung gefunden haben“, sagt Martina Lang, Leiterin des Geschäftsstellenverbundes der Agentur für Arbeit Arnstadt/Ilmenau. Waren vor fünf Jahren noch 41 Prozent der Bewerber sogenannte Altbewerber, so sind es derzeit 29 Prozent.

Unternehmen meldeten bis März 486 Stellen. Das sind 20 mehr als vor einem Jahr. „Die Entwicklung im nördlichen und südlichen Ilm-Kreis verläuft unterschiedlich. Während im Nordkreis die Zahl der Ausbildungsstellen um zehn Prozent steigt, ist sie im Süden um drei Prozent gesunken“, sagt Lang. Insgesamt stehen 100 Bewerbern 149 Stellen gegenüber. Je nach Ausbildungswunsch variieren die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt jedoch erheblich. Während es für Bewerber, die sich für Holzverarbeitung, den Malerberuf, die Informatik und Softwareentwicklung, die Immobilienwirtschaft, den Verkauf von Bekleidung, Elektro u.a. oder eine Ausbildung in der Arztpraxis interessieren, weniger als eine Stelle pro Bewerber gibt, sind in einigen Ausbildungsberufen die Chancen rein rechnerisch sehr gut. So gibt es in den Ausbildungsberufen der industriellen Glasherstellung elf Stellen pro Bewerber, in der Feinwerk- und Elektrotechnik sechs, in der Lebensmittelherstellung und Steuerberatung sechs, im Tiefbau, für Logistikkaufleute und Berufskraftfahrer drei Stellen pro Bewerber.

Im nördlichen Ilm-Kreis suchen 170 Jugendliche eine Ausbildungsstelle, das sind 51 weniger als vor einem Jahr. Unternehmen meldeten bis März 288 Stellen. Das sind 27 mehr als vor einem Jahr. Vor allem das Baugewerbe und das Verarbeitende Gewerbe hat sein Ausbildungsengagement verstärkt. Im Handel und Dienstleistungssektor ist die Zahl der Ausbildungsplätze leicht gesunken.

Im südlichen Ilm-Kreis suchen 157 Jugendliche eine Ausbildungsstelle, das sind 11 weniger als vor einem Jahr. Unternehmen meldeten bis März 198 Stellen. Das sind 7 weniger als vor einem Jahr. Während der Handel in diesem Jahr mehr Ausbildungsstellen gemeldet hat, sank die Zahl der Ausbildungsplätze im Verarbeitenden Gewerbe und im Gastgewerbe.

Top ten der Ausbildungsstellen im Ilmkreis
1.Elektroniker – Info-/Telekomm.technik, 2. Mechatroniker/in, 3. Kaufmann/-frau im Einzelhandel, 4. Zerspanungsmechaniker/in, 5. Fachverkäuf.-Lebensm.handwerk – Bäckerei, 6. Maschinen- und Anlagenführer/in, 7. Verkäufer/in, 8. Kfz.mechatroniker – PKW-Technik, 9. Fachkraft – Lagerlogistik, 10. Industriemechaniker/in

Weimar: Leichtes Bewerberplus
Kreis Weimarer Land: Bewerber- und Stellenplus
In Weimar waren 187 Jugendliche auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Das sind 11 mehr als vor einem Jahr. Unternehmen meldeten in der Stadt 283 Ausbildungsstellen, 4 weniger als vor einem Jahr. Damit stehen rein rechnerisch 100 Bewerbern 152 Ausbildungsstellen gegenüber. „Weimar bietet rein rechnerisch sehr gute Ausbildungsmarktchancen. Da die Ausbildungssuche über Kreis- bzw. Stadtgrenzen hinausgeht, ergänzen sich Stadt und Landkreis in den gesuchten Ausbildungsrichtungen“, sagt Wolfgang Lepper, Leiter der Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit in Weimar. So gibt es in Weimar in der Gastronomie 30 Ausbildungsstellen pro Bewerber, für Köche 27, im Handel 9, für Anlagenmechaniker 6, in der Energietechnik 4 und im Gartenbau 3. Weniger Ausbildungsplätze als Bewerber sind in den Bereichen Büro und Sekretariat, Tourismus und Sport, Verkauf ohne Produktspezialisierung, für Berufskraftfahrer und im Tiefbau gemeldet.

In diesen Bereichen gibt es im Landkreis deutlich mehr Stellen als Bewerber: Im Tiefbau, für Maler, Stuckateure, Köche, in der Lebensmittelproduktion, in der Energietechnik, im Metallbau, in der Tier- und Landwirtschaft, für Baugeräteführer, Berufskraftfahrer, in der Gastronomie, für den Verkauf von Lebensmitteln und in der Hotellerie.
Weniger Stellen als Bewerber gibt es im Landkreis in Arztpraxen, in der Verwaltung, in Tourismus und Sport und in der Informatik.
Im Kreis Weimarer Land waren 288 Jugendliche auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Das sind 23 mehr als vor einem Jahr. Unternehmen meldeten 424 Ausbildungsstellen, 37 mehr als vor einem Jahr. Vor allem Unternehmen im Maschinenbau und in der Energietechnik, im Hochbau und Innenausbau, im Handel und Restaurants meldeten mehr Ausbildungsstellen als vor einem Jahr.
Damit stehen rein rechnerisch 100 Bewerbern 147 Ausbildungsstellen gegenüber.

Top ten der Ausbildungsstellen in Weimar
1.Koch/Köchin, 2. Hotelfachmann/-frau, 3. Restaurantfachmann/frau, 4. Kaufmann/-frau im Einzelhandel, 5. Kaufmann/-frau – Büromanagement, 6. Kaufmann – Groß-/Außenhandel – Großhandel, 7. Kfz.mechatroniker – PKW-Technik, 8. Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r, 9.Maler/Lackierer – Gestaltung/Instand., 10. Anlagenmech. – Sanitär-/Heiz.-Klimatech.

Top ten der Ausbildungsstellen im Landkreis
1.Kaufmann/-frau im Einzelhandel, 2. Koch/Köchin, 3. Verkäufer/in, 4. Fachkraft – Lebensmitteltechnik, 5. Landwirt/in, 6. Dachdecker- Dach-/Wand-/Abdichtungstechnik, 7. Hotelfachmann/-frau, 8. Restaurantfachmann/frau, 9. Industriemechaniker/in, 10. Kaufmann – Groß-/Außenhandel – Großhandel