Geburtstagsfeier für den ICE Weimar als Protest gegen Streichungen der Deutschen Bahn

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Berlin/Weimar. Weimar kann sich zwar über einen ICE freuen, der den Namen der geschichtsträchtigen Stadt trägt, muss aber seit mehr als einem Jahr mit den
empfindlichen Streichungen bei den Fernverkehrshalten durch die Deutsche Bahn leben.

Von 49 auf jetzt elf Halte kürzte der Konzern, statt drei Minuten zu halten, rauschen die Schnellzüge durch den Hauptbahnhof der Klassikerstadt. Begründung der Bahn: Die drei Minuten für einen Halt fehlen wegen der nicht einsetzbaren Neigetechnik der Züge und einem erhöhten Baustellenaufkommen. Seit über einem Jahr protestiert das Aktionsbündnis „Nächster Halt – Weimar!“ gegen die Abnabelung von der Pulsader der Reiseströme, dem allmählichen Verschwinden von der ICE-Landkarte und der fehlenden direkten Erreichbarkeit durch Millionen von(Kultur-)Touristen und Kongressgästen.

„Weimar ist das Ziel für alle Menschen, die deutsche Geschichte und europäische Kultur am authentischen Ort erleben wollen. Millionen Touristen, Wissenschaftler und Kongressgäste wissen das und wollen dorthin, nur der Bahn-Fernverkehr fährt vorbei“, kritisiert Professor Christoph Stölzl, Präsident der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar.

Dieses Los teilt Weimar als besonderer Symbolort der deutschen Geschichte mit einer Vielzahl anderer deutscher Mittelstädte, deren Fernverkehrsanbindung von der Bahn AG Schritt für Schritt reduziert wird. Seit 1999 sank die Zahl der ICE- und IC-Abfahrten in rund 80 Städten schon um mehr als 30 Prozent (Wirtschaftswoche, 7.11.2011). Bahn-Vorstand Dr. Rüdiger Grube (Bahn AG) hatte bei einem Besuch im Sommer 2011 in Weimar zugesichert, sich persönlich für eine Verbesserung der Situation zu verwenden. Bislang ohne zählbaren Erfolg. Das Aktionsbündnis als Zusammenschluss von Vertretern der Weimarer Kulturinstitutionen, der Wirtschaft und der Hochschulen fordert die Rücknahme der Kürzungen. Mit Blick auf den Ausbau der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen München und Berlin will man außerdem sicherstellen, dass Weimar auch darüber hinaus an einen durchgängigen Fernverkehr angebunden bleibt: „Wenn die Pläne der Bahn bedeuten, dass Städte wie Weimar nicht mehr mit dem ICE erreichbar sind, dann muss die Bundesregierung den Auftrag der Bahn überdenken“, fordert
Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf.