Hitchcock gegen Gießen

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Trotz seines am Freitag zugezogenen Beinbruchs während einer morgendlichen Jogging-Runde kann Trainer Björn Harmsen mit seinem Team auf ein erfolgreiches Wochenende zurückblicken.

Science City Jena meisterte zumindest eine Aufgabe des Doppelspiel-Wochenendes, schlug Ex-Tabellenführer Heidelberg bevor man am Sonntagabend dem Erstliga-Absteiger aus Gießen im Verlauf eines Hitchcocks-Thrillers mit 71:73 unterlag. Vor einer stimmungsvollen Kulisse von 1103 emotional mitgehenden Zuschauern, darunter auch knapp 40 Gästen aus Hessen, benötigten die Saalestädter nach dem kräftezehrenden 102:100-Sieg am Neckar fast die komplette erste Halbzeit um auf Betriebstemperatur zu kommen.

Zunächst waren es die Lahnstädter, die in Lobeda-West den Ton angaben, Jenas Druck clever konterten und sich eine schnelle 10:17-Führung erspielten. Gießen-Flügel Thierno Agne bediente den Briten Miles Hesson per Alley oop, der das Leder durch Jenas Ring prügelte. In der Folge kam das Harmsen-Team zwar besser in die Partie, fand gegen die aggressiv zu Werke gehenden Gäste bis zum Ende des ersten Spielabschnitts aber noch nicht die richtigen Mittel.

Während die 46ers beim 15:25-Viertelspand mit einem 10-Punktevorsprung in die erste Pause gingen, diese aus Jenaer Optik nach Robert Chubbs Dunk zum 17:29 (13.) bedrohliche Ausmaße annahm, ordnete Harmsen seine Mannschaft in der sich anschließenden Auszeit neu. Angetrieben von den Fans auf der Tribüne lies Science City den Gießener Vorsprung Punkt um Punkt schmelzen. Allen voran Jenas talentierter Nachwuchs-Center Daniel Mayr entwickelte sich in dieser Phase zu einem wichtigen Impulsgeber für die Saalestädter. Immer wieder abprallende Bälle fangend, passend und selber verwertend hielt der Junioren-Auswahlspieler seine Mannschaft auf Schlagdistanz.

Vom Ehrgeiz des Junioren-Auswahlspielers entsprechend angestachelt, zogen seine Mannschaftskollegen nach. Garrett Sims Distanzwürfe zum 27:33 und 30:33 (18.) sorgten für Jenas Anschluss und den langsam überkochenden Hexenkessel kurz vor der Halbzeitpause. Nachdem Science City Jena 58,5 Sekunden vor der Halbzeitsirene durch einen Freiwurf von Dennis Tinnon zum 36:35 erstmalig in Führung gehen konnte, verstärkten die Hausherren den defensiven Druck auf die Hessen. Den Gäste in ihren Angriffsbemühungen kaum noch Luft zum Atmen lassend, erkämpften sich die Thüringer eine verdiente 39:37-Pausenführung.

In einem sich auch während der zweiten Hälfte zuspitzenden Drama waren es nach Wiederanpfiff zunächst die Gäste, die besser ins Spiel fanden. Trotz eines durch Kristian Kuhn herausgeworfenen 41:37-Vorsprungs (21.) kam Gießen nach einem Dunk von Thierno Agne zum 43:43-Ausgleich, war zurück im Duell um den Sieg. Nachdem sich die Hessen bis zum Viertelende kontinuierlich einen leichten Vorteil erspielen konnten wurden sie bis zur Viertelsirene abermals von Science City kalt erwischt.

Einmal mehr war es Garrett Sim, der unter Jenas Fans für den hochgerissene Arme sorgte, mit seinem Dreier nur zwei Sekunden vor der Viertelpausen-Sirene zum 54:52 traf. Für einen vorgezogenen Tatort sorgte der sich anschließende finale Spielabschnitt. Bis zum 61:61 lieferten sich die beiden längst ihrer Visiere entledigten Kontrahenten einen offenen Schlagabtausch.

Als Gießen sich zwei Minute vor dem Ende auf 61:65 absetzen konnte, einen Sieg entgegensteuerte, sorgte Sims Wurf aus der Distanz zum 67:67 (77 Sekunden) für ein Herzschlagfinale. Science City Jena erspielte sich zwar noch einmal einen 71:70-Vorsprung (29,8 Sekunden) kassierte aber 14 Sekunden vor der Schlusssirene den letztendlich siegentreisenden Korb durch den Gießener Robert Chubb zum 71:72. Myles Hesson sorgte vier Sekunden vor Ultimo mit einem seiner beiden verwandelten Freiwürfe für die endgültige Entscheidung.

SCJ: Sim 21, Hudson 14, Mayr 8, Tinnon 7, Schaffartzik 7, Rush 6, Reyes-Napoles 3, Kuhn 3, Wendt 2, Voigtmann