Keine Angst vor Tieffliegern

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Häufiger als sonst schweben während der letzten Augustwochen Wespen im Tiefflug über unsere Kaffeetische oder belagern unsere Grillfeiern. Insbesondere die Gemeine und die Deutsche Wespe können dem Menschen lästig werden, da sie auf süße Getränke und Speisen sowie Grillfleisch stehen.

„Während ihrer Flugmanöver darf man auf keinen Fall nach Wespen schlagen, sie wegpusten oder sonst irgendwie hektisch reagieren“, rät Rainer Hanke, Wespenberater beim NABU Thüringen. Vielmehr gilt es, Ruhe zu bewahren; auch ist es durchaus spannend und unterhaltsam, Wespen einfach nur mal ruhig zu beobachten. Interessant kann es zum Beispiel werden, wenn die gelbbraunen Plagegeister ein Stückchen Kochschinken von der Wurstplatte ergattern und damit behäbig wegfliegen. Die Tiere beißen und schneiden an der Scheibe Schinken herum, bis sich endlich ein kleines Stückchen herauslöst. Dabei bewegen sie aufgeregt ihren Hinterleib, um nach Luft zu schnappen. Den Schinken und das darin enthaltene Eiweiß benötigen Wespen für die Aufzucht ihrer Brut. Zucker aus süßen Säften und Kuchen dient dagegen der eigenen Versorgung.

Rainer Hanke erklärt: „Wespen und Hornissen haben ihren schlechten Ruf gar nicht verdient, denn sie sind niemals grundlos aggressiv, sondern stechen nur zur Verteidigung des Nestes und ihres eigenen Lebens.“ Wespen leisten sogar wichtige Dienste für Landwirte und Gärtner, indem sie unerwünschte Insekten, wie Raupen und Fliegen, fangen.

Gemeinhin kann man mit allen Wespenarten ohne Stress leben, wenn man einige Ratschläge beachtet. So ist es ratsam, süße Speisen und Getränke im Freien abzudecken und Kindern nach dem Verzehr von Speisen den Mund und die Finger abzuwischen. Am aller wichtigsten ist es allerdings, nicht nach den Wespen zu schlagen oder sie wegzupusten. Außerdem sollte man Barfußlaufen auf Wiesen mit Fallobst vermeiden und sparsam mit Parfum und anderen duftenden Stoffe umgehen. Wer die ungeliebten Tischgäste fernhalten möchte, der kann es auch gerne mit einer Ablenkfütterung probieren. Überreife Weintrauben sind dazu bestens geeignet. Die Trauben fünf bis zehn Meter vom Ort des eigentlichen Geschehens entfernt aufgestellt, halten Wespen in Schach. Ungeeignet dafür sind dagegen unverdünnte Marmeladen oder reiner Honig;. deren süße Substanzen wirken weniger gut und können die Tiere sogar aggressiv machen. Wenn man trotz aller Vorsicht doch einmal gestochen wird, sollte der Stich schnell gekühlt und bei Allergieverdacht sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Auch Wespennester am Haus stoßen bei Hausbesitzern oft auf Ratlosigkeit und es ist gut, mit der Entfernung des Wespennestes zu warten, bis das Wespenvolk im Herbst abstirbt. Aber normalerweise besiedeln die Tiere das Nest im nächsten Jahr ohnehin nicht wieder. Hanke empfiehlt, die Nester noch über den Winter hängen zu lassen, damit nützliche Insekten darin überwintern können. Nester von geschützten Arten dürfen nur in Ausnahmefällen umgesiedelt werden. Aber Hände weg von „bewährten Hausmitteln“ und Tipps von „guten Freunden“! Für solche Arbeiten sind Fachleute mit einem entsprechenden Sachkundenachweis die geeigneten Ratgeber. Eine Liste zu Fachleuten in Thüringen und weitere Informationen zum Thema Wespen finden sich unter www.NABU-Thueringen.de. Beraten können aber auch die Unteren Naturschutzbehörden.

Interessante Praxistipps im Umgang mit Wespen liefert die Broschüre „Bienen, Wespen und Hornissen – Kein Grund zur Panik“. Die Broschüre erhalten Sie gegen Einsendung eines Unkostenbeitrages von 3,00 Euro (inkl. Porto) in Briefmarken beim NABU Thüringen in Leutra 15, 07751 Jena, Tel.: 03641/60 57 04.