Der Franzose Prof. Dr. Olivier Guillon ist neuer Werkstoffwissenschaftler der Uni Jena

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Die faszinierende Welt der Steine und Mineralien zog Olivier Guillon bereits in seiner Kindheit in ihren Bann. Folgerichtig wählte der gebürtige Straßburger ein Ingenieurstudium an der Ecole des Mines in d’Ales. „In Ales konnte ich nach dem Grundstudium die Ergänzungsrichtung Materialwissenschaften studieren“, sagt Guillon.

Nun ist der Elsässer, der zuletzt an der TU Darmstadt eine Emmy-Noether-Gruppe geleitet hat, als Professor für Mechanik der funktionellen Materialien an die Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen worden. Guillons Forschungsschwerpunkt sind die keramischen Werkstoffe, mithin, wie er lächelnd sagt: „künstliche Steine.“ Es handele sich dabei um äußerst zukunftsträchtige Materialien, sagt Prof. Guillon. Bereits jetzt seien Laptops und Mobiltelefone ohne die keramischen mikroelektronischen Komponenten nicht mehr vorstellbar. Die Herausforderung für die Zukunft heiße, Bauteile wie Multischichtkondensatoren immer weiter zu miniaturisieren.

Die Entscheidung für Jena sei ihm nicht schwergefallen, sagt Olivier Guillon. Schließlich sei wohl jeder Franzose mit dem Namen der Stadt vertraut. Doch nicht allein die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt begründe den Ruf Jenas, wichtiger sei der Industriestandort, für den Namen wie Zeiss, Schott und Abbe standen. Olivier Guillon sieht großes Entwicklungspotential für Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie in Jena, setzt aber zugleich auf die geballte Kraft der Region. „Wir werden sicher mit dem Hermsdorfer Institut für Technische Keramik, dem Otto-Schott-Institut und der Fachhochschule Jena kooperieren“, sagt er. Gemeinsam werde es sicher gelingen, die Potenziale keramischer Werkstoffe weiter auszuloten. Dass der Franzose sich selbst nicht zu verstecken braucht, belegen die Auszeichnungen, die er bereits gesammelt hat. So wurde ihm 2010 der Masing-Gedächtnispreis der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde verliehen. In diesem Jahr kam der Materials Science and Technology Prize der Federation of European Materials Societies dazu sowie jüngst der Robert L. Coble Award für Young Scholars, den die American Ceramic Society vergibt. Der Coble-Award ist weltweit die höchste Anerkennung für Keramiker.

Die wissenschaftliche Begeisterung für nichtmetallisch-anorganische Werkstoffe ist aber nur die eine Seite des 35-jährigen Neu-Jenaers. Im Anschluss an sein Ingenieurstudium an der Bergbauschule in Ales studierte Guillon das Fach Orgel am Konservatorium in Besançon. Die Liebe zur Wissenschaft habe letztlich den Sieg davongetragen, sagt Olivier Guillon. Dennoch möchte er auf die musische Betätigung nicht verzichten. Bereits in Darmstadt war der Materialforscher in seiner Freizeit als Organist tätig, nun sucht er auch in Jena nach einer freien Stelle an der Orgel. Die Begeisterung für die Musik teilt er mit seiner Frau Soline, die als Organistin und Cembalistin arbeitet. Komplettiert wird die Familie Guillon durch den zweieinhalbjährigen Sohn Mark.