Jugendliche aus aller Welt erforschen die Geschichte des Konzentrationslagers

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Giuseppe aus Italien, Sevgi aus der Türkei und Chia-Ching aus Taiwan sind derzeit in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte der Gedenkstätte Buchenwald zu Gast. Sie gehören zu den 18 bis 26jährigen Teilnehmern am diesjährigen internationalen Workcamp der Vereinigung Junger Freiwilliger (VJF). Die insgesamt 19 Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind aus Deutschland, Georgien, Italien, Japan, Korea, Mexiko, Russland, Spanien, Taiwan, der Türkei und Weißrussland nach Weimar gereist. Betreut werden sie durch Joachim König, Pädagogischer Mitarbeiter der Gedenkstätte Buchenwald. Vom 16. bis zum 29. August setzen sie sich praktisch mit der Geschichte Buchenwalds auseinander und engagieren sich zugunsten der Erforschung, Dokumentation und Erinnerung an die dort begangenen Verbrechen.

Der Schwerpunkt des diesjährigen VJF-Workcamps liegt auf archäologischen Grabungen in der Gedenkstätte Buchenwald. Geborgen werden dabei insbesondere Alltagsgegenstände aus dem Lager wie Löffel, Ess- und Trinkgefäße und Flaschen. Unter fachlicher Anleitung von Stefanie Masnick, Restauratorin an der Gedenkstätte Buchenwald, werden die Fundstücke dann gesäubert, restauriert und konserviert. Individuellen Spuren an einzelnen Gegenständen wie Namen oder Häftlingsnummern wird im Archiv der Gedenkstätte nachgegangen. Bei guter Überlieferungslage können die Teilnehmer des Workcamps biographische Daten, Deportationswege und persönliche Schicksale der Besitzer nachvollziehen. Dadurch setzen sie sich konkret mit den historischen Ereignissen auseinander und tragen zur Erforschung der Buchenwald-Geschichte bei.

Weiterhin arbeiten die Teilnehmer an der Erhaltung des „Gedenkwegs Buchenwaldbahn“. Sie sorgen dafür, dass die Strecke zwischen Obelisk und Gedenkstätte begehbar bleibt, indem sie beispielsweise Entwässerungsgräben von Laub und Ästen befreien. Außerdem arbeiten sie an weiteren Gedenksteinen für deportierte Kinder und Jugendliche. 111 von ihnen, die als jüdische Häftlinge aus Ungarn in das KZ Buchenwald verschleppt worden waren, brachte die SS am 6. Oktober 1944 zur Ermordung in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Recherchen im Archiv der Gedenkstätte Buchenwald zu individuellen Schicksalen sind auch hier Teil der Arbeit. Weitere Informationen zum Gedenkweg finden Sie unter www.gedenksteine-buchenwaldbahn.de.

Neben praktischen Tätigkeiten beinhaltet das Programm des Workcamps inhaltliche Diskussionen auch über aktuelle Fragen und Probleme. Besonders gesellschaftliche Themen wie Rassismus, Diskriminierung, Xenophobie, sowie Antisemitismus und Antiziganismus stehen im Fokus. Dabei bringen die Jugendlichen eigene Erfahrungen aus ihren unterschiedlichen Herkunftsländern mit ein. Weiterhin stehen Erkundungen in Weimar, Erfurt und Leipzig mit Besuchen von Museen und Ausstellungen auf dem Programm.

Bereits seit 1990 realisiert die Gedenkstätte Buchenwald regelmäßig mit unterschiedlichen Trägern Workcamps. Der im selben Jahr gegründete VJF engagiert sich für Völkerverständigung, Frieden und Umwelt. In über 70 Ländern führt er internationale Workcamps durch, um junge Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. Zusätzlich vermittelt der VJF Möglichkeiten für einen weltweiten Freiwilligendienst und betreibt in Berlin eine eigene Projekt- und Begegnungsstätte. Zudem bietet der Verein ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in den Bereichen Nachhaltigkeit, Natur- und Umweltschutz an.