Gothaer in Jena ohne jede Chance

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Es klingt wie eine Meldung der Raumfahrtbehörde NASA, betrifft jedoch ein ganz gewöhnliches Basketballspiel. Naja, vielleicht nicht ganz gewöhnlich, schließlich ging es in dieser Begegnung um die Basketball-Vormachtstellung eines Bundeslandes.

Science City Jena feierte am späten Sonntagnachmittag im ersten Thüringen-Derby der jüngeren Vereinsgeschichte einen deutlichen und hochverdienten 83:60-Sieg gegen die Oettinger Rockets Gotha, dominierte die Gäste über große Teile der Partie.

Dabei war es der Start war es, der dieses Duell prägte und das Team um Science-City-Coach Georg Eichler früh in die Siegerstraße einbiegen ließ. Die Westthüringer hingegen blieben in den Startblöcken sitzen, mussten mitansehen, wie sich die durch ihren letzten Sieg in Kirchheim beflügelten Jenaer Punkt um Punkt absetzen konnten.

Kaum zwei Minuten gespielt, zog Gäste-Trainer Marko Simic die erste taktische Notbremse, nahm beim Stand von 5:0 durch Sanijay Watts die erste Auszeit. Doch auch der Weckruf des Schweizers verhallte offensichtlich ungehört. Über 9:2, 13:4 und 16:6 spielte sich die Jenaer Jungs bereits im ersten Viertel in einen Rausch, legte nach und feierten beim 30:13 nach dem Auftaktviertel die wohl beste Leistung der bisherigen Saison.

Alles passte, der Ball lief wie an der Schnur gezogen durch die Reihen der Gastgeber und so wirkte der von den gut 200 mitgereisten Gothaer Fans angestimmte „Jetzt geht’s los-Chor“ nach einem Dreipunktspiel von Jan Lipke zum 27:11 wie Galgenhumor. Unbeirrt drehte Science City auch nach Einstieg in den zweiten Spielabschnitt an der defensiven Schraube.

Zunächst blockte Kenny Barker einen Distanzwurf von Lipke spektakulär um wenigen Sekunden später auf 33:13 zu erhöhen. Spätestens nach zwei verwandelten Freiwürfen durch Sanijay Watts zum 46:18 schien sich das Gastspiel des Aufsteigers an der Saale in Richtung Debakel zu entwickeln.

Bis zum 51:32-Halbzeistand gelang es den Rockets zwar im Rahmen leichter Ergebniskosmetik den Zwischenstand auf ein halbwegs erträgliches Maß zu reduzieren, die strahlenden Gesichter der Jenaer Fans vor der Halle sprachen jedoch Bände über die die Leistung von Science City in der ersten Hälfte.

Das dritten Viertel, Jenas Problemzone, entwickelte sich zwar zum punkteärmsten Spielabschnitt des gesamten Derbies, ging wie befürchtet an die Oettinger Rockets, ließ Science City nach dem 62:46-Zwischenstand noch genügend Luft um mit positiver Energie in das letzte Viertel zu starten.

Hier waren es Lee Jeka und Christoph Roquette, die mit vier Punkten am Stück zu Beginn der finalen zehn Minuten wieder auf 66:46 erhöhten. Allerspätestens in dieser Phase waren die Westthüringer demoralisiert, ließen sich bis auf 78:50 (35.) zurückfallen.

Nachdem ein Pass von Josip Peric Nachwuchskollege Fabian Strauß erreichte, der junge Flügelspieler abdrückte und mit einem Dreier auf 81:50 erhöhte, hatten sich die 1000 Zuschauer längst erhoben. Unter dem Beifall der Jenaer Fans sorgte Aurimas Adomaitis mit einem Korbleger für einen Endstand, den in dieser Deutlichkeit wohl keiner auf dem Zettel hatte. Das obligatorische Uffta mit den eigenen Fans folgte, bevor Jenas Spieler am Sonntagabend nach zwei Spielen innerhalb von 48 Stunden endlich in ihr wohlverdientes Wochenende gehen konnten.

So blieb Gäste-Trainer Marko Simic nur die Rolle des Gratulanten, der am verdienten Jenaer Sieg keine Zweifel aufkommen ließ. „Kompliment an Georg und das Jenaer Team. Sie haben heute mit der höheren Intensität gespielt, sind aggressiver in die Zweikämpfe gegangen und haben völlig verdient gewonnen“, sagte der Schweizer.

Jenas Coach hingegen lobte die positive Energie, die seine Mannschaft nach dem Erfolg in Kirchheim auch für das Thüringen-Derby konservieren konnte. „Der Sieg bei den Knights hat die Köpfe meiner Spieler freigemacht. Das war eine sher starke Leistung meiner Jungs, der zu keinem passenderen Zeitpunkt hätte kommen können. Trotzdem möchte ich in dieser ausgeglichenen Liga auch gleich ein wenig auf die Euphorie-Bremse treten. Auch die nächste Partie gegen Essen wird nicht einfacher“, so ein zumindest in diesem Moment rundum zufriedener Jenaer Trainer.

Tom Prager

Auf dem Bild ist Jan Lipke im Kampf um den Ball mit Ermen Reyes-Napoles zu sehen (Fotonachweis: BiG / Gleichmar).