Eindringling aus Omas Garten

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Jena (FSU/US) Eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten, die die heimische Fauna und Flora verdrängen und die Artenvielfalt bedrohen, stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „Biologische Invasionen“ im Phyletischen Museum der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Noch bis Ende September stellt sie beispielhaft solche Eindringlinge vor, die auch Jenaer Bürgerinnen und Bürger in ihrer unmittelbaren Umgebung finden können.

Dabei sind manche der Invasoren mittlerweile schon so lange auch in unseren Breiten „zu Hause“, dass man sie gar nicht mehr als Fremdlinge erkennt: etwa die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis). Sie wurde bereits im 17. Jahrhundert als Zierpflanze nach Europa gebracht und hat seit dem 19. Jahrhundert einen europaweiten Siegeszug auf Brachflächen, trockenen Wiesen, Böschungen und Bahndämmen angetreten.

Auch in Jena und im Saale-Holzland-Kreis ist die Kanadische Goldrute inzwischen weit verbreitet und deshalb von den Ausstellungsmachern des Phyletischen Museums zur invasiven Pflanze des Monats August gekürt worden. „Da die Pflanze eine hohe Zahl von Samen produziert, kann sie brachliegende Flächen sehr schnell besiedeln und die Vegetation dominieren“, begründet Dr. Gunnar Brehm die Wahl.

„Wie bei fast allen biologischen Invasionen besteht das Hauptproblem in der Verdrängung anderer Arten“, so der Kurator der Ausstellung im Phyletischen Museum. Die Goldrute zeige sich äußerst flexibel in Bezug auf die Boden- und Standortbedingungen. Pflanzen wie Wasserdost, Natternkopf oder Flockenblume unterliegen daher im Konkurrenzkampf mit ihr fast immer. „Man kann sagen, dass die Wettbewerbsbedingungen ziemlich unfair sind“, erläutert Brehm. Denn: die Kanadische Goldrute ist praktisch resistent gegen Schädlinge, da ihr hier die natürlichen Feinde fehlen. „Während in Nordamerika fast 300 Insektenarten an der Goldrute nachgewiesen wurden, finden sich in Europa weniger als 20“, weiß Brehm. Außerdem sondere die Goldrute chemische Substanzen (sogenannte Diterpene) ab, die konkurrierende Pflanzen im Wuchs schwächen.

Brehm sieht zwar kein Problem darin, die Goldrute weiterhin im eigenen Garten anzupflanzen. Doch gerade in ländlichen und stadtrandnahen Gebieten sei es wichtig, die Pflanzen nach der Blüte abzuschneiden, damit die Samen nicht in die Umgebung gelangen. „Außerhalb von Gärten sollten Goldruten mindestens zwei Mal im Jahr gemäht werden, was die weitere Ausbreitung verhindert und die Pflanzen langfristig zurückdrängt.“ Schwierig sei die Situation oft in Naturschutzgebieten, die meist nur einmal im Jahr gemäht würden. „Problematisch ist die Situation häufig an Bahn- und Straßenböschungen, die nur selten gemäht werden, da sich die invasiven Pflanzen entlang dieser Korridore höchst effektiv ausbreiten können und von dort aus weiter in die Landschaft vordringen.“

Die Ausstellung „Biologische Invasionen“ im Phyletischen Museum (Vor dem Neutor 1) läuft noch bis Mitte September. Öffnungszeiten sind täglich von 9 bis 16.30 Uhr. Weitere Informationen unter: www.phyletisches-museum.uni-jena.de/ausstellung-sonderausstellungen.html.

Foto: Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) in Jena, aufgenommen an einem Bahndamm an der Ringwiese (Foto: Gunnar Brehm/FSU).