Der 13. August 2011 ist nicht nur ein nationaler, sondern auch ein Gothaer Gedenktag

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Menschen in allen Teilen Deutschlands gedenken am 13. August 2011 des 50. Jahrestages des Mauerbaus in Deutschland, jener Wand aus Beton, Stacheldraht und Munition, die kaum überwindbar und für den Menschen abschreckend sichtbar, ein jahrtausende altes Vaterland teilte und damit die Trennung Europas manifestierte. Neunundzwanzig Jahre hat diese Mauer Deutsche in Ost und West getrennt, Freiheiten eingeschränkt, hat Besuche nur zu Verwandten und im Rentenalter ermöglicht und den freiheitlichen Geist im Osten in enge Grenzen gezwungen.

„Wir Gothaerinnen und Gothaer haben vielfache Beziehungen aus den Jahren der deutschen Teilung, denn die nach dem Mauerbau 1961 eingerichtete Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter, in der alle Grenzzwischenfälle registriert worden sind, war ein wichtiger Knackpunkt im Städtepartnerschaftsvertrag 1988 zwischen Gotha und Salzgitter. Nur der beherzte Kampf des damaligen Oberbürgermeisters Hermann Struck in Salzgitter verhinderte, dass mit der Einbringung solcher Passagen in den Vertrag die Zusammenarbeit scheiterte“ betonte Oberbürgermeister Knut Kreuch in einem Statement zum Jahrestag des Mauerbaus. Weiterhin führte Gothas engagierter Kommunalpolitiker aus: „Wir sollten auch nicht die Menschen von nebenan vergessen, die an der Grenze mitten in Deutschland starben, so wie der am 11. September 1951 in der Kastanienallee in Gotha geborene Rainer Olaf Liebeke, der am 3. September 1986 bei einem Fluchtversuch im Sacromer See in der Nähe von Potsdam ertrank. Er ist einer von 1.065 Grenz- und Mauertoten (Quelle: Museum Haus am Checkpoint Charlie vom 13.8.2004). Am 3. September ist ein halbes Jahrhundert vergangen, seit dem Tode dieses 35-jährigen Mannes, der als Taxifahrer in Gotha lebte und in seiner Freizeit ein aktiver Motorradsportler war. Seit 1974 war Rainer mit Elke Drutschmann verheiratet und im gleichen Jahr erblickte Sohn Kay das Licht der Welt.

Erst Tage nach seinem Tod wurde Rainer Liebekes Frau von der Staatssicherheit über den Tod des Mannes informiert und das Schicksal wollte es, dass er am 3. Oktober 1986 auf dem Friedhof Gotha seine letzte Ruhe fand, dem Tag, an dem sich dreizehn Jahre später beide deutschen Staaten wieder zu einem Vaterland vereinigten. Frau und Sohn verließen Gotha 1988 und wurden in die BRD ausgewiesen.

„Auch unser Gothaer Andreas Kieling hat 1978 den Osten Deutschlands verlassen, ist durch die Donau bei Bratislava nach Österreich geschwommen, wurde von Kugeln getroffen, schaffte schwer verletzt den Sprung über die Grenze. Diese Freiheit gab ihm die Möglichkeit Deutschlands bekanntester Tierfilmer zu werden, der in seinem Buch „ein deutscher Wandersommer“ seine Trennung von und die Heimkehr nach dem heimatlichen Gotha verarbeitete.

Am Grab von Rainer Liebeke hat Oberbürgermeister Knut Kreuch im Namen der Stadt Gotha einen Blumenschmuck nieder gelegt. Die schlichte Inschrift „Die Erinnerung bleibt“ war für die Ehefrau, den Sohn und die Eltern wohl damals das einzige Zeichen der Trauer Ausdruck zu geben.