Der öffentliche Dankesbrief einer Mutti, die ihren Sohn wieder hat

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Es sind die Bilder, die ich nicht vergessen werde. Nie mehr. Die Bilder habe ich ständig vor Augen. Immer noch. Und immer wieder … Mein Sohn Lucas, wie er auf der Straße liegt, vor Schmerzen schreiend.  Beim Überqueren der Helenenstraße lief Lucas damals zwischen zwei geparkten Fahrzeugen hindurch und wurde von einem Auto erfasst.

Dabei dachten wir zunächst, es wäre noch glimpflich abgegangen. Das Bein war gebrochen. Aber Lucas war ansprechbar, der Notarzt schnell da. Kurz gesagt: Zunächst ahnte niemand etwas von der Schwere seiner Verletzungen.  Erst im Gothaer Helios-Klinikum erkannten die Ärzte, dass er in Lebensgefahr schwebte. Sechs Rippen waren gebrochen, ebenso wie sein Becken – an drei Stellen. Zudem war seine Lunge zusammengefallen.

Das Leben von Lucas hing am seidenen Faden. Nach einer sofortigen Not-OP wurde er mit dem Hubschrauber ins Erfurter Helios Klinikum geflogen. Was folgte, war die schlimmste Woche in unserem Leben. Denn mein Mann Kersten und ich konnten nicht helfen – sondern nur verfolgen, wie Lucas auf der Kinderintensivstation um sein Leben kämpfte.  Und uns quälte die Ungewissheit. Die nackte Angst. Denn nichts ist schlimmer, als sein Kind zu verlieren …

Erst als er nach sieben Tagen auf die Kinderchirurgie verlegt wurde, konnten wir ein wenig aufatmen. Und hoffen, dass er alles übersteht. Gut übersteht! Jetzt sind einige Wochen vergangen! Lucas hat es überstanden. Gut, ohne Folgeschäden. Es ist einfach nur ein Glück!
Und ich möchte die Gelegenheit nutzen – und mich hiermit bei den Ärzten und dem medizinischen Personal der Helios-Kliniken in Gotha und Erfurt bedanken!

Alle haben sich so wundervoll um Lucas gekümmert, dass ich es gar nicht so in Worte fassen kann, wie es sein müsste. Denn hier – an dieser Stelle – einfach nur „DANKE“ zu sagen, reicht eigentlich gar nicht aus. Ein ganz besonderer Dank gilt Dr. Engelmann, Oberarzt der Gothaer Unfallchirurgie. Er hat immer wieder angerufen und nach Lucas gefragt. Und wenn wir Fragen hatten, stand er uns mit Rat und Tat zur Seite!
Was gibt es noch zu erzählen? Nach sechs Wochen begann Lucas mit der Reha in Sülzhayn. Diese sollte noch einmal genauso lange dauern. Lucas‘ Vater, Kersten, war die ganze Zeit über bei ihm. Lucas konnte bald erste Schritte auf Krücken machen. Erst ab da wagten wir zu hoffen, dass er wieder vollkommen gesund wird.

Überhaupt – in dieser Reha wurde uns erstmals bewusst, dass Lucas ein ganzes Geschwader Schutzengel gehabt haben muss. Wir haben bei anderen Kindern gesehen, was alles hätte passieren können. Es ist eigentlich ein Wunder, dass Lucas keine Folgeschäden davonträgt.
Auch unserer Familie schulden wir riesigen Dank. Die hat immer hinter uns gestanden und uns in dieser schweren Zeit Halt gegeben! Ich will betonen, dass wir der Fahrerin des Wagens keine Schuld geben. Das hätte jedem passieren können!  Auch sie hat sich ständig nach Lucas‘ Zustand erkundigt.

Zu all der Freude und Dankbarkeit, dass Lucas endlich wieder bei uns ist, mischt sich aber leider auch ein wenig Enttäuschung.  Darüber, dass in der Helenenstraße noch immer 50 km/h erlaubt sind, obwohl sich eine Kita, eine Musikschule und ein Kindertherapiezentrum in dieser Straße befinden. Ich glaube schon, dass die Stadt hier etwas tun sollte. Ich möchte nicht, dass einer anderen Mutti das Gleiche passiert.

Auch, wenn es für uns letztendlich gut ausgegangen ist. Wir sind  dankbar!

Susanne Fließbach & Familie
Gotha, 24. Juni 2011

Publiziert am 03. Juli 2011, 14:13 Uhr; Erschienen in der aktuellen Ausgabe – Oscar-am-Freitag